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Wo sich Zukunft entscheidet: die Seele als Schauplatz
Die beiden öffentlichen Vorträge, die Rudolf Steiner im Oktober 1918 in Zu-rich gehalten hat, beru-hren Themen, die sich erst heute in ihrer Brisanz zeigen. Der Umgang mit Sexualität,
die soziale Gleichgu-ltigkeit, die Oberflächlichkeit der Kommunikation, die Hintergru-nde des Islam - ein Panorama von Gedanken und Sichtweisen, entwickelt aus u-berraschenden
Kontexten heraus. Beide Vorträge tragen eine Frage im Titel:
Was tut der Engel in unserem Astralleib? Wie finde ich den Christus?
Und in beiden Vorträgen werden die Fragen nicht einfach beantwortet, sondern dem Menschen als Entwicklungsaufgabe
u-berantwortet. Dassdies auch ein mögliches Scheitern
einschließt - Rudolf Steiner spricht von einem Verschlafen -, fu-hrt zuSymptomen, mit denen wir täglich konfrontiert werden. So kann deutlich werden, welche Dramen sich im Hintergrund der aktuellen Ereignisseabspielen. Andreas Laudert hat zu den beiden Vorträgen eine feinsinnige und deutliche Einleitung verfasst, die den Fokus fu-r eine vergegenwärtigende Lektu-re setzt.
Rudolf Steiner wurde am 27. Februar 1861 in Kraljevec (Königreich Ungarn, heute Kroatien), geboren. Er studierte an der Technischen Hochschule Wien und promovierte an der Universität Rostock mit einer erkenntnistheoretischen Arbeit, die mit dem Satz endet: 'Das wichtigste Problem alles menschlichen Denkens ist das: den Menschen als auf sich selbst gegründete, freie Persönlichkeit zu begreifen.' Diese Überzeugung leitete ihn auch in seiner Tätigkeit als Goethe-Herausgeber in Weimar, als Schriftsteller, als Redakteur und Vortragsredner in Berlin, später in Dornach und an vielen anderen Orten Europas. Seine durch Bewusstseinsforschung erweiterte Sichtweise, die er 'Anthroposophie' (Weisheit vom Menschen) nannte, ermöglichte es ihm, auf zahlreichen Lebensgebieten praktische und tiefreichende Impulse zu geben, stets mit dem Ziel einer spirituellen Erneuerung der Zivilisation. Nach der Trennung von der Theosophischen Gesellschaft, deren Deutscher Sektion er zunächst als Generalsekretär vorstand, wirkte bei der Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft mit. Im Goetheanum in Dornach bei Basel bekam die Gesellschaft ihr Zentrum 'Freie Hochschule für Geisteswissenschaft'. Als der Doppelkuppelbau aus Holz durch Brandstiftung zerstört wurde, stellte sich Rudolf Steiner an die Spitze der neu begründeten Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Rudolf Steiner starb am 30. März 1925. Sein Werk umfasst neben zahlreichen geschriebenen Büchern Nachschriften von rund 6000 Vorträgen und ist in der 'Rudolf Steiner Gesamtausgabe' zum großen Teil ediert.