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Das im brasilianischen Modernismus der 1920er Jahre entwickelte Konzept der Antropofagia beinhaltet die kulturelle Einverleibung des Fremden. Es theoretisiert ein hybrides Kunstverständnis, das hegemonial geprägte Dichotomien überwindet. Irina Hiebert Grun analysiert zeitgenössische Werke von Ricardo Basbaum, Anna Maria Maiolino, Cildo Meireles, Ernesto Neto und Adriana Varejão, die neue Varianten der kulturellen Anthropophagie erproben. Damit liefert sie einen Beitrag zu einer dezentrierten, transkulturellen Kunstgeschichtsschreibung, die ein Aufbrechen des westlichen Kanons und die Einnahme einer globalen Perspektive fordert.
Irina Hiebert Grun, geb. 1982, ist Kunsthistorikerin. Im Anschluss an ihr Studium an der Universität Trier promovierte sie zur brasilianischen Gegenwartskunst, während sie als Doktorandin bei der Daimler Art Collection in Berlin angestellt war. Aktuell ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin.