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Die katholische Kirche ist von Rom bestimmt. Das gilt geschichtlich mit den Aposteln Petrus und Paulus, vor allem aber mit der Herausbildung der Kultur des römischen Katholizismus. Im 16. und 19. Jahrhundert nahm dieses Modell von Katholizität eine besonders wirksame Form an. Der Catechismus romanus versprach Eindeutigkeit in der Lehre, die römische Rechtskultur garantierte Verlässlichkeit und das Missale Romanum gab dem universalen Selbstverständnis der katholischen Kirche liturgisch Raum. Der Papst sicherte diese Glaubenswelt im Zeichen seines Jurisdiktions- und Lehrprimats Zeit und Raum übergreifend.
Auch wenn der Vatikan ein Attraktionsort anschaulicher Kircheneinheit bleibt: die religionssoziologischen Umbrüche der digitalen Weltgesellschaft dynamisieren dieses Bild. Die Koordinaten katholischer Kirchenorganisation verschieben sich vom Zentrum in die Ortskirchen. Es handelt sich um die religionskulturelle Auflösung des römischen Katholizismus. Dass dieser Prozess von Rom forciert wird, zumal im Zeichen einer synodalen Kirche, erweist sich als dramatische Ironie und zugleich als programmatisch.
Gregor Maria Hoff , geb. 1964, Dr. theol., Professor für Fundamentaltheologie und Ökumenische Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Paris-Lodron-Universität Salzburg.