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Die Hauptfigur der Nesthäkchenreihe ist die zu Beginn der Handlung sechsjährige Annemarie Braun. Da sie bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges elf Jahre alt ist, muss sie 1903 geboren sein; Band 1 spielt also zur Deutschen Kaiserzeit.
Die Familie lebt in der später nach Berlin eingemeindeten Stadt Charlottenburg, Knesebeckstraße, der Vater ist der Arzt Dr. Edmund Braun (der Vorname wurde nach 1945 in "Ernst" geändert), Mutter Elsbeth ist Hausfrau. Annemaries ältere Brüder sind der brave Hans (der älteste) und der freche Klaus, beide die personifizierten äußeren Gegenpole zu den zwei Seiten von Annemaries Charakter, einerseits der wilden, neugierigen und risikofreudigen, andererseits der braven, fleißigen und strebsamen. Als jüngstes Kind der Familie wird Annemarie als das "Nesthäkchen" bezeichnet, doch hat sie auch den Spitznamen "Lotte". Eine Erklärung für diesen Kosenamen (zweiter Vorname o. ä.) wird nicht gegeben. Weitere Hausbewohner sind die Köchin Hanne, die Annemarie als "ihr" Kind bezeichnet, das Stubenmädchen Frieda, das Kindermädchen Lena, von Annemarie nur Fräulein genannt, der Hund Puck und Annemaries Kanarienvogel Mätzchen. Zur Familie gehören auch Annemaries Großmutter mütterlicherseits, deren Schwester Albertinchen und Tante Kätchen, die Schwester der Mutter, die mit Onkel Heinrich und ihren Kindern Ellie, Herbert und Peter in Schlesien auf dem Gut Arnsdorf lebt. (Arnsdorf wurde nach 1945 aus Schlesien nach Niederbayern verlegt.)
Annemarie ist ein temperamentvolles und lebhaftes Kind. Ähnlich wie Der Trotzkopf von Emmy von Rhoden - Trotzkopf Ilse Macket ist eine Vorgängerin von Else Urys Nesthäkchen Annemarie Braun - eckt auch Annemarie mit ihrer Lebhaftigkeit und ihrem häufigen Ungehorsam an, ist aber dennoch überall beliebt, und zwar nicht wegen mühsam erlernter Tugenden, sondern wegen ihrer Herzensgüte, ihrer Ehrlichkeit und Natürlichkeit. Wie Ilse ist Annemarie der Liebling ihres Vaters.
Der erste Band schildert die Alltagsabenteuer des kleinen Mädchens in den Jahren 1909-1910. Das Buch nimmt erst in der zweiten Hälfte eine fortlaufende Handlung an, zunächst werden einzelne Episoden geschildert: Da Annemarie als "höhere Tochter" nicht mit den anderen (gesellschaftlich untergeordneten) Kindern im Innenhof spielen darf, verbringt sie die meiste Zeit mit ihren Puppen; ihr Liebling ist die Puppe Gerda. Oft werden die "Gedanken" der Puppen geschildert - sie sind hier eine moralische Instanz und das Sprachrohr Else Urys (Bsp.: "Annemarie wußte genau, dass Puppe Gerda damit nicht einverstanden war" u. Ä.). Als Puppe Gerdas Perücke sich ablöst, schneidet Annemarie sich einen ihrer Zöpfe ab, der ihrer kahlköpfigen Puppe anwachsen soll.
Um einmal das Chaos beim Hausputz miterleben zu dürfen, bei dem sie normalerweise mit ihrem Kindermädchen spazieren gehen muss, hofft Annemarie auf Regen. Sie hat gehört, dass bei Regen "das Barometer fällt" und beschließt nachzuhelfen, indem sie das Barometer des Vaters von der Wand nimmt und es zu Boden fallen lässt. Ein Leierkastenmann lässt Annemarie das Verbot vergessen: sie tanzt mit den anderen Kindern im Innenhof und läuft schließlich mit ihnen dem Leierkastenmann durch die Straßen Charlottenburgs hinterher. Mit dem Schiffermädchen Lenchen tauscht Annemarie ihre feinen Schuhe gegen Holzpantinen.
Ein Umbruch in der Erzählung kommt durch Annemaries Besuch bei den Verwandten auf Gut Arnsdorf. Hier erlebt das überbehütete Stadtkind erstmals die Freiheit des unbeaufsichtigten Spielens im Freien. Ab hier nimmt Ury auch eine klar chronologische Erzählweise auf, die Ereignisse stehen nun in schlüssiger Folge.
Da Annemarie sich in der Folge zu Hause langweilt, schickt ihre Mutter sie in einen Kindergarten - ein für das frühe 20. Jahrhundert überraschend moderner Entschluss. Das Buch endet mit dem Weihnachtsfest und einen Ausblick auf Annemaries kommende Schulzeit. Annemarie nimmt mit einer Puppenhochzeit Abschied von ihrem Spielzeug.