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Der zweite Teil des »Leidenschaftlichen Leitfadens« wurde nach E. M. Ciorans Tod 1995 entdeckt. Dieses späte, vielleicht letzte rumänische Buch - der Autor schrieb noch bis 1949 in seiner Muttersprache - bildet einen Übergang zu seinem französischen Werk. Es ergänzt sowohl das rumänische Frühwerk als auch das reife französische.
Ciorans Denken eignet etwas fast selbstmörderisch Ehrliches, es ist ein Denken, das seinen Urheber nie aus den Augen verliert, das sich nie in leere, lebensferne Abstraktionen verliert. »Leidenschaftlicher Leitfaden II« enthält Seiten von ergreifender Intimität, unerschrockener Selbstoffenbarung. Andererseits kreist das Buch um Grund- und Schlüsselbegriffe des Cioranschen Denkens: um »Schicksal« und »Liebe« und, wieder und wieder, »Musik« und »Tod«.
»Die sublunarischen Ergötzungen sind ausweglos; es sind Kammern mit verriegelten Türen ... Die Augenblicksgegend eines derartigen Ergötzens verwandelt ... das Empfinden in die Loderasche eines rauchenden Alls. Vom Krampfen des Ichs bleibt nur ein abstraktes Pochen übrig wie eine Ironie der Mühsal des Erglühens - worin das Herz die Rolle eines Werkzeugs der herrlichsten Niederlagen spielt. Nichts überlebt die Liebe, die Wehmut, sie zu überleben, ausgenommen. Eine Wehmut, geweitet durch die Liebe zur Musik.«
E. M. Cioran wurde 1911 in Rasinari bei Hermannstadt in Siebenbürgen als Sohn eines griechisch-orthodoxen Priesters geboren. 1928 bis 1931 Studium der Philosophie an der Universität Bukarest. Bis 1939 erschienen fünf Bücher in rumänischer Sprache. 1937 kam Cioran als Stipendiat nach Paris, wo er als freier Schriftsteller lebte. Er starb am 20.6.1995 in Paris.