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Ein Garten genügt. Ein entzückender Ort des Zaubers und des Spektakels im Alltäglichen und Kleinsten.
Warum in die Ferne reisen, wenn sich in der nächsten Nähe eine ganze Welt auftut? In den 59 Briefen seines Romans Reise um meinen Garten nimmt uns Alphonse Karr mit auf eine Reise, die nicht weiter führt als in den eigenen Garten. »Alles reist«: der Käfer auf dem Blatt, die Gallwespe, der Zugvogel, der Himmel und die Farben, ja sogar das Klima und die Jahreszeiten.
Alphonse Karr richtet seine Briefe an einen Freund, der sich mit dem Automobil auf große Fahrt begibt. Er selbst bleibt in seinem Garten und beweist dem Freund die Ebenbürtigkeit seiner Erkundungen und Entdeckungen in der nahen Natur. Es braucht nur offene Augen: für das Spektakel der Spinnen oder Bienen, Laubfrösche oder Marienkäfer, für das Gewese der Rosen mit ihren Blattläusen, von Nussbaum, Pfeilkraut, Veilchen oder Lilie.
Das alles ist bei Alphonse Karr, dem romantischen Autor und scharfzüngigen Journalisten, verflochten mit moralischen und politischen Betrachtungen. Und mitunter gibt sich ein franziskanischer Enthusiast zu erkennen: »Mein Gott! Wie bin ich reich!« Alphonse Karr hat Henri Fabre mit dessen berühmten Insektenbeobachtungen genauso wie Maurice Maeterlinck mit dessen nicht minder berühmtem Leben der Bienen den Weg gewiesen.
Alphonse Karr führt das Genre der »Zimmerreisen« weiter, die Xavier de Maistre mit seinem Buch Die Reise um mein Zimmer knapp ein halbes Jahrhundert zuvor begründet hat - die Erkundung des Nahen. Alphonse Karrs Reise um meinen Garten erschien im April 1845 in einer Luxusausgabe, illustriert von den besten Graveuren seiner Zeit, mit großem Aufsehen. Es wirkte wie ein Gegenmittel in einer Epoche, in der die Welt- und Entdeckungsreisen ihren Höhepunkt erlebten.
Alphonse Karr (1808-1890) war Journalist, Schriftsteller, Satiriker, früher Tierrechtsaktivist - ein bürgerlicher Exzentriker. Er gründete das satirische Magazin "Les Guepes" ("Die Wespen"), ließ sein Pariser Domizil orientalisch einrichten - und verfasste sein breites schriftstellerisches Werk gerne mit Blick auf seinen Garten. Caroline Vollmann wurde für ihre Übertragung von Théophile Gautiers Mademoiselle de Maupin für den Preis der Leipziger Buchmesse 2012 nominiert. In der Anderen Bibliothek erschienen zuletzt in ihrer Übersetzung Manette Salomon der Brüder Goncourt (Band 394, 2017) sowie Jean Gionos Ein Mensch allein(Band 408, 2018) Das Designstudio Kraft plus Wiechmann wurde 2005 von Frauke Wiechmann und Glenn Vincent Kraft mit dem Schwerpunkt Print- und Buchgestaltung gegründet. Seitdem stehen Nachhaltigkeit, Klarheit und die Reflexion des Inhalts im Mittelpunkt ihrer Designsprache, die sie für kulturelle und kommerzielle Auftraggeber entwickeln: vom unabhängigen Lyrikband über das individuelle Künstlerbuch bis hin zu umfangreichen Publikationen.