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Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,0, Christian-Albrechts-Universität Kiel, Veranstaltung: Osmanen, Tataren, Moskowiter. Europa und der Osten im ausgehenden Mittelalter., Sprache: Deutsch, Abstract: Die Goldene Horde grenzte an die Fürstentümer der Rus, welche von den Mongolen durch Kampfhandlungen und brutale Feldzüge unterworfen wurden. Demzufolge ist in der einschlägigen Literatur häufig die Rede davon, dass die Rus durch den Einfall der Mongolen in ihrer Entwicklung erheblich zurückgeworfen wurde - sei es auf der politischen, wirtschaftlichen oder soziokulturellen Ebene. Ebenjene weitverbreitete Annahme beziehungsweise Schlussfolgerung stellt den Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit dar. Es wird untersucht, ob die mongolische Oberherrschaft tatsächlich ausschließlich negative Folgen für die mittelalterliche Rus und gegebenenfalls für das gegenwärtige Russland hervorrief oder ob sich die Auswirkungen im Laufe der mongolischen Herrschaftszeit als vielfältiger und womöglich gar als positiv erwiesen.
Die Mongolen waren ein zentralasiatisches Volk, das im Mittelalter durch seinen schreckenserregenden Ruf länderübergreifende Bekanntheit erlangte. Das von Brutalität und Aggression geprägte Bild der Mongolen hat sich seitdem in vielerlei Köpfen verfestigt und oft sind lediglich Dschingis Khan oder der Mongolensturm die einzigen Assoziationen, die in Verbindung mit der mongolischen Geschichte aufkommen. Im mittelalterlichen Europa wurden die Mongolen als fremde und primitive Barbaren angesehen, welche aufgrund ihrer nomadischen Lebensweise über keine mit den sesshaften Europäern vergleichbare Kultur verfügten. Ihr Erscheinen beziehungsweise ihr Einfall wurde als Strafgericht Gottes für die von den Christen begangenen Sünden empfunden und entsprechend verunglimpft. Fakt ist jedoch, dass dieses Reitervolk, obgleich nur von kurzer Dauer, das größte Landreich der Menschheitsgeschichte besaß, dessen Machtbereich in seiner größten Ausdehnung um 1260 vom Pazifik bis nach (Ost-)Europa reichte.
Als dieses Weltreich nach einem mehrjährigen Aufteilungsprozess schließlich um 1260 in vier Teilreiche, in die sogenannten Khanate aufgeteilt war, bildete die Goldene Horde eines jener Khanate. Falls Letzteres der Fall sein sollte, gilt es zudem herauszuarbeiten, welche positiven Auswirkungen die mongolische Oberherrschaft konkret nach sich zog. Da der Fokus in der einschlägigen Literatur zu einem großen Teil auf den politischen und wirtschaftlichen Folgen der mongolischen Herrschaft liegt, wird sich in dieser Arbeit primär der soziokulturellen Ebene gewidmet.