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Resi hatte wissen konnen, dass ein Untermietverhaltnis unter Freunden nicht die sicherste Wohnform darstellt, denn: Was ist Freundschaft? Die hort bekanntlich beim Geld auf. Die ist im Fall von Resis alter Clique mit den Jahren so bruchig geworden, dass Frank Lust bekommen hat, auszusortieren, alte Mietvertrage inklusive. Resi hatte wissen konnen, dass spatestens mit der Familiengrundung der erbfahige Teil der Clique abbiegt Richtung Eigenheim und Abschottung und sie als Aufsteigerkind zusehen muss, wie sie da mithalt. Aber Resi wusste's nicht. Noch in den Achtzigern hie es, alle Menschen waren gleich und wurden durch Tuchtigkeit und Einsicht demnachst auch gerecht zusammenleben. Das Scheitern der Eltern in dieser Hinsicht musste verschleiert werden, also gab's nur drei Geschichten aus dem Leben ihrer Mutter, steht nicht mehr als ein Satz in deren Tagebuch. Daruber ist Resi reichlich wutend. Und entschlossen, ihre Kinder aufzuklaren, ob sie's wollen oder nicht. Sie erzahlt von sich, von fruher, von der Verheiung eines alternativen Lebens und der Ankunft im ehelichen und elterlichen Alltag. Und auch davon, wie es ist, Erzahlerin zu sein, gegen innere Scham und auere Anklage zur Protagonistin der eigenen Geschichte zu werden.
Anke Stelling, 1971 in Ulm geboren, absolvierte ein Studium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. 2004 wurde ihr gemeinsam mit Robby Dannenberg verfasster Roman "Gisela" verfilmt, 2010 die Erzählung "Glückliche Fügung". Weitere Veröffentlichungen: "Nimm mich mit" (2002, gemeinsam mit Robby Dannenberg), "Glückliche Fügung" (2004) und "Horchen" (2010).
Anke Stelling stand mit ihrem im Verbrecher Verlag erschienenen Roman "Bodentiefe Fenster" (2015) auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2015. Zudem stand der Roman auf der Hotlist 2015 der unabhängigen Verlage und wurde mit dem Melusine-Huss-Preis 2015 ausgezeichnet. 2017 erschien ihr Roman "Fürsorge" im Verbrecher Verlag. Ihr neuster Roman "Schäfchen im Trockenen" (2018) wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2019 ausgezeichnet.
Im Juni 2019 erhielt sie den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg.