Leo N. Tolstoi

Die Dekabristen

Romanfragment, nebst weiteren Texten über Soldaten und einer Darstellung zu Tolstois Militärzeit von Pawel Birjukov. 'Tolstoi-Friedensbibliothek C'. Paperback.
kartoniert , 304 Seiten
ISBN 3759766927
EAN 9783759766922
Veröffentlicht Juli 2024
Verlag/Hersteller BoD - Books on Demand
13,40 inkl. MwSt.
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Beschreibung

Dieser Band enthält die wenigen überkommenen Bruchstücke zu Tolstois Roman "Die Dekabristen" (konzipiert ab 1860). Das nie vollendete Werk wird als eine Art Vorstufe zum Klassiker "Krieg und Frieden" betrachtet. Es sollte die Geschichte jener reformbereiten Offiziere nachzeichnen, die sich im Dezember 1825 zu Tausenden in Sankt Petersburg gegen den neuen Zaren Nikolaus I. gestellt haben. Nach dem Scheitern des Aufstandes ließ der Selbstherrscher führende Initiatoren hinrichten und zahllose "Dezembermänner" einkerkern oder nach Sibirien verbannen. Heimkehrer aus der Verbannung konnten ab 1856 als Vorbilder des Freiheitsringens gelten.
In einer zweiten Abteilung unserer Sammlung werden fünf weitere Texte des russischen Dichters über Soldaten und ihre Schicksale dargeboten: "Wie russische Soldaten sterben" (1854); "Onkelchen Shdanow und der Kavalier Tschernow" (1854); "Jermak und die Eroberung Sibiriens" (1862); "Der Gefangene im Kaukasus" (1872); "Nikolaus Palkin" (1886). Die frühen Skizzen und Erzählungen sind insgesamt zweigesichtig. Einerseits gibt es noch Bewunderung für Opferbereitschaft und patriotisches "Heldentum". Andererseits beleuchtet der Autor schon die Menschenverachtung im Militär: "Sie schlugen ihn nicht etwa, damit er es besser machte, sondern weil er ein Soldat war, und ein Soldat muss geschlagen werden. ... Sobald ein Gedanke in seinem Kopf auftauchte, erschrak er, als handele es sich um eine unreine Besessenheit, und versuchte zu schlafen" (Onkelchen Shdanow ..., 1854). Erst der späte Tolstoi brandmarkt - als entschiedener Christ jenseits der blasphemischen Staatskirchenideologie - den Soldatenberuf ohne Hintertüren als Sklavendienst, Mordhandwerk und systematische Zerstörung des Gewissens (Nikolaus Palkin, 1886).
Die ausgewählten Übersetzungen stammen u.a. von Hanny Brentano, L. Albert Hauff, Raphael Löwenfeld und Vera v. Mitrofanov. Der Anhang enthält eine sehr umfangreiche biographische Dokumentation von Pavel Birjukov (1906) über Tolstois eigene Militärjahre 1851-1856.
Tolstoi-Friedensbibliothek
Reihe C, Band 4 (Signatur TFb_C004).
Herausgegeben von Peter Bürger.

Portrait

Leo (Lew) Nikolajewitsch Tolstoi (1828-1910) stammte aus einer begüterten russischen Adelsfamilie; die Mutter starb bereits 1830, der Vater im Jahr 1837. Zunächst widmete sich der junge Graf dem Studium orientalischer Sprachen (1844) und der Rechtswissenschaft (ab 1847). 1851 Eintritt in die Armee des Zarenreiches (Kaukasuskrieg, Krimkrieg 1854). 1862 Eheschließung mit Sofja Andrejewna, geb. Behrs (1844-1919); das Paar hatte insgesamt dreizehn Kinder (Hauptwohnsitz: Landgut Jasnaja Poljana bei Tula). Literarischen Weltruhm erlangte L. Tolstoi durch seine Romane "Krieg und Frieden" (1862-1869) und "Anna Karenina" (1873-1878). Ab einer tiefen Krise in den 1870er Jahren wurde die seit Jugendtagen virulente religiöse Sinnsuche zum "Hauptmotiv" des Lebens. Theologische bzw. religionsphilosophische Arbeiten markieren die Abkehr von einem auf dem Pakt mit der Macht erbauten orthodoxen Kirchentum (Exkommunikation 1901). Für Christen sah Tolstoi ausnahmslos keine Möglichkeit der Beteiligung an Staats-Eiden und Tötungsapparaten (Militär, Justiz, Todesstrafe, Herrschaftsideologie des Patriotismus, blutige Revolution mit Menschenopfern). Die in der Bergpredigt Jesu erkannte "Lehre vom Nichtwiderstreben" ließ ihn schließlich zu einem Inspirator Gandhis werden. Lackmusstext für den Wahrheitsgehalt aller Religionen waren für Tolstoi die Ablehnung jeglicher Gewalt und das Zeugnis für die Einheit der ganzen menschlichen Familie. Thomas Mann fand wenig Gefallen an der hochmoralischen "Kunsttheorie" und den (von Rosa Luxemburg z.T. durchaus geschätzten) Traktaten des späten Tolstoi, bemerkte aber - mit Blick auf die vielen Millionen Toten des Ersten Weltkriegs - 1928 anlässlich der Jahrhundertfeier von Tolstois Geburt: "Während der Krieg tobte, habe ich oft gedacht, dass er es nicht gewagt hätte auszubrechen, wenn im Jahre vierzehn die scharfen, durchdringenden grauen Augen des Alten von Jasnaja Poljana noch offen gewesen wären."

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