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Dämonen, weiß ich, wird man schwerlich los.
Johann Wolfgang von Goethe
Die Dämonen sind in unserer Mitte.
Wenn auch die Religionen und Kulturen kommen und gehen, der daím-n bleibt. Selbst in digital-vernetzten Wissensgesellschaften kann kein Exorzismus dieser Plage Herr werden.
Denn der Dämon lebt nicht nur in uns. Er wird gleichermaßen von der Gesellschaft genährt. Der Dämon ist ein Kind seiner Zeit; ein Zeitgeist im wahrsten Sinne des Wortes. Das Volk - d-mos - gebärt das etymologisch verwandte Prinzip des Dämonischen immer wieder neu. Und stets anders.
Der Dämon ist ebenso die wandelbare innere Stimme in uns wie er die unerbittliche Schicksalsmacht außerhalb von uns ist. Der Dämon trennt das Sein vom Seienden, schafft zwei Seelen in einer Brust. Der Dämon beißt die Hand, die ihn füttert und zerfrisst letztendlich denjenigen, der ihm Raum bietet.
Das Individuum und das Kollektiv tragen zu seinem Aufstieg und Fall bei. Den Dämon zu erkennen und sich ihm zu stellen kann jedoch dazu führen, dass wir diese Prozesse im Sinne der eudaimonía umkehren. Schmeichelweich wird der uns mit Glückseligkeit belohnende Dämon dann in unseren Händen.
Ein Buch schreiben, sagt George Orwell, kann man nur, wenn man von einem Dämon beherrscht wird. Wer sonst würde sich auf diesen fürchterlich anstrengenden Kampf einlassen, wenn nicht ein Besessener? Licht und Schatten der Postmoderne sowie verschiedenste Graustufen setzen sich in diesem Band zu einem dämonischen Mosaik der Abgründe zusammen. In den Texten werden die Dämonen der Gegenwart erkannt, benannt und an die Wand gestellt.