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Die Geschichte entfaltet sich vor dem Hintergrund des Sommers 2023: Russlands Krieg gegen die Ukraine endet nicht. Die russische Schriftstellerin M., seit einigen Monaten in B. lebend, bricht Richtung Dänemark auf - ein Festival hat sie zu Lesungen eingeladen. Die Reise ist voller Pannen: Anschlusszüge fahren nicht, das Ladekabel des Telefons geht verloren. Auf dem Bahnhof in F. wartet niemand, der Akku ist leer, der Kontakt zu den Veranstaltern abgebrochen.
Statt in Hektik zu verfallen, erfüllt die neue Lage sie mit Erleichterung. Ihr dämmert, dass niemand weiß, wo sie ist - eine Chance, endlich aus der Welt zu verschwinden. Ins Fremdsein verliebt, durchstreift M. die Stadt und stößt auf einen Zirkus, der sie für den Trick der »zersägten Jungfrau« engagiert. Man verabredet sich für den