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»Vom Nichts geht man in der Literatur zum Mittleren und zum Wahren über und sodann zur Verfeinerung: Es existiert kein Beispiel dafür, dass man von dort aus wieder zum Wahren zurückgekehrt wäre.« Mit diesem Gedanken beendet Giacomo Leopardi 1817 die erste Seite seines heimlichen Notizbuchs, des »Zibaldone di pensieri«. Bei seinem Abschluss fünfzehn Jahre später ist daraus ein Buch ohne Vorbild geworden, das sich jeder Gattung entzieht - und mit über 4500 Seiten ein »Sammelsurium« der Maßlosigkeit. Im Zibaldone fand der junge und genialische Leopardi zu einem »dichtenden Denken«, das den Kosmos des 19. Jahrhunderts in sich birgt - und weit über die Vorstellungswelt seiner Zeit hinausweist.
Erstmals vollständig ins Deutsche übersetzt von Daniel Creutz, mit einer Einleitung und einem Kommentar von Franco D'Intino, von Cornelia Klettke ediert und mit einem Essay zur deutschen Leopardi-Rezeption versehen, lesen wir das dicht gesponnene Hauptwerk eines der wichtigsten europäischen Denker der Moderne.
Giacomo Leopardi, 1798 in Recanati geboren, war Dichter, Essayist und Philologe. Aufgewachsen in einer aristokratischen und streng katholischen Familie, entwickelte er früh ein pessimistisches Weltbild, das sein gesamtes literarisches Schaffen prägen sollte. Seine metaphysischen und lyrischen Meditationen über die Tragik des Daseins machten ihn zu einem Vorläufer philosophischer Größen wie Schopenhauer und Nietzsche. Sein Hauptwerk, der Zibaldone, erschien erst lange nach seinem Tod und wird seit einigen Jahren neu entdeckt. Leopardi starb 1837 in Neapel.