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Etwa 300 Jahre lang strömten zuerst arabische, dann deutsche und englische Münzen nach Ost- und Nordeuropa ein und beeinflussten somit nicht nur die ökonomischen, sondern auch die gesellschaftlichen und politischen Strukturen dieser Großregion tiefgehend. Viele der autarken Gesellschaften kamen in Kontakt mit den Zivilisationen Eurasiens. Dabei wurde Silber zum strategischen Herrschaftsinstrument, mit dem die piastische Dynastie die Verteilung der für das Selbstverständnis der Elite erforderlichen Prestigegüter zu kontrollieren und zu monopolisieren suchte. Die Notwendigkeit, Edelmetalle anzuhäufen, sie zur Schau zu stellen und zu verteilen, um so viele "Klienten" wie möglich zu gewinnen, diente folglich der Machtsicherung und -konsolidierung.
Das wirft Fragen auf: Wie hat das Streben, den benachbarten Bevölkerungsgruppen Abgaben und Tribute abzupressen, um an Güter zu kommen, die in die Handelsnetze eingespeist und gegen Silber eingetauscht werden konnten, die Expansion der frühen Staaten im östlichen Europa stimuliert? Inwieweit haben die neuen Dynasten Tribute bereits in Form von Edelmetallen eingetrieben? Und nicht zuletzt: Wie reagierten die Herrscher auf die Verschiebung der Silberströme und ihren Rückgang? Der Autor untersucht das Thema in einer breiten chronologischen und geografischen Perspektive anhand der im östlichen Europa deponierten Silberfunde, schriftlicher Quellen sowie archäologischer Studien. Die Vielfalt des Materials legt nahe, dass die Formierung von Macht- und Herrschaftszentren ein Prozess war, der in seiner ganzen Tiefe und Breite erst in Verbindung mit kontinentalen, zeitweise transkontinentalen Verflechtungen und Vernetzungen verständlich wird.