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Nippel sind banal - oder erotisch. Normal - oder skandalös. Alltag - oder Gerichtssache. Was den feinen Unterschied macht, ist das (zugeschriebene) Geschlecht des Menschen, zu dem die Nippel gehören. Und es ist auch dieser feine Unterschied, der den Nippel immer wieder zu einem Politikum macht.
Als Gabrielle Lebreton sich 2021 an einem Berliner Wasserspielplatz oben ohne neben ebenfalls halbnackten Männern sonnen will, wird sie ermahnt, die Polizei wird gerufen und sie verliert im Nachgang vor Gericht - zumindest in erster Instanz. Im gleichen Jahr erstreiten Aktivist*innen in Göttingen, dass in Schwimmbädern alle Geschlechter oben ohne baden dürfen - allerdings nicht am Wochenende. Und während Social-Media-Konzerne sich beim Eindämmen von Hate Speech und Fake News schwer tun, müssen weibliche Nippel sorgfältig zensiert werden. Aus Angst wovor eigentlich?
Julia Fritzsche blickt zurück in die Geschichte der Ver- und Enthüllung menschlicher Körper, um Rückschlüsse auf einen politischen Kampf im Heute zu ziehen. Wann wurde die weibliche Brust erotisch, wann dominierte historisch Scham und wann Befreiungsdrang? Lassen sich weibliche Nippel im öffentlichen Raum entskandalisieren ? Wie die aktuellen Kämpfe um #FreeTheNipple ausgehen, ist offen. Klar ist aber: Der Umgang mit unseren Brüsten ist politisch - und es geht um mehr als um die Badeordnung.
Julia Fritzsche, geboren 1983 in München, studierte Rechtswissenschaften und arbeitet heute als Journalistin. Für ihr Radiofeature '-Prolls, Assis und Schmarotzer!- Warum unsere Gesellschaft die Armen verachtet' (BR) erhielt sie zusammen mit Sebastian Dörfler 2016 den Otto-Brenner-Preis und den Deutschen Sozialpreis. Ihr Radiofeature 'Lied vom Ende des Kapitalismus' (BR) wurde 2020 mit dem Andere- Zeiten-Preis ausgezeichnet. 2022 erschien ihr Film 'Brauchen wir Wirtschaftswachstum?' (ARTE) und 2023 'Sind wir alle bisexuell?' (ARTE) mit Maria Fedorova. Ihr Buch 'Tiefrot und radikal bunt. Für eine neue linke Erzählung' erschien 2019.