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Studienarbeit aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Psychologie - Arbeit, Betrieb, Organisation und Wirtschaft, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Public Health: Prävention und psychosoziale Gesundheitsforschung (PPG)), Veranstaltung: Personalpsychologie, Sprache: Deutsch, Abstract: Psychische Erkrankungen stellen seit 2016 die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit dar. Vor dem Hintergrund der damit verbundenen Produktionsausfallkosten ist es von großer Relevanz, die Ursachen für die Zunahme psychischer Erkrankungen zu analysieren. Nach Klaus Peters (2011) ist es nicht hinreichend, die Zunahme psychischer Erkrankungen auf eine Verschlechterung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse oder auf zunehmenden Stress zurückzuführen. Peters (2011) sieht die Ursache vielmehr in dem Paradigmenwechsel in der Unternehmenssteuerung, der sich seit den 1990er Jahren abzeichnet. Dieser Wandel in der Unternehmenssteuerung kann als Abkehr vom Kommandosystem hin zu einer indirekten Steuerung von Unternehmen und Arbeitskräften aufgefasst werden. Andere Autoren beschreiben den Paradigmenwechsel als Herausbildung des "Finanzmarkt-Kapitalismus" (Windolf, 2005) oder des Umbruchs des Produktionsmodells in Richtung eines "flexibel-marktzentrierten Produktionsmodells" (Sauer, 2005).
In der Literatur werden diese verschiedenen Entwicklungstendenzen der letzten 30 Jahre auch unter dem Begriff "neue Steuerungsformen" zusammengefasst (Kratzer & Dunkel, 2013). Trotz aller Unterschiede im Einzelnen gibt es zwei konstitutive Merkmale, die sich als Gemeinsamkeit der Entwicklungstendenzen identifizieren lassen: Vermarktlichung und Selbststeuerung. Vermarktlichung bedeutet, dass Märkte, insbesondere die Finanzmärkte, eine größere Rolle für die Unternehmens- und die Leistungssteuerung spielen. Die Selbststeuerung bezieht sich auf die aktivere Rolle der Beschäftigten bei der Bewältigung von Marktanforderungen. Was die Mitarbeitenden wann, in welcher Reihenfolge und mit welchen Methoden erledigen, bleibt ihnen überlassen (Kratzer & Dunkel, 2013).
Vor dem Hintergrund der "neuen Steuerungsformen" fokussiert sich die vorliegende Arbeit auf Klaus Peters Modell der indirekten Steuerung und interessierten Selbstgefährdung (Peters, 2001, 2011). Klaus Peters entwickelte die Theorie seit 1997 im Rahmen des COGITO-Instituts, einem Zentrum für Autonomieforschung. Er sieht die indirekte Steuerung als ursächlich für die zunehmenden psychischen Belastungen an. Der Effekt zwischen indirekter Steuerung und der Zunahme psychischer Erkrankungen wird zu großen Teilen über Mechanismen der interessierten Selbstgefährdung vermittelt.