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Russlands Westen handelt von der russischen Politik zwischen den Revolutionen von 1905 und 1917. Ab 1906 gab es erstmals in der russischen Geschichte ein gewähltes Parlament und damit ein neues politisches System. Vertreter verschiedener Parteien und Ausrichtungen diskutierten in diesem Rahmen in zuvor unerhörter Offenheit über weitreichende Reformen und den weiteren Weg Russlands. In den Debatten lässt sich eine bemerkenswerte parteiübergreifende Einigkeit in zwei Punkten feststellen: Russland brauche dringend Reformen, und es sei gut beraten, sich hierbei am Westen zu orientieren. Dabei war die Gestalt des "Westens" schillernd, heterogen und strittig. Dennoch befähigte der Konsens über die Westorientierung die russische politische Klasse dazu, sich auf weitreichende Reformen zu einigen. Beispielhaft untersucht Benjamin Beuerle unter anderem den Verlauf der Diskussionen und des Gesetzgebungsverfahrens zur Einführung eines Kranken- und Unfallversicherungssystems für Arbeiter, das als Auftakt für weitere sozialpolitische Neuerungen gedacht war. Zum Vorschein kommen eine Gesellschaft voller Dynamik und eine politische Streitkultur auf hohem Niveau. Deutlich wird dabei, welch großes Entwicklungspotential durch den Ersten Weltkrieg und die hierdurch erst ermöglichte "Oktoberrevolution" auf tragische Weise zerstört wurde.