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Die Kollyvadenbewegung (1750-1820) war eine orthodoxe Eifererbewegung im osmanischen Südosteuropa, die in der kritischen Forschung bislang weitgehend unbeachtet geblieben ist. Sie formierte sich um die Mitte des 18. Jahrhunderts als Gruppe von Dissidenten unter Athosmönchen, die von dort aus jedoch bald auf die Ägäis, Westkleinasien und den Südbalkan ausgriff und ein Netzwerk aufbaute, das bis nach Rumänien reichte und im 19. Jahrhundert auch die russische Orthodoxie beeinflusste.
Ioannis Zelepos' Grundlagenuntersuchung bietet eine historische Rekonstruktion dieser Bewegung und ihres Umfeldes und liefert nicht nur einen Beitrag zur Schließung kirchengeschichtlicher Forschungslücken, sondern ist in einen übergreifenden religionssoziologischen wie geistesgeschichtlichen Fragenkontext eingebettet. Dieser richtet sich auf eine Neubewertung der in der bisherigen Forschung üblicherweise statisch interpretierten Rolle von orthodoxem Klerus und Mönchtum im südosteuropäischen Gesellschaftsdiskurs zur Zeit der Aufklärung und ihres Beitrags zur kulturgeschichtlichen Prägung dieser Region in der Moderne. Zentrale Aspekte bilden dabei die Untersuchung von Mechanismen des Ideen- und Kulturtransfers im Rahmen von Netzwerkbildungen und Verbreitungsstrategien, die Funktionalisierung von "Tradition" in der Auseinandersetzung mit dem aufklärerischen Paradigma sowie nicht zuletzt auch die Artikulierung von orthodoxen Identitätskonzepten am Vorabend der südosteuropäischen Nationalstaatsbildungen.