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Sie alle haben ein Schiff bestiegen, ihr Land verlassen, sich an die Ferne geklammert. In Italien sind sie von Bord gegangen, haben sich in Neapel oder Mailand ein Leben als Straßenhändler aufgebaut. Bis sie im Mai 1941 unter Mussolini verhaftet und in einem Bergdorf in den Abruzzen interniert werden: Alle Chinesen des Landes, hundertsechzehn an der Zahl, werden plötzlich dafür haftbar gemacht, Staatsangehörige einer feindlichen Macht zu sein. In der Dorfkirche tauft man sie, abgeschottet von der Welt werden ihnen willkürlich Arbeiten auferlegt, Holz hacken, Unkraut jäten, ihrem Schicksal harren. Bis der Moment kommt, indem es ihnen gelingt, in den Wäldern der Abruzzen unterzutauchen...
Das starke literarische Debüt von Thomas-Heams Ogus beleuchtet einen blinden Fleck der Geschichte. In eindringlich zurückgenommener Sprache holt er eine vergessene, wahre Begebenheit zurück in unsere Gegenwart.
Thomas Heams-Ogus, geboren 1976, ist Molekularbiologe und forscht an der Pariser Universität AgroParisTech. »116 Chinesen oder so« ist sein erster Roman. Er wurde mit dem Preis der Bourse de la découverte Prince Pierre de Monaco ausgezeichnet und stand auf der Shortlist des Prix Goncourt du Premier Roman und des Prix Emmanuel-Roblès. Auf die Geschichte der Chinesen stieß Heams-Ogus in der Fußnote eines Geschichtsbuchs. Er lebt in Paris.
Marlene Frucht, geboren 1980, übersetzt seit 2008 aus dem Französischen und Englischen. 2009 erhielt sie das Bode-Stipendium des Deutschen Übersetzerfonds. Zu ihren Autoren gehören Assia Djebar, Leila Marouane, Baptiste Beaulieu und Eric-Emmanuel Schmitt.