Der Büchermarkt ist riesig: Hunderte Verlage bringen jeden Monat etliche Neuerscheinungen heraus. In diesem schier unendlichen Angebot die wirklich guten Bücher zu entdecken, ist manchmal gar nicht so leicht. Deswegen stellen wir Ihnen an dieser Stelle neue Literatur vor, die wir für besonders lesenswert halten - und auch tolle Bücher, die vielleicht schon etwas älter sind, uns aber trotzdem bewegen und die wir gern mit Ihnen teilen möchten.
Davide kann nicht lesen und schreiben. Er ist Schweinehirt und muss seinem jähzornigen Vater gehorchen. Er hat ein Lieblingsschwein, “Nero - der Schwarze”, das ihn verteidigt.
Teresa lebt im selben italienischen Dorf ist aber die Tochter des Seilers und macht für ihren Vater die Buchhaltung. Eines Tages erscheint Nicolas, ein zwangsumgesiedelter jüdischer Junge aus Neapel.
Eine Dreierfreundschaft und der Sommer ihres Lebens. Bis der Krieg das Dorf erreicht, sie sich verlieren - doch nie ganz - und sich viele Jahre später wiedersehen und alles ist vertraut, doch anders.
zum Produkt € 24,00*
Ihr wollt euch mal wieder so richtig kringelig lachen? Am besten mit der ganzen Familie? Dann solltet ihr unbedingt “Kissenschlacht im Nachtexpress” lesen!
Der begabte Kurt spielt wunderbar Geige und will an einem Musikwettbewerb in Sankt Petersburg teilnehmen. Um dorthin zu kommen, reist er mit seiner Oma Karola und deren Katze im Nachtexpress in die russische Metropole. So zumindest der Plan. Denn unterwegs geht so einiges schief...
Schon im ersten Kapitel erwischen die beiden nur ganz knapp den Zug - ihr halsbrecherisches Manöver samt rotem Rollkoffer hat bei meinen Kindern und mir direkt für die ersten Kicherbauchschmerzen gesorgt.
Und spannend ist die Geschichte auch. Denn im Zug scheint es zu spuken und dann ist da ja auch noch dieser komische Mann mit dem schwarzen Bart... zu gruselig wird’s aber nie.
Alexander von Knorre ist ein tolles Kinderbuch gelungen, das man auch super mit Geschwisterkindern in verschiedenem Alter lesen kann. Auch wenn die Altersempfehlung bei 6 Jahren liegt, können schon aufgeweckte 4-Jährige mit der Geschichte gut etwas anfangen und nach oben gibt es sowieso keine Grenze - das herrliche Chaos wird einigen erwachsenen Familienmitgliedern sehr bekannt vorkommen.
Die witzigen Bilder hat der Autor höchstpersönlich gezeichnet - und so haben auch die Kleinen während des Vorlesens etwas zum Anschauen. Ich kann die “Kissenschlacht im Nachtexpress” allen Familien wärmstens empfehlen!
zum Produkt € 16,00*
Bei diesem neuen Kriminalroman von Wolf Haas sticht sofort die Namensgleichheit des Hauptprotagonisten mit dem berühmten Illusionskünstler M.C. Escher ins Auge. Der Escher im Buch ist ein schräger Alleingänger, der seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Trauerreden bestreitet, riesige Puzzles zusammensetzt und gern Mafia-Romane liest. Er wartet auf einen Elektriker, der ihm eine Steckdose reparieren soll.
So weit, so gut. Doch dann passiert etwas, das mit dem Titel des Werkes zu tun hat und das man als Leser zunächst verdauen muss: “Wackelkontakt” kippt zwischen den Handlungsebenen.
Escher wartet also und liest, und in diesem Moment der Lektüre wird der Mafia-Killer aus dem Buch zur handelnden Figur. Elio, so heißt der geständige Ex-Mafioso, kommt in ein Zeugenschutzprogramm und bekommt eine neue Identität. Wir erfahren, dass er ein bürgerliches Leben in Deutschland unter neuem Namen beginnen soll, vorläufig aber noch im Gefängnis sitzt. Während seines Aufenthaltes dort liest er in einem Buch - über Escher. Die Handlung kippt, wir sind zurück bei eben diesem in der Küche, wo gerade der Elektriker klingelt.
