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"Kreativität" bezeichnet nach Fromm in erster Linie weder eine Veranlagung noch ein bestimmtes Verhalten, sondern eine Haltung, die einer produktiven Charakterorientierung entspringt. Der Vortrag ,Der kreative Mensch' entstand 1957 - lange bevor alle Welt von Kreativität sprach und kreatives Verhalten eingeübt wurde. Fromm gebraucht den Begriff in einem psychoanalytischen Sinn als erlernte Fähigkeit, aus seinen eigenen motorischen, sinnlichen, affektiven, emotionalen und intellektuell-geistigen Kräften schöpfen zu können. Dinge können nicht kreativ sein. Kreativität ist keine Frage der Technik und des technischen Vermögens, sondern des menschlichen Vermögens, jene Eigenkräfte zu gebrauchen, die den Menschen wachsen lassen und ihm zu seiner Geburt als Mensch verhelfen.
Erich Fromm, Psychoanalytiker, Sozialpsychologe und Autor zahlreicher aufsehenerregender Werke, wurde 1900 in Frankfurt am Main geboren. Der promovierte Soziologe und praktizierende Psychoanalytiker widmete sich zeitlebens der Frage, was Menschen ähnlich denken, fühlen und handeln lässt. Er verband soziologisches und psychologisches Denken. Anfang der Dreißiger Jahre war er mit seinen Theorien zum autoritären Charakter der wichtigste Ideengeber der sogenannten "Frankfurter Schule" um Max Horkheimer.
1934 emigrierte Fromm in die USA. Dort hatte er verschiedene Professuren inne und wurde 1941 mit seinem Buch "Die Furcht vor der Freiheit" weltbekannt. Von 1950 bis 1973 lebte und lehrte er in Mexiko, von wo aus er nicht nur das Buch "Die Kunst des Liebens" schrieb, sondern auch das Buch "Wege aus einer kranken Gesellschaft". Immer stärker nahm der humanistische Denker Fromm auf die Politik der Vereinigten Staaten Einfluss und engagierte sich in der Friedensbewegung.
Die letzten sieben Jahre seines Lebens verbrachte er in Locarno in der Schweiz. Dort entstand das Buch "Haben oder Sein". In ihm resümierte Fromm seine Erkenntnisse über die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft. Am 18. März 1980 ist Fromm in Locarno gestorben.