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Der Epoche der Aufklärung wird nicht nur eine besondere Vorliebe für den Sehsinn und das Licht nachgesagt, sondern auch ein bestimmtes ,Wahrnehmungsmodell', das von dem Topos des kalten, distanzierten und klassifizierenden Blicks geprägt sei. Ausgehend von einem vereinzelt formulierten Zweifel an dieser Zuordnung sowie neueren Tendenzen in der Aufklärungsforschung geht die vorliegende Arbeit der Frage nach, ob sich ein solches Wahrnehmungsmodell im 17. und 18. Jahrhundert tatsächlich nachweisen lässt. Was wussten und wie dachten Naturforscher, Philosophen oder Optiker über das Auge und die Funktionsweise des menschlichen (und tierischen) Sehens? Es kann gezeigt werden, dass sich im Zeitraum von 1604 bis 1778 ein vielschichtiger Diskurs über Möglichkeiten und Grenzen der sinnlichen Empfindung entwickelt, der lange vor 1750 die physisch-psychische und kulturelle Bedingtheit des Sehens ins Zentrum rückt.
Evelyn Dueck ist Assistenzprofessorin für Neuere Deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Genf. Ihre Promotion erfolgte 2011 in Zürich mit einer Arbeit zu den französischen Übersetzungen von Paul Celans Lyrik und die Habilitation 2021 im Bereich der europäischen Aufklärungsforschung. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Aufklärungsforschung, der Übersetzungstheorie und der Exilliteratur.