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Ein intellektueller Kontinent wird neu vermessen: Sämtliche seit 150 Jahren ungedruckten Schiften Alexander von Humboldts
Alexander von Humboldt (1769-1859), aus einer preußischen Adelsfamilie stammend, war Forschungsreisender, Naturwissenschaftler, homme des lettres, bekannt mit allen großen Dichtern und Denkern und der internationalste Publizist seiner Zeit. Neben seinen zahlreichen Büchern veröffentlichte er rund 800 Artikel und Essays. Diese Schriften erschienen in 15 Sprachen in 750 internationalen Zeitungen und Journalen auf fünf Kontinenten - und wurden nach seinem Tod nie gesammelt herausgegeben und auch einzeln größtenteils nie wieder nachgedruckt.
Seine Schriften berichten von Humboldts Expeditionen und leisten wesentliche Beiträge zu einer Vielzahl Forschungsgebieten - von der Anthropologie bis zur Klimatologie.
In ihnen nimmt Alexander von Humboldt Stellung zu politischen und ökonomischen Themen, zum Kolonialismus, zur Sklaverei, zur Judenemanzipation, zum Welthandel. Er entwirft wissenschaftliche Programme und Visionen - für weltweite Beobachtungsstationen, multimediale Erlebnisräume und einen Panama-Kanal.
Nicht zuletzt sind Humboldts Schriften von besonderer ästhetischer Qualität. Denn der Verfasser des »Kosmos« war nicht nur einer der klügsten Köpfe des 19. Jahrhunderts und ein glänzender Stilist, er war auch ein Meister der kleinen Formen.
Die von einem Team um die international renommierten Humboldt-Experten Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich herausgegebene „Berner Ausgabe Sämtlicher Schriften" hebt diesen ungeheuren Schatz. Neben seinen Forschungsergebnissen enthalten Humboldts Schriften zahllose Informationen zu seinem Leben. Seine Biographie wird auf dieser Grundlage neu zu schreiben sein. Vor allem aber sind seine Schriften eine Einladung zur Reise - und zur Lektüre.
Die Studienausgabe der „Sämtlichen Schriften" Alexander von Humboldts erscheint in sieben Text- und drei papierbezogenen Kommentarbänden in einem papierbezogenen Schmuckschuber. Die Groß-Oktav-Bände im Format 17 x 24 sind in der Minion gesetzt, zweifarbig auf holzfreiem und alterungsbeständigem Werkdruckpapier gedruckt, in Fadenheftung stabil gebunden und enthalten ein Lesebändchen.
Band I: 1789-1799 (96 Erstdrucke, 11 Nachdrucke, ca. 576 S.)
Band II: 1800-1809 (80 Erstdrucke, 20 Nachdrucke, ca. 816 S.)
Band III: 1810-1819 (70 Erstdrucke, 16 Nachdrucke, ca. 704 S.)
Band IV: 1820-1829 (131 Erstdrucke, 27 Nachdrucke, ca. 912 S.)
Band V: 1830-1839 (105 Erstdrucke, 9 Nachdrucke, ca. 576 S.)
Band VI: 1840-1849 (173 Erstdrucke, 5 Nachdrucke, ca. 752 S.)
Band VII: 1850-1859 (258 Erstdrucke, 50 Nachdrucke, ca. 784 S.)
Band VIII: Werkzeuge (Personen- und Ortsregister, Glossare,
Inhalts- und Quellenverzeichnis, Einführung und Editorischer Bericht, ca. 400 S.)
Band IX: Übertragungen (Übersetzungen der nicht auf Deutsch erschienenen Texte, ca. 400 S.)
Band X: Durchquerungen (Transversalkommentare, die Fragestellungen durch das gesamte Corpus sichtbar machen, ca. 400 S.)
ALEXANDER VON HUMBOLDT, geboren 1769 in Berlin, gestorben 1859 ebenda, studierte in Frankfurt an der Oder, Göttingen, Hamburg und Freiberg u. a. Kameralistik und Hüttenwesen (1787-1792). Anschließend arbeitete er im preußischen Bergdepartement. Er erfand Apparate zum Arbeitsschutz unter Tage und führte neurophysiologische Selbstversuche durch.
Zusammen mit dem französischen Arzt Aimé Bonpland unternahm er eine fünfjährige Forschungsreise durch die spanischen Kolonien in Amerika (1799-1804). Auf dem Chimborazo stellte er einen bergsteigerischen Höhenweltrekord auf und diagnostizierte die Symptome der Höhenkrankheit. Er zeichnete, beschrieb und untersuchte den später nach ihm benannten Pinguin, den Meeresstrom und den Schall-Effekt. Die Ergebnisse seiner Expedition veröffentlichte er in 29 Bänden als Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent(Paris: 1805-1838).
Nach seiner Rückkehr nach Berlin wurde er zum Kammerherrn des preußischen Königs und zum Staatsrat ernannt. Eine zweite außereuropäische Forschungsreise unternahm er 1829 durch Russland und Sibirien, die er in drei Bänden unter dem Titel Asie centrale (1843) auswertete. Auf Deutsch verfasste er die Ansichten der Natur (1808, 1826, 1849) und den fünfbändigen Kosmos(1845-1862), den er bis zu seinem Tod 1859 nicht mehr vollenden konnte.
Neben Alexander von Humboldts Büchern zeugen die weltweit erschienenen rund 800 Aufsätze, Artikel und Essays von dem ungeheuren Fleiß und dem weiten intellektuellen Horizont dieses herausragenden Forschers. Der bei weitem größte Teil dieser bedeutenden Schriften ist nach Humboldts Tod nie wieder gedruckt worden. Sie werden zu seinem 250. Geburtstag bei dtv zum ersten Mal gesammelt herausgegeben.