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Leichte Sprache erzählt die Geschichte von vier Frauen, die mit der Diagnose einer geistigen Behinderung in einer betreuten Wohnung im gentrifizierten Barcelona leben. Nati beschreibt ihre Symptomatik als »Schiebetüren-Syndrom«: Unter Druck verändert sich ihr Verhältnis zur Umwelt. Alle vier haben Lernschwierigkeiten. Marga ist Analphabetin und sexuell überaus aktiv, Àngels stottert, Patri hat Logorrhö. In integrativen Tanzgruppen und in der Hausbesetzerszene Barcelonas versuchen die Frauen, sich von der Bevormundung durch staatliche Einrichtungen und Justiz zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. So scharfsinnig wie wütend demaskiert die Tänzerin Nati die Ideologie der nach den Vorstellungen der »neoliberalen Macho-Faschos« funktionierenden Gesellschaft, ihre Cousine Àngels entdeckt mit »leichter Sprache« ein Instrument der Teilhabe und verfasst ihre Lebensgeschichte auf WhatsApp mit erstaunlicher Poesie. Vielstimmig erzählt Cristina Morales vom Leben dieser Frauen und montiert dabei Gerichtsakten, Protokolle der anarchistischen Okupas und ein Fanzine zu einem großen Roman.
Cristina Morales, geboren 1985 in Granada, studierte Rechts- und Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen. Sie verfasste mehrere preisgekrönte Romane und Kurzgeschichten. Als Dramatikerin hat sie u. a. für Sol Picó, Sara Molina und das Nationaltheater von Katalonien gearbeitet. 2019 gewann Morales als jüngste Autorin den Premio Nacional de Narrativa des spanischen Kulturministeriums; im Jahr 2021 wurde sie von der Zeitschrift Granta zu einer der besten Nachwuchsautor:innen Spaniens gewählt. Morales ist Tänzerin und Choreografin der zeitgenössischen Tanzkompanie Iniciativa Sexual Femenina, Executive Producer der Punkband At-Asko sowie Mitglied des Kollektivs BachiniBachini. Für ihren Roman Leichte Sprache erhielt sie 2022 den Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt.
www.iniciativasexualfemenina.es
at-asko.bandcamp.com
Instagram: @bachini.bachini
Friederike von Criegern ist Literaturübersetzerin und freie Dozentin für Literatur und Übersetzen. Sie promovierte über chilenische Lyrik und übersetzt Belletristik, Lyrik und Theater aus dem Spanischen, zuletzt Jorge Comensal, Floridor Pérez und Nona Fernández. Nach Aufenthalten in Peru, Chile und Argentinien lebt sie in Göttingen. Für ihre Übersetzung von Cristina Morales' Leichte Sprache aus dem Spanischen erhielt sie 2022 den Internationalen Literaturpreis des Haus der Kulturen der Welt.