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Wilhelm Furtwängler, seit 1922 ständiger Dirigent der Berliner Philharmoniker und später Generalmusikdirektor der Stadt Berlin, hatte sich vor der Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten nicht völlig zu bewahren vermocht. Die ständige Gratwanderung zwischen Distanzierung und Zusammenarbeit endete erst im Februar 1945 mit seinem Ersuchen um Asyl in der Schweiz. Nach Kriegsende erhielt Furtwängler Auftrittsverbot, wurde schließlich jedoch rehabilitiert und lediglich als »Mitläufer« eingestuft. Der Chefredakteur des New Yorker Aufbau, Manfred George, hatte Thomas Mann um einen Kommentar zu Furtwänglers >Verteidigungsschrift< vor der Entnazifizierungskommission gebeten, bevor das Schlusswort daraus am 24. Juni 1947 in Die Tat (Zürich) veröffentlicht wurde. Mann unterbrach dafür die Arbeit an seinem großen Nietzsche-Vortrag, entschied sich dann aber gegen eine Veröffentlichung seiner Stellungnahme. Das >Fragment< wurde so erst 1986 in den >Tagebüchern 1946-1948< abgedruckt. Obgleich er sich mehrfach scharf gegen jene Kulturschaffenden geäußert hatte, denen er Kollaboration mit den Nationalsozialisten vorwarf (vgl. >Brief nach Deutschland<, 1945) und Furtwängler lediglich als Dirigenten schätzte, erkennt Mann in dessen Verhalten rückblickend vor allem »tragische Ahnungslosigkeit«, ein »völliges Nichtverstehen und Nichtverstehen-Wollens dessen, was in Deutschland >die Macht ergriffen hatte<�«.
Thomas Mann, 1875-1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.