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Tino geht auf die Vierzig zu, hat es aber zu nichts gebracht. Die Aufnahmeprüfungen für die Universität hat er vergeigt, und seine berufliche Laufbahn als Straßenbahnfahrer endete am ersten Arbeitstag mit einem psychotischen Schub. Seitdem treibt er, unterstützt von Psychopharmaka, ohne Ziel und Perspektive durchs Leben.
Gelegentlich versucht er sich an Fortbildungsmaßnahmen des Arbeitsamtes, die er jedoch allesamt abbricht. Er ist zutiefst menschenscheu, meidet Begegnungen und Anforderungen jeder Art und begnügt sich damit, in seiner Einzimmerwohnung den Live-Stream eines schwedischen Aquariums zu verfolgen.
Bewegung kommt in sein Leben, als er auf dem Weg zum Bierholen im Supermarkt auf eine Frau und ein kleines Mädchen trifft. Die Vierjährige bedrängt ihn mit ihrer Neugier so, dass Tino davonläuft und in einen Trödelladen flüchtet. In seiner Wehrlosigkeit lässt er sich vom pockennarbigen Besitzer im Trenchcoat den Panzer einer riesigen Schildkröte andrehen und dazu eine Tüte mit Büchern. Tino schleppt nach Hause, was eines der Leitmotive des Romans werden wird: den Schild, dessen Kröte er nun ist. Die Tüte mit Büchern aber verleiht seinem Leben eine neue Dynamik. Er beginnt, die Geschichten, in die er nun eintaucht, selbst weiterzuerzählen. Sie gehen in sein Leben über. Zu seiner Unterstützung erscheinen in der Messiwohnung plötzlich Figuren wie Charles Bukowski, Jack Kerouac und Jane Austen als mit allen Wassern der Plot-Entwicklung gewaschene Schutzengel.
»Der Schildkrötenpanzer« (»Toiset meistä«) ist ein vielschichtig unterhaltender Roman, dessen Botschaft unüberhörbar lautet: Schreibe deine eigene Geschichte! Und vor allem lebe sie!
Mooses Mentula, 1976 geboren, hat lange in Nordfinnland und Lappland gelebt. Schon als Jugendlicher arbeitete er als Journalist für Printmedien und Hörfunk. Er studierte Pädagogik an der Universität von Lappland. Heute leitet er in der Nähe von Helsinki eine Schule. Sein erster Roman, »Nordlicht - Südlicht« (»Isän kanssa kahden«), Deutsch von Antje Mortzfeldt, erschien 2014 im Weidle Verlag. Stefan Moster, geboren 1964 in Mainz, lebt als Autor und Übersetzer in Berlin und Porvoo (Finnland). Er hat an den Universitäten München und Helsinki unterrichtet und übersetzt seit 1993 finnische Literatur aller Gattungen. Dafür ist er u. a. mit dem Finnischen Staatspreis für Übersetzer ausgezeichnet worden. Als Autor schreibt er hauptsächlich Prosa. Seine Romane sind im mareverlag erschienen, zuletzt »Alleingang« (2019).