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Der lange Arm Russlands in Deutschland
Nach dem Zerfall der Sowjetunion näherten sich Ost und West an - euphorisch und überzeugt, bestehende Unterschiede durch vermeintlich gemeinsame Ziele ausgleichen zu können. Deutsche Regierungen versuchten, diese Annäherung durch Dialog und Kooperation zu erreichen und betonten die Zuverlässigkeit Russlands. Obwohl sich diese Einschätzung als Illusion herausgestellt hat und ein Regime herrscht, das Kriege führt und Oppositionelle in Gefängnisse sperrt, halten sich in weiten Teilen Deutschlands das Verständnis für Russland und die Narrative von der russischen Seele hartnäckig. Trotz Russlands hybriden Krieg, der sich aus verschiedenen Elementen wie Hackerangriffen, Spionage und Informationskampagnen zusammensetzt und seit spätestens 2014 geführt wird, scheint das Problem von den Deutschen immer noch nicht ausreichend ernst genommen zu werden
Wie russische Medien Einfluss auf die politische Debatte in Deutschland nehmen
Susanne Spahn zeigt anhand konkreter Beispiele aus der Berichterstattung, wie der Sender RT und das Nachrichtenportal Sputnik mithilfe von Fake News die Realität verzerren, um die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu beeinflussen. Sie ist überzeugt: Der Erfolg der russischen Propaganda beruht nicht nur auf dem rasanten Aufstieg von RT DE zum Alternativsender für Millionen von Nutzern. Russland hat über Jahre hinweg ein Netzwerk in Deutschland aufgebaut: Journalisten, Politiker und andere Aktivisten vom extrem rechten bis zum linken Spektrum, Verschwörungsideologen, bis weit hinein in die etablierten Medien, Parteien und Wirtschaft. Diesem Netzwerk ist es zu verdanken, dass das Verständnis für Russland und die Putin-Führung in Deutschland so weit gediehen ist, dass ihr lange alles nachgesehen wurde: der Georgien-Krieg, die Annexion der Krim, die Intervention im Donbas, die Militärhilfe für den syrischen Diktator Assad, die Ermordung politischer Gegner wie etwa im Berliner Tiergarten.
Die Autorin setzt sich kritisch mit ihrem eigenen Lebensweg auseinander und erklärt, wie mit einer Selektion von Fakten gearbeitet wird, um ein positives Bild zu erzeugen: "Die nichtrussischen Völker erscheinen als fehlgeleitete Fanatiker und Vandalen, der Kreml hingegen sorgt für Stabilität und Ordnung."
Susanne Spahn ist Osteuropa-Historikerin, Politologin und Journalistin. Nach dem Studium der osteuropäischen Geschichte, Slawistik und Politikwissenschaft an den
Universitäten St. Petersburg und Köln arbeitete Spahn als Wirtschaftsredakteurin und
freie Korrespondentin in Moskau. 2011 folgte die Promotion zur Außenpolitik Russlands
gegenüber der Ukraine und Belarus. Spahn verfasste zahlreiche Studien und
Publikationen zu russischen Medien und Desinformation in Deutschland.