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Die Gabe des Menschen, sich etwas vorzumachen, ist unerschöpflich. Nur wenige Autoren der Weltliteratur haben diese Erfindungsgabe so herrlich indiskret bloßgelegt wie Italo Svevo. Die erheiternden Vivisektionen seines Zeno Cosini leuchten das Bewusstseinslabyrinth des modernen Mannes bis in die hintersten Winkel aus. In jeder Hinsicht eine Offenbarung! Signore Cosini ist siebenundfünfzig Jahre alt und kann auf eine beeindruckende Bilanz ungenutzter Chancen und verpasster Gelegenheiten zurückblicken. Einerlei, ob er eine gute Partie machen wollte oder bloß versuchte, sich das Rauchen abzugewöhnen, ob er sich in der Geschäftswelt engagierte oder auf ein erotisches Abenteuer aus war - ein ums andere Mal schlug ihm das Schicksal ein Schnippchen. Nichtraucher ist er mit knapp sechzig immer noch nicht, und seine Frau hat er nur deshalb geheiratet, weil deren Schwestern ihn zuvor abgewiesen hatten. Da sich das Un-Perfekte jedoch mitunter als Glücksfall herausstellt, ist es Svevos Kleinstadtneurotiker wider Erwarten vergönnt, chronisches Unvermögen zur höheren Lebenskunst zu veredeln.
Italo Svevo, eigentlich Ettore Schmitz, 1861 als Kaufmannssohn in Triest geboren, blieb zeit seines Lebens Geschäftsmann. Jahrelang war er bei einer Bank angestellt, später Geschäftsführer der Firma seines Schwiegervaters. James Joyce, der in Triest Svevos Englischlehrer gewesen war, ermutigte ihn nach der Lektüre seiner Werke weiterzuschreiben, und auch Valery Larbaud förderte sein literarisches Schaffen. 1928 starb Svevo an den Folgen eines Autounfalls.