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Die aktuelle Situation bezüglich der motorischen und speziell koordinativen Leistungsfähigkeit von Kindern, sowie die Analyse der Literatur zu den Themengebieten gesundheitliche und psychosoziale Folgen motorischer Defizite erlauben die Forderung nach adäquaten Testverfahren koordinativer Fähigkeiten. Die Betrachtung vorhandener Tests verdeutlicht klar einen Mangel an validen, aktuellen und theoretisch untermauerten Testverfahren. Ein Test koordinativer Fähigkeiten, dessen Güte nachgewiesen ist und der sich tatsächlich auf die Prüfung rein koordinativer Fähigkeitsbereiche beschränkt, ist nicht existent. Es muss daher die Entwicklung eines Testverfahrens koordinativer Fähigkeiten, dessen Güte wissenschaftlich geprüft ist gefordert werden. Die Validität steht hier als inhaltliche Gültigkeit des Tests im Vordergrund. Ist deren Nachweis nicht geführt, muss der gesamte Test in Zweifel gezogen werden. Zusätzlich erbringt die Diskussion entwicklungsphysiologischer Erkenntnisse und struktureller Ordnungsversuche koordinativer Fähigkeiten Resultate im Bereich konzeptioneller Grundlagen des neuen Testverfahrens koordinativer Fähigkeiten, dem Kinder-Koordinationstest (KiKo).
Die Entwicklung eines rein koordinativen Testverfahrens wird als notwendig erachtet und im Rahmen der vorliegenden Arbeit angestrebt. Auf der Basis der fünf koordinativen Fähigkeiten von Hirtz wird ein Koordinationstest für Kinder im Grundschulalter entwickelt, dessen Validität mit Hilfe biomechanischer Methoden empirisch nachgewiesen werden soll. Zur Sicherung der allgemeinen Anwendbarkeit werden auch die übrigen Gütekriterien geprüft.
Methoden
Den fünf koordinativen Fähigkeiten entsprechend wurden fünf Testaufgaben entwickelt, die als jeweils dominantes Merkmal die Fähigkeit zur Differenzierung, Rhythmisierung, Gleichgewichtserhaltung, Orientierung und Reaktion beinhalten. Die Validierung mit biomechanischen Methoden steht im Vordergrund.
Für die Validierung wurden jeweils Probandenkollektive mit zwischen 25 und 70 Kindern aus Grundschulen herangezogen. Die Kinder befanden sich alle im Alter zwischen sechs und elf Jahren, wobei sowohl das Verhältnis zwischen den einzelnen Altersstufen als auch das zwischen den Geschlechtern relativ ausgeglichen war. Die Kinder wurden jeweils mit Testaufgabe und Messsystem vertraut gemacht, so dass weder Verständnisprobleme noch Ängste auftreten konnten. Außerdem wurden Studien zur Überprüfung weiterer Gütekriterien durchgeführt.
Ergebnisse und Diskussion
Die Ergebnisse zeigen eine hohe Validität der entwickelten Testaufgaben. Abgesehen vom Test der Orientierungsfähigkeit wurden durchweg Korrelationskoeffizienten von r > .7 erreicht. Die Gültigkeit der Tests kann als sicher betrachtet werden. Der Test der Orientierungsfähigkeit konnte aufgrund des komplexen Charakters keine derart hohe Validität erreichen, wird aber dennoch im Sinne eines Anhaltpunktes für Förderung oder weitere Untersuchungen als nützlich erachtet: Seine Anwendung ermöglicht eine bessere Aussage als seine Unterlassung. Auch für Objektivität, Reliabilität, Nützlichkeit und Ökonomie wurden zufrieden stellende Ergebnisse erzielt.
Ausblick
In jedem Fall wurden mit diesen Untersuchungen neue Möglichkeiten in der Testentwicklung eröffnet: Disziplinübergreifende Arbeit kann die Qualität sportmotorischer Testverfahren sowie deren Aussagekraft erhöhen. Mit dem Kinder-Koordinationstest wurde zudem erstmalig eine Extrahierung ausschließlich koordinativer Fähigkeiten vorgenommen, die eine differenzierte Untersuchung der Koordinationsfähigkeit ermöglicht. Darüber hinaus ist der Test einfach anwendbar und bietet mit Hilfe der erstellten Normtabelle jeder Schule die Möglichkeit, Anhaltspunkte für vorhandene Defizite im koordinativen Bereich zu bekommen. Mit Hilfe weiterführender Bemühungen um den Kinder-Koordinationstest kann unter Umständen durch Hinzufügen von Kraft- und Ausdauertests sogar eine Vergleichbarkeit mit dem KTK und damit mit Daten der letzten 30 Jahre hergestellt werden. Insgesamt wird angestrebt, mit dem neuen Testverfahren weitere Einblicke in das Wesen des Konstrukts „Koordination“ erlangen zu können sowie einen Beitrag zum Kampf gegen motorische Defizite mit allen ihren gesundheitlichen Folgen zu leisten.