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«Live fast, die young» war einmal. Der Rausch, der Exzess: vorbei. Deutschland in den Nuller- und Zehnerjahren des 21. Jahrhunderts, das ist die Ära der Fahrradhelme, Apfelsaftschorlen und Sparkassen-Apps. Wurde die Welt-Bühne früher von Kämpfen, Krisen und Konfrontationen erschüttert, angeleitet vom «Hetzer Aristoteles», dem weitere «konfliktgeile Dramaturgien toter Männer» folgten, dominieren heute Besonnenheit, Ausgleich und Harmonie. Kaum jemand steht für diesen Wandel symptomatischer als der Fußballer Philipp Lahm. In Michel Decars Stück belauscht man seine Gespräche mit Journalisten, feiert mit ihm die größten Siege und geht mit ihm bei Karstadt mittagessen - stets maßvoll und vernunftgesteuert. Die Figur «Philipp Lahm» wird so zur Chiffre für uns alle in einer Phantasmagorie über das durchschnittliche Leben. «Philipp Lahm» macht rigoros und witzig Ernst mit dem Drama, das längst nicht mehr stattfindet, und zeigt das Glück der Ereignislosigkeit, hinter dem jedoch womöglich ein neuer Abgrund lauert.
Michel Decar wurde 1987 in Augsburg geboren. Er studierte an der LMU München und anschließend Szenisches Schreiben an der UDK Berlin. Für Jonas Jagow wurde er 2012 mit dem Förderpreis für neue Dramatik des Stückemarkts im Rahmen des Berliner Theatertreffens ausgezeichnet. 2014 erhielt der den Kleist-Förderpreis für Jenny Jannowitz. Zusammen mit Jakob Nolte schreibt er auch unter dem Namen Nolte Decar.