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Herzzerreißend komisch erzählt dieser Roman von den letzten Dingen - und den vorletzten und vorvorletzten, vom Leben in seiner schrecklichen Schönheit und der Unmöglichkeit zu sagen, wann man es gut sein lassen kann. Robert Turin, Mitte vierzig, will in der Schweiz sterben, denn dort könnte er selbst bestimmen, wann es so weit ist. Lieber noch wäre es ihm, er wäre nicht unheilbar krank, aber an der Diagnose ist nicht zu rütteln: Multiple Sklerose. Um seiner Frau nicht zur Last zu fallen, übersiedelt er freiwillig in ein Heim. Pflegeleicht ist der verschrobene Patient nicht, das merken die Schwestern bald. Während sich sein Zustand verschlechtert, beschließt er, seinem Leben ein Ende zu setzen. Doch so einfach ist das nicht: Auch zum Sterben braucht man Hilfe. Und wer fährt ihn in die Schweiz?
DANIEL WISSER, 1971 in Klagenfurt geboren, schreibt Prosa, Gedichte, Songtexte. 1994 Mitbegründer des Ersten Wiener Heimorgelorchesters, zuletzt erschien das Album »Die Letten werden die Esten sein«. 2018 wurde er für den Roman »Königin der Berge« mit dem Österreichischen Buchpreis und dem Johann-Beer-Preis ausgezeichnet. Daniel Wisser lebt in Wien.
Robert Turin, ehemaliger Geschäftsmann, ist noch keine 50 und lebt seit Jahren im Pflegeheim. Multiple Sklerose, die Krankheit hat ihm schon längst die Fähigkeiten zu stehen und aufs Klo zu gehen genommen – und macht bald, so fürchtet er, „menschliches Gemüse“ aus ihm. Früher war er Robert, ein Mann mit Lebenszielen. Jetzt ist er Herr Turin, ein Patient im Pflegeheim. Und möchte sterben. Doch das will ihm keiner gestatten, das Pflegeheim pflegt bis zum Schluss – und so plant Turin im Geheimen seinen Selbstmord.
Das ist die Ausgangssituation von Daniel Wissers großartigen Roman „Königin der Berge“ und doch so einfach nicht: Das ist kein Roman über ein entmündigtes Objekt der Pflege, kein vollständiger Abgesang auf das Leben, sondern lotet eine Ambivalenz aus, die zwischen Objekt und Subjekt, zwischen Robert und Herr Turin liegt, und in der Frage, ob das Pflegeheim nun Gefängnis oder Zuhause ist - und ob und wie man darin weiterleben kann. Herr Turin, der Pflegeinsasse, ist zwar ein Objekt der Pflege geworden, aber er macht sich auch selbst zum Objekt – im Roman spricht er mal in der dritten, mal in der ersten Person von sich. Und trotzdem verfolgt Robert/Turin das Geschehen im Pflegeheim mit wachsamen, und wichtiger noch: mit liebevollen Augen, macht sich Freunde wie Feinde. Er lässt sich Robert nennen von seiner Pflegeheim-Psychologin – und ist Turin für andere. Knüpft enge Bindungen zu Teilen des Pflegepersonals – und leidet als Herr Turin unter der Willkür anderer. Und macht dabei stets auch die anderen zu Objekten, indem er sie sich (wie sich selbst) als Figuren eines Theaterstückes imaginiert, das nur er versteht, nur er unter Kontrolle hat. Oder auch nicht. Immerhin gibt es da noch seinen toten Kater Dukakis, die an diesem Theaterstück, ob nun durch Turin/Robert gewollt oder nicht, gerne immer wieder teilnimmt und ihm ständig dazwischen quatscht.
Das Pflegeheim also als kleiner Mikrokosmos, ob nun als Gefängnis oder Zuhause, in dem es Herr Turin alles in allem gar nicht so schlecht geht. Nur an einem ändern diese Ambivalenzen nichts. Herr Turin will vor allem: endlich sterben.
Dieser Roman ist ein unfassbar zärtlicher und trotzdem voller Lakonie. Er ist ebenso bitter wie warm. Und hat mich tief berührt.
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