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Dieser fiktive Abschiedsbrief eines Selbstmörders ist ein Grenzen sprengender Schlüsseltext der russischen Exilliteratur, ein »riskantes Manifest des modernen künstlerischen Niedergangs« (Roman Gul) und das literarische Zeugnis einer verzweifelten Gottsuche. In der Tradition Gogols und Dostojewskis und doch mit ihnen radikal brechend, erteilt Iwanow aller Kultur eine radikale Absage. Sein wütender und sprachmächtiger Nihilismus richtet sich gegen die Liebe, den Sex, die Kunst, die Politik - hilflose Verschleierungen der »kosmischen Hässlichkeit« der Welt. Ausweg aus der Verzweiflung über die metaphysische Absurdität des Daseins findet Iwanow in einer sinnfreien Sprache, mit der er in einen offenen Dialog mit der russischen Klassik tritt. Zerfall des Atoms ist eine geniale, tragische Collage aus Betrachtungen, Paradoxien, Erotik und Poesie und erschien erstmals 1938 in einer Auflage von 200 Exemplaren in Paris. Die kongeniale Übersetzung von Alexander Nitzberg macht sie nun einem deutschen Publikum zugänglich.
Georgij Iwanow, geboren 1894 in Litauen, verbrachte seine Kindheit in St. Petersburg. Bereits mit 16 Jahren begann er Gedichte und Erzählungen zu publizieren. Später näherte er sich dem Akmeismus an und wurde Mitglied der von Nikolai Gumiljow gegründeten Dichterzeche. 1921 heiratete er die Lyrikerin Irina Odojewzewa und reiste mit ihr über Berlin nach Paris, wo er zu einem der einflussreichsten Dichter des russischen Exils avancierte. Er starb 1958 in Hyères, Frankreich.