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In „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ werden wir mitten hineingeworfen in das Leben von Juno, einer Tänzerin und Performancekünstlerin, die mit ihrem an Multipler Sklerose leidenden Mann, dem Schriftsteller Jupiter, in einer Altbauwohnung in Leipzig lebt. Die Mittfünfzigerin Juno kümmert sich um die Daseinsvorsorge für Jupiter und ist mit unzähligen Erledigungen belastet, dennoch findet sie Zeit, täglich Ballett zu trainieren und ihre künstlerischen Projekte voranzutreiben. Jupiter versucht so viel wie möglich selbstständig zu schaffen.
Aus eskapistischen Motiven, der Sehnsucht nach Zerstreuung, aber auch, weil sie nachts nicht schlafen kann, antwortet Juno Love-Scammern, die sie über Instagram anschreiben. Junge Männer aus fernen Ländern versuchen über fingierte Liebesangebote Kontakt zu ihr aufzubauen mit dem Ziel, sie finanziell auszubeuten. Juno dreht den Spieß um und erfindet ihrerseits verrückte Lügengeschichten über sich. Die Chats sind für sie eine amüsante Abwechslung. Dann enttarnt sie einen Love-Scammer, bleibt aber dennoch in Verbindung mit ihm. Benu kommt aus der Nähe von Lagos, Nigeria. Mit ihm entspinnt sich ein Dialog über ihren sich sehr stark voneinander unterscheidenden Alltag, wobei Juno der Einfachheit halber Jupiter verschweigt. Sie streifen in ihrem Chat Themen wie Vodou, den Film „Melancholia“ von Lars von Trier, griechische Mythologie, die schwierige wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation in Nigeria und die Sternbilder, die sie beide am Himmel sehen können. Juno recherchiert über und reflektiert die Themen Love-Scamming, die Kluft zwischen Globalem Süden und Globalem Norden, den Kolonialismus, Ableismus und mehr.
Zuhause hat Jupiter ein Insektenhotel bestellt und schon bald bekommen sie ein Haustier, eine Wildbiene. Mit Jupiter erlebt Juno in diesem Jahr Höhen und Tiefen.
Es passiert nicht spektakulär viel auf der Handlungsebene des Romans. Aber für die Protagonist*innen bedeutet es die ganze Welt. Und gerade deswegen ist es wunderbar, Martina Hefters Prosa zu lesen. Vielleicht liegt es an dieser Körperspannung einer Ballettänzerin, die sich zur Leichtigkeit aufschwingt, dass dieser Text einen Zauber ausstrahlt wie kaum ein anderer. Hier lässt sich so vieles finden, was unser Leben als Menschheit heute ausmacht und auch, wie wir über den gesamten Globus hinweg miteinander verbunden sind. Und selbst die Lüge wird neu definiert oder konnotiert: Sind Fantasie & Erfindung als anthropologische Konstanten nicht per se Lügen und beginnt aber damit nicht alle Kunst?
zum Produkt € 22,00*
Der mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2024 ausgezeichnete scharfzüngige Roman „Minihorror“ ist ein episodenartiger und wie ein Comic erzählter Band über Menschen im Spätkapitalismus. Geschildert wird in den kurzen zusammenhängenden Geschichten der skurrile Alltag des in Wien lebenden Paars Mini und Miki, der oft horrorartige Züge annimmt. Mini hat, genauso wie die Autorin selbst, serbische Wurzeln und Miki kommt aus der Steiermark. Die beiden versuchen den Horror des Alltags zu überstehen, wie Begegnungen mit Minis menschenfressender Cousine, unangenehmen Treffen mit Mikis konservativer Familie, Gespräche mit übergriffigen, rassistischen Interviewern, IKEA-Besuche und Möbellieferungen oder der Großputz der Wohnung zusammen mit der Partnerperson, den alle nur gerade so überleben.
Das Besondere an diesem humorvollen, satirischen Roman, ist, dass man eigene Szenen aus dem Leben – trotz der oft extremen Überspitzung – wiedererkennen kann und sich dabei gleichzeitig amüsiert und gruselt.
zum Produkt € 24,00*
Want ist ein Band gesammelter anonymer Briefe über die geheimsten sexuellen Phantasien von Frauen aus aller Welt und damit eine Erweiterung oder gar aktualisierte Version des Kultklassikers „Die sexuellen Phantasien der Frauen“ von Nancy Friday. Die Schauspielerin und Autorin Gillian Anderson hat sich diesem Projekt gewidmet und durch einen weltweiten Aufruf Briefe von Frauen unterschiedlicher Herkunft, Religion, Einkommen und Lebensphasen gesammelt und für das Buch sortiert, kuratiert und mit wissenschaftlich recherchierten Beiträgen ergänzt. Es beleuchtet einen sehr persönlichen, meist unausgesprochenen, mit Scham behafteten Teil der weiblichen Realität und rückt ein gesellschaftliches Tabu radikal ins Rampenlicht. Die Bandbreite und Vielseitigkeit der ausgewählten Beiträge ist – wenig überraschend – überwältigend und faszinierend zu lesen. Besonders die Beiträge der Autorin geben dem ganzen einen angenehmen Rahmen und beleuchtet den Prozess und die Motivationen hinter diesem Projekt.
zum Produkt € 25,00*
Maria ist in einem bulgarischen Waisenhaus in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, weil ihre gehörlose Großmutter sie nicht alleine betreuen konnte. Man nannte sie dort Zlatna, Goldschatz, wegen ihrer goldenen Sprenkel in der Iris. Als Fotoreporterin arbeitet sie heute für eine Zeitung in Burgas. Wir lernen sie mitten in einer persönlichen Krise kennen: ihr Liebster hat sie verlassen und Maria versucht daraufhin, sich zu vergiften. Aber sie steht nur knapp am Abgrund und findet zurück ins Leben. Sie plant eine Diplomarbeit über van Gogh, der ihr schon immer nah war, wie sie in einem Brief an die befreundete, mütterliche Malerin Mariona schildert.
Was hier auf den ersten Blick sentimental und pathetisch anmuten mag, gelingt: Kerana Angelova spannt den Bogen von Maria in der Gegenwart des Jahres 2012 (der Roman ist im Jahr 2013 im bulgarischen Original erschienen) zu van Gogh ins 19. Jahrhundert. Maria und Vincent sind seelenverwandt, und, wie Mariona prophezeit „Er (van Gogh) ist eine Lichtbombe! Du wirst erblinden wie vom Blitz getroffen…“ Der zweite Protagonist des Romans wird also van Gogh, den wir an seinen Wirkungsstätten Den Haag, London, Paris, Arles etc. in seiner großen Abhängigkeit von seinem Bruder Theo und mit seinen zum Scheitern verurteilten Liebschaften, etwa zur Prostituierten Clasina Maria Hoornik, erleben, aber auch in Auseinandersetzung mit befreundeten Malern wie Toulouse Lautrec und Gauguin. Die Autorin betont dabei, dass es sich bei ihrem Text um ein Kunstprodukt und keine Personenbiografie handelt.
Kerana Angelova stellt in ihrer Prosa unsere universell menschliche Verletzbarkeit und Ausgesetztheit dar, aber auch unsere Fähigkeit zu intensiver Wahrnehmung und Empfindung, die das Erschaffen von Kunst überhaupt erst möglich macht. „Sonnenblumen für Maria“ ist ein unglaubliches Plädoyer für den Mut zu Liebe und Schmerz, zur Ekstase, die sich aus der Spannung zwischen beiden emotionalen Polen ergibt. Viktoria Dimitrova Popova hat mit beinah übermenschlichem Einfühlungsvermögen dieses leuchtende Kleinod der osteuropäischen Literatur ins Deutsche übertragen, das die Leser*innen so blendet, dass sie noch lange ein Nachbild auf der Netzhaut tragen.
zum Produkt € 25,00*
Der 16-jährige hochbegabte Oscar hätte wohl bei seiner ersten Begegnung mit Moni nie gedacht, dass sie viel gemeinsam haben oder gar die gleichen Dinge mögen könnten. Er ist sichtlich irritiert, dass sie ihn immer wieder in und außerhalb der Vorlesungen anspricht, denn auf ihn wirkt sie aufgrund der Kombination aus ihrem höheren Alter und der kontrastierend auffallenden Erscheinung mit Leopardenbluse und Mini-Lederrock eher wie eine schrullige Sekretärin oder verwirrte Kantinenfrau als eine kluge Mathematikerin mit Leidenschaft. Durch ihre Art macht sie sich schnell zum Gesprächsthema Nummer 1, zum Beispiel wenn das Baby, was sie im Schlepptau hat, im Hörsaal weint.
Notgedrungen müssen die sehr unterschiedlichen Protagonist:innen zusammenarbeiten und lernen sich auf diese Weise unfreiwillig besser kennen. Schnell stellt sich heraus: Moni Kosinsky ist eine faszinierende Frau, die ihr Studium und den damit verbundenen Traum, einen Abschluss in Mathematik zu machen, vor ihren Nächsten geheimhält. Mit mehreren Minijobs hält sie die Familie über Wasser und macht einen schier unmöglichen Spagat, um ihrer unselbständigen Tochter zu helfen, indem sie ihre drei Enkel trotz Arbeit regelmäßig hütet. Ihr ineffizenter Lebensstil stößt bei dem unempatischen Oscar, der autistische Züge trägt, auf Verwunderung, doch ihre liebevolle mütterliche Art gibt ihm auf der anderen Seite den nötigen Halt, um alleine in einer fremden Stadt klarzukommen. Und eine ein Leben lang kleingehaltende Frau findet mit Oscar einen Freund, der ihr hilft, ihre Möglichkeiten auszuschöpfen.
Die Autorin überzeugt mit ihrem Witz, leichter Absurdität in hochgeschaukelten Situationen und mehrdimensionalen Figuren mit Entwicklungspotenzial. Sie hält die Geschichte am Leben mit der Frage „Wer ist Monika Kosinsky?“, gipfelnd in einem unerwartetem Finale. „Es lohnt sich, an seinen Träumen festzuhalten“ ist eine sehr schöne Message!
zum Produkt € 24,00*