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Wer sich bildet, macht aus sich ein Bild Gottes. Dieses mittelalterliche Verständnis von Bildung hat in das heutige Bildungswesen wieder Einzug gehalten, allerdings mit ökonomischem Vorzeichen: Gott wurde schlicht durch Geld ersetzt. In der neoliberalen Wirtschaftsgesellschaft, in der Geld göttlichen Status erlangt hat, werden Mensch und Natur zu einer symbolischen Nachbildung des Geldes. Dabei kommt die Bildung in Zeiten des Ökonomismus perfiderweise in humanistischem Gewand daher und erweckt den trügerischen Eindruck, dass das Humboldt'sche Bildungsideal weiterhin gültig sei. Der Essay diskutiert die Genese und die fortlaufenden Selbstbeglaubigungserfordernisse unserer alles durchdringenden Geldkultur sowie die Rolle selbstbestimmter Bildung in ihr.
Oliver Fohrmann, geb. 1972, studierte Physik und Volkswirtschaftslehre in Hamburg und Heidelberg. Er promovierte in Volkswirtschaftslehre über mathematische Modellierung von Wirtschaftskrisen und war in Heidelberg, Mannheim und Karlsruhe in Forschung, Lehre und Verwaltung sowie als DAAD-Fachlektor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Cergy-Pontoise bei Paris tätig.