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Sex, Wahnsinn, Mord - Wie der größte Medienskandal der USA um 1900 die High Society hervorbrachte.
Im Juni 1906 erschütterte ein spektakulärer Mord die amerikanische Öffentlichkeit: Der Millionär Harry K. Thaw erschoss im vollbesetzten Madison Square Garden den Stararchitekten Stanford White, der angeblich seine Ehefrau, das Model Evelyn Nesbit, vergewaltigt hatte. Der folgende Prozess löste einen nie dagewesenen Skandal aus und wirkte als Katalysator für die Entstehung der High Society.
Der Medienskandal machte aus dem bislang abgeschirmten Privatleben der Reichen und Schönen ein schillerndes Konsumprodukt, das von Ansichtskarten über Filme bis zu Wachsfiguren reichte. Zugleich zeigte er, wie die Macht der Massenmedien in verschiedene Gesellschaftsbereiche ausgriff: Thaw und Nesbit nutzten ihre neue Sichtbarkeit als Mitglieder der High Society, um Justiz und Psychiatrie mediale Logiken aufzuzwingen, Moral und Geschlechterrollen neu zu definieren und Karrieren im Entertainment zu verfolgen. Dabei mussten sie zudem stets um die Kontrolle über ihr mediales Selbst kämpfen.
Emanuel V. Steinbacher analysiert den Zusammenhang von medialem und gesellschaftlichem Wandel um 1900 und erklärt damit die historischen Ursprünge heutiger Sichtbarkeitsregime.
Emanuel V. Steinbacher, geb. 1989, studierte Geschichte und Archäologie in München und Bologna. Von 2020 bis 2021 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er erhielt den Wilhelm-Deist-Preis für Militärgeschichte 2019 und war Promotionsstipendiat der Gerda Henkel Stiftung.