Das Wechselspiel, das hier entsteht, gleicht den sich einander zeichnenden Händen des Malers mit den unmöglichen Bildern. Ursache und Wirkung wechseln, immer rascher, bis sie selbst als sinnvolle Begriffe verschwinden. Wirklich ist eben immer nur das, was wir gerade dafür halten.
Und doch ist dieses Buch keine Fantasy. Alltägliches und Skurriles münden vielmehr in einen spannend-komischen Krimi mit Tod, Entführung und Erpressung, garniert mit dem von diesem Schriftsteller gewohnten lakonischen Sprachwitz.
Lesevergnügen ist also bei “Wackelkontakt” garantiert - ja, Sie werden es verschlingen. Aber passen Sie auf, dass es Sie nicht verschlingt!
zum Produkt € 25,00*
“Wer Leben will, muss sich mit dem Tod anfreunden”, resümiert Katja Lewina am Ende ihres Buches, und sie weiß aus eigener Erfahrung, was sie da schreibt. Selbst noch im mittleren Alter, ist sie vom Tod eines ihrer Kinder und einer lebensbedrohlichen Herzerkrankung betroffen. Die Fragen, die sie nun hat, stellt sie uns allen: Wie gehen wir mit der Tatsache um, sterben zu müssen? Und was bedeutet das für unser jetziges Leben? Wie geht Sterben - und: Was hinterlassen wir danach?
In einer Zeit, in der das Leben immer länger wird und die medizinischen Möglichkeiten beinahe grenzenlos erscheinen, bietet unsere Gesellschaft wenig Raum, über den Tod in seiner vollen Bedeutung nachzudenken. Warum sollte man sich damit jetzt überhaupt befassen, ist dazu nicht noch später Zeit? Kann man das nicht einfach auf sich zukommen lassen? An der Stelle macht die Autorin Mut, sich dem Thema zu stellen und hat durchaus tröstliche Gedanken für den Leser im Gepäck.
Die Auseinandersetzung mit dem Tod dient letztlich dazu, die Angst vor ihm einzudämmen, schreibt sie. Wer weniger Angst hat, kann sein Leben mehr genießen, wer sich der eigenen Begrenztheit bewusst ist, kann sich auf das Wesentliche konzentrieren. Dadurch wird Gelassenheit möglich, Gelassenheit und ja - auch Heiterkeit.
Eine Heiterkeit, derer sich die Autorin gern bedient. Da etwa, wo sie ihren Umgang mit dem eigenen, durchaus überschaubaren Erbe schildert, ihre Hilflosigkeit angesichts einer Patientenverfügung oder die bemühte Unbekümmertheit bezüglich beginnender Alterserscheinungen. Philosophische Erörterungen gehen bei Lewina immer wieder in lebenspraktische Fragestellungen über, doch erfrischenderweise werden keine abgestandenen Weisheiten verkündet.
“Was ist schon für immer” ist kein trauriges Buch. Es will helfen, das Sterben als Teil des Lebens zu begreifen, ihm seinen Schrecken zu nehmen und darüber ins Gespräch zu kommen. In der nie versiegenden Hoffnung, in der Endlichkeit des Daseins einen tieferen Sinn zu finden.
zum Produkt € 20,00*
Hartes Neonlicht. Da schwebt eine Schere in der Luft und weiter hinten ein Mensch. Der Blick aus dem Fenster zeigt nicht Bäume und Sträucher, keine Straße und kein Haus. Er zeigt: das Nichts. Vollkommene Schwärze, in der sich eine sanft bläulich schimmernde Erde dreht.
Die Autorin nimmt uns in ihrem Roman mit zur Internationalen Raumstation, diesem von Menschen gemachten Himmelskörper, der über unseren Köpfen seine Umlaufbahnen beschreibt. Sechzehn Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden zieht die ISS mit ihren Sonnensegeln um die Erde, genau so oft geht die Sonne in dieser Zeit für die Besatzung auf und unter. Alle 45 Minuten, über Alaska oder dem Pazifik, über Westafrika oder Sibirien.
Sechs Astronauten von allen Kontinenten der Erde sind hier einem streng geregelten Programm unterworfen, das von Experimenten, Reparaturen und Berichten geprägt ist, dem Zusammenleben auf engstem Raum. Im Privaten verbleiben höchstens die täglichen Mahlzeiten, gelegentliche Gespräche oder die täglichen Sporteinheiten. Ohne letztere würden in der Schwerelosigkeit die Muskeln verkümmern.
Da sind die Russen Anton und Roman, romantisch der eine, zupackend der andere. Die Japanerin Chie, deren Mutter während Chies Zeit auf der ISS stirbt und der Biologe Shaun aus den USA. Nell, die früher Taucherin war und Pietro, der Käsenudeln liebt.
Mit all ihren individuellen Schicksalen teilen sie als Besatzung die eine elementare Erfahrung, die sich einzubrennen scheint durch die Sicht auf die dahin treibende Erde: Wir Menschen haben nur diesen Planeten. “Ohne die Erde sind wir alle erledigt. Nicht eine Sekunde könnten wir ohne ihre Gnade überleben, wir sind Seefahrer auf dunkler, gefährlicher See, ohne unser Schiff würden wir ertrinken”, heißt es an einer Stelle, die fast wie die zentrale Botschaft des Buches erscheint.
Dieser Roman kommt daher wie ein funkelnder Diamant, schlicht und erhaben zugleich, verdichtet durch eine Sprache, die selten gesehene Szenarien mit elementarer Wucht beschreibt.
Lassen Sie sich einfangen vom Meisterwerk der Trägerin des Booker Prize 2024 Samantha Harvey - es lohnt sich!
zum Produkt € 22,00*
„Sei nicht so schnippisch!“ - „Pass nur auf, du!“ - „Ich bringe mich jetzt um.“ - „Du bist ja krank.“
Für Alice, die Protagonistin des Romans, sind das alltäglich gewordene Sätze. Aus dem Mund ihrer Mutter wirken sie toxisch.
Wo die junge Frau sich als Comedienne in professioneller Heiterkeit versucht, ist ihr Privatleben verdüstert von Erpressungen und Beleidigungen. Und wo sie sich eine eigene Lebenswelt erobert hat, wird diese immer wieder durch die kleinen und großen Katastrophen ihrer manisch-depressiven Erzeugerin bedroht.
Als Leser:innen können wir nicht anders, als mitzufühlen, mit der kindlichen wie mit der erwachsenen Alice, bei jedem ihrer Schritte. Einer Alice, der man bescheinigt hat, keine eigene Persönlichkeit zu besitzen, die sich wünscht, so „normal“ zu sein wie alle anderen und es doch nicht kann. Wir sehen sie aufstehen und fallen wie einen Clown, der über die eigenen Schuhe stolpert, sich immer wieder in den eigenen Schlingen verheddert.
Die Autorin Kristin Warnke, selbst erfolgreich als Schauspielerin in Kino und Theater und in Sendungen wie „Extra drei“, hat ein Buch voller Humor und Tragik geschrieben, lebensprall und am Puls der Zeit. Ihre Figuren sind so lebendig, dass wir sie sofort zu kennen meinen.
Absolut lesenswert!
Am Freitag, 22.11.2024, liest Kristin Warnke bei Blattgold am Müggelsee aus "Sei nicht so" - Karten ab sofort in der Buchhandlung erhältlich!
zum Produkt € 24,00*
- Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024 -
Zwei Menschen reisen auf einer Fähre irgendwo im Mittelmeer. Kato und Lev; sie zeichnet und er sieht ihr dabei zu.
Sie gehören offensichtlich zusammen, kennen sich wohl schon lange und kommen vielleicht aus demselben Ort… Lev hat Heimweh und möchte nach Hause, er will zurück und da sagt sie: “Ich komme mit.“
So beginnt das erste Kapitel von Lichtungen, dem neuen Roman von Iris Wolff. Allerdings ist es nicht wie angenommen der Anfang, sondern ein Ende. Denn es wird rückwärts ge- und erzählt. Der Leser/die Leserin wird nicht erfahren, was nach der Rückkehr geschehen wird, wohl aber Kapitel um Kapitel, was vorausgegangen ist.
Was ist und war, das ist die Liebe der beiden, die bis in ihre Kindheit in einem rumänischen Dorf in Siebenbürgen zurückreicht.
Damals war Lev durch einen Unfall lange ans Bett gefesselt und Kato auserkoren, ihn mit dem laufenden Schulstoff zu versorgen. Später, als es im häuslichen Umfeld von Kato Probleme gibt und sie die Schule verlassen muss, ist es Lev, der für sie da ist.
Beide könnten gegensätzlicher nicht sein. Kato, die talentierte Zeichnerin, blitzgescheit will nach der Revolution hinaus in die Welt, ist neugierig und packt die erste Gelegenheit auszubrechen beim Schopf.
Sie verlässt gemeinsam mit einem Fahrradtouristen das Dorf. Als Straßenmalerin reist sie durch die Welt und aus jeder Stadt schickt sie Lev eine Postkarte. Lev hingegen ist tief verwurzelt, liebt die heimischen Wälder und (die meisten) Familienmitglieder.
Stück für Stück reisen wir in die Vergangenheit und tauchen in die Geschichte Rumäniens ein. Gegen Katos Aufbruchstimmung und ihre Sehnsucht nach Neuem stehen Levs Verlusterfahrungen, denen er den Verlust der vertrauten Heimat, mit der er tief verbunden ist, nicht hinzufügen will.
Durch die umgekehrte Erzählweise wird eine enorme Spannung erzeugt. Das Ende des Kapitels ist der Anfang des vorherigen; das macht dieses Buch aus. Es ist die besondere Erzählweise, die uns immer tiefer in die Geschichte der Figuren eintauchen lässt.
Durch ihre einfache, poetische Sprache schafft Iris Wolff es, das Dorf und die Landschaften für uns zu erwecken.
Diese originelle Liebesgeschichte mit ihrer behutsamen, dichten Sprache ist auch ein europäischer Roman. Es wird viel gereist und jedes Kapitel endet mit einem wirklichen Cliffhanger.
»Dieser Roman lebt von einer unglaublich zärtlichen Sprache, die einem unter die Haut geht. Das ist ein ganz großes literarisches Kunstwerk. […] [Das Literaturjahr 2024 beginnt] mit Iris Wolffs ›Lichtungen‹ wirklich mit einem Paukenschlag.«
- Denis Scheck, WDR 3, 08. Januar 2024
zum Produkt € 24,00*
Kim und Karl dösen gerade entspannt auf ihrem Boot, der “Entdeckerin”, als ein verzweifelter Ruf sie aus ihrem Mittagsschläfchen reißt. Schnell eilen sie zum Baumhaus ihrer Freundin Professorin Fieder, denn sie ist es, die um Hilfe gerufen hat.
Die Wissenschaftlerin versucht, seltene Vogelarten zu schützen und vor dem Aussterben zu bewahren. Doch für den schönsten Vogel von allen scheint nun jede Hoffnung verloren: Dem prachtvollen Regenbogenvogel-Weibchen fehlt ein Partner, um die Art zu erhalten.
Also machen sich Kim und Karl mit der “Entdeckerin” auf den Weg. In Urwäldern und auf reißenden Flüssen begegnen ganz verschiedenen Vogelarten: von Lampenschirmvögeln über Unterwasservögel bis hin zu Turmvögeln. Aber ein Regenbogenvogel ist nirgendwo in Sicht... oder doch?
In Zeiten des Klimawandels und der weltweiten Bedrohung vieler Tier- und Pflanzenarten ist die Geschichte der norwegischen Autorin und Illustratorin Nora Brech für Kinder ab 4 Jahren hochaktuell.
Brechs farbenfrohe Zeichnungen sind wunderschön und auch beim wiederholten Anschauen entdecken kleine und große Leser:innen auf den Bildern immer wieder tolle Details. Auch für große Kinder und Erwachsene geeignet - einfach ein superschönes, bildstarkes Buch!
zum Produkt € 15,00*