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Am 29. September 1976 stiegen in meinem Heimatort Kamering hei Paternion, Kärnten, zwei 17jährige Lehrlinge mit einem drei Meter langen Kalbstrick über eine Holzleiter des Pfarrhofstadels zu einem Trambaum hinauf. Sie schlangen das Seil um ihn und verknoteten die beiden Seilenden hinter ihren linken Ohren. Der Nerv des Stricks zuckte. Ihre Hände flochten sich zu einem Zopf ineinander, immer schneller im Kreis sich drehend, wirbelten sie wieder auseinander und kamen vor ihren blutunterlaufenen Augen zum Stehen.
Josef Winkler schreibt gegen die Macht von Ritualen an, indem er sie bilderreich, phantasievoll, leidenschaftlich wiederholt in einer Sprache, die deren Repressionscharakter aufdeckt. Machtrituale sind zugleich Sprachrituale, das ist Josef Winklers Erkenntnis, der dabei von seinen Erfahrungen am eigenen Leib als Bauernkind in einem katholischen Dorf in Kärnten zehrt. Die Sprache Josef Winklers ist eine aus mehrfachem Querstehen, Außenseitertum und entsprechenden Wunden hervorbrechende und sich ihren Sturzweg schaffende Sprache, deren Atemstoß das Signum der Notwendigkeit, Originalität und Legitimität erkennen läßt.
»Josef Winkler schreibt gegen die Macht von Ritualen an, indem er sie bilderreich, phantasievoll, leidenschaftlich wiederholt in einer Sprache, die deren Repressionscharakter aufdeckt. Machtrituale sind zugleich Sprachrituale, das ist Josef Winklers Erkenntnis, der dabei von seinen Erfahrungen am eigenen Leib als Bauernkind in einem katholischen Dorf in Kärnten zehrt. Die Sprache Josef Winklers ist eine aus mehrfachem Querstehen, Außenseitertum und entsprechenden Wunden hervorbrechende und sich ihren Sturzweg schaffende Sprache, deren Atemstoß das Signum der Notwendigkeit, Originalität und Legitimität erkennen läßt.«
Josef Winkler wurde 1953 in Kamering bei Paternion in Kärnten geboren. Nach der Volksschule besuchte er drei Jahre lang die Handelsschule in Villach. Nachdem er zunächst im Büro einer Oberkärntner Molkerei beschäftigt ist, besuchte er die Abendhandelsakademie in Klagenfurt und arbeitete tagsüber im Betrieb eines Verlags, der Karl-May-Bücher produziert, seit 1971 dann in der Verwaltung der neuen Hochschule für Bildungswissenschaften in Klagenfurt. In seiner Freizeit besuchte er germanistische und philosophische Vorlesungen.
Josef Winkler debütierte 1979 mit dem Roman "Menschenkind". Seit 1982 ist er freier Schriftsteller. Er lebt derzeit mit seiner Familie in Klagenfurt. 2008 erhielt Josef Winkler den Georg-Büchner-Preis.