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Hitler und Thomas Mann waren nicht nur politische Feinde, sie waren auch Gegenspieler, wenn es ums das geistige Erbe Richard Wagners ging. Das wusste der ehrgeizige Dirigent Knappertsbusch für sich zu nutzen - mit nachhaltigen Folgen.
Hitler als Wagnerianer - diese Leidenschaft prägt die Persönlichkeitsbildung und zieht sich als rote Linie durch Hitlers Leben von der Jugend in Linz bis hin zum Untergang im Führerbunker. Zum ersten Mal beschreibt Hans Rudolf Vaget diese Konstante mit all ihren Facetten, Voraussetzungen und weitreichenden Folgen.
Gegen das deutschnationale Wagner-Bild Hitlers setzt Thomas Mann ein weltoffenes, dem modernen Denken verpflichtetes Verständnis von Wagners Kunst und Leben. Damit fordert er die bayreuthhörige Wagner-Gemeinde heraus, die sich, an vorderster Stelle Hans Knappertsbusch, militant gegen Thomas Mann aufstellt. In diesem Kampf um Wagners Erbe zeigt sich - mit desaströsen und bis heute wahrnehmbaren Folgen - das Ringen um eine deutsche Identität.
Hans Rudolf Vaget (geb. 1938) ist Professor of German Studies und Comparative Literature am Smith College (Northampton, Massachusetts). Schwerpunkte seiner Forschung sind Goethe, Wagner und Thomas Mann, zu denen er zahlreiche Arbeiten vorgelegt hat. Ehrungen: Thomas-Mann-Medaille (1994), Forschungspreis der Alexander von Humboldt Stiftung (2001), Fellow der American Academy Berlin (2012). Vaget ist Mitherausgeber der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe Thomas Manns und war von 2005 bis 2013 Mitherausgeber der Zeitschrift wagnerspectrum.