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Helene Böhlau (1856-1940) gehört zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellerinnen der Münchner Moderne. Insbesondere ihre frühen feministischen Romane Das Recht der Mutter, Halbtier und Der Rangierbahnhof erlangten großen Bekanntheitsgrad. Einige Berühmtheit verschaffte ihr auch ihre unkonventionelle Beziehung zu dem jüdischen Privatgelehrten Friedrich Arndt, der zum Islam konvertierte, um sich scheiden lassen und sie als zweite Frau heiraten zu können.
Der Rangierbahnhof, 1896 erschienen, hat mit dem zeitgenössischen München einen Ort zur Kulisse, dessen konservative Öffentlichkeit die ansässigen Bohémiens eher duldet als akzeptiert. Böhlau greift vor diesem Hintergrund das erwachende Selbstvertrauen der Frau und die damit einhergehende Bedrohung des männlichen
Führungsanspruches auf. Exemplarisch führt sie die daraus resultierenden Verständigungsschwierigkeiten zwischen Mann und Frau an der tragischen Beziehung eines Künstlerpaares vor Augen: Die Malerin Olly kämpft gegen das klassische Frauenideal einer dem Mann dienlichen Ehefrau und Mutter an; Gastelmeier, ebenfalls Maler, doch mit traditionellem Kunstverständnis, kann in seiner Sehnsucht nach einem konservativen Familienleben nur vordergründiges Verständnis aufbringen.
Carsten Dürkob studierte Germanistik und Amerikanistik und wurde mit einer Studie
über Prinz Emil von Schoenaich-Carolath (1852-1908) promoviert, dessen Werke er im
Igel Verlag in Auswahl edierte. Er ist Mitherausgeber des Sammelbandes Rock-Lyrik.
Exemplarische Analysen (Essen 1989) und veröffentlichte zahlreiche literaturwissenschaftliche
Aufsätze sowie regionalhistorische Publikationen.