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"Semitische Wissenschaften"
- Der Ausdruck geht zurück auf den Althistoriker Helmut Berve, der damit 1934 unzweideutig den Stellenwert der Fächer Ägyptologie und Altorientalistik in einer Diktion, die den Ungeist nationalsozialistischer Weltanschauung widerspiegelt, relativieren wollte,
Herausgeber und Beiträger dieses Sammelbandes beleuchten die Entstehung und Wirkungsgeschichte des Begriffs kritisch. Die Auffassung von "semitischer" Wissenschaft ist vielschichtig: Zum einen geht sie zurück auf eine lange Tradition zunächst sprachwissenschaftlicher und schließlich auch völkisch-rassenkundlicher Forschungsdiskurse, deren Ursprünge sich bereits in das 18. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Weiterhin offenbart sich in dem Ausdruck eine Zuschreibung an solche Wissenschaftler, die im Rahmen nationalsozialistischer Weltanschauung als "semitisch", also jüdisch eingestuft wurden. Die "semitischen Wissenschaften" bilden somit einen Gegenbegriff zu dem völkischen 'arischen' Wissenschaftsverständnis Berves. Darin enthalten ist nicht nur eine Ablehnung oder Kritik des bis dahin in den Altertumswissenschaften gepflegten Positivismus, sondern auch eine Absage an eine "rationale" Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Der Sammelband geht zurück auf einen vom 26. bis 28. November 2021 von Göttingen aus 'digital gehosteten' Workshop von Vertretern unterschiedlichster Disziplinen, vorrangig - aber nicht ausschließlich - der altorientalischen Fächer und der Geschichtswissenschaft.