Lutz Seiler

vierzig kilometer nacht

3. Auflage.
gebunden , 93 Seiten
ISBN 3518414577
EAN 9783518414576
Veröffentlicht August 2003
Verlag/Hersteller Suhrkamp Verlag AG
20,00 inkl. MwSt.
Sofort lieferbar (Versand mit Deutscher Post/DHL)
Teilen
Beschreibung

Lutz Seilers neue Gedichte, entstanden zwischen 2000 und 2003, unternehmen eine Reise durch vierzig kilometer nacht, sie führen hinaus aus der vom Uranbergbau zerstörten Herkunftslandschaft von pech & blende über »deutsche alleenstrassen« und »hinter garagen-zeilen« - hinein in die historische Schichtung mitteldeutscher und brandenburger Gegend.
Mit außerordentlicher musikalischer Sprachkraft verbindet der Autor auf diesem Weg Biographisches, Landschaftliches und Politisches zu »Nervensystemen der Erinnerung«. Dabei sind es die einfachen, konkreten Dinge, an denen Geschichte für einen Moment lesbar wird, in einer augenblicklich treffgenauen, nicht wiederholbaren Konstellation von Vergangenheit und Gegenwart. Vor jedem Gedicht, schrieb Lutz Seiler, liegt die »Geschichte, die wir erlebt haben, das Gedicht trifft ihren Ton, es erzählt sie nicht, es erzählt ihren Ton«. Bedachtsam und nah an den Substanzen arbeitet Seiler sein Material wieder und wieder durch, unaufgeregt, sicher im Ton, mit unverwechselbarer Stimme.

Portrait

Lutz Seiler (geboren 1963) wuchs in Ostthüringen auf. Sein Heimatdorf Culmitzsch wurde 1968 für den Uranbergbau geschleift. In Gera schloss er eine Lehre als Baufacharbeiter ab und arbeitete als Zimmermann und Maurer. Während seiner Armeezeit begann er sich für Literatur zu interessieren und selbst zu schreiben. Bis Anfang 1990 studierte er Geschichte und Germanistik an der Martin-Luther-Universität in Halle (Saale). 1990 ging Seiler nach Berlin, wo er einige Jahre als Kellner arbeitete. Längere Auslandsaufenthalte in Rom, Los Angeles und Paris. Seit 1997 leitet er das literarische Programm im Peter-Huchel-Haus bei Potsdam. Seiler lebt als freier Schriftsteller mit seiner Frau in Wilhelmshorst und Stockholm.
Von 1993 bis 1998 war Seiler Mitbegründer und Mitherausgeber der Literaturzeitschrift moosbrand. Er schrieb zunächst vor allem Gedichte (fünf Gedichtsammlungen sind erschienen) und Essays, später auch Erzählungen und Romane. Für die Erzählung Turksib wurde Seiler 2007 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Für sein Romandebüt Kruso erhielt er 2014 den Deutschen Buchpreis. Der Roman wurde in 25 Sprachen übersetzt, mehrfach für das Theater adaptiert und von der UFA verfilmt. Sein zweiter Roman Stern 111 wurde 2020 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Im August 2021 erschien der Gedichtband schrift für blinde riesen. 2023 wird Lutz Seiler mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.

Pressestimmen

"Dank einer raffinierten Montagetechnik öffnet Lutz Seiler einen poetischen Assoziationsraum, in den immer neue Facetten einer in geschichtlichem Dunkel oder "im block" verbrachten Kindheit eingefügt werden. Hier gelingen ihm großartige, berührende Gedichte … Bei aller Geschichts- und Erinnerungsversessenheit wird doch spürbar, daß sich diese Gedichte mit einer Rückwärtsgewandtheit nicht mehr zufrieden geben. So folgt man als Leser wie gebannt der suggestiven Stimme dieses Ichs, das sich aus einer Abgeschiedenheit heraus artikuliert, das in einer dunklen Melodik aus hellen und dunklen Vokalen mit den Dingen spricht. Da ist ein Autor, der in seltener Bildfindungs-Kunst die Stimmen und Gegenstände seiner Herkunftswelt zu elliptischen Versen verknüpft. Er ist zugleich ein Dichter, der sich allmählich aus den Verkapselungen des "fern verschlossnen Augenblicks" befreit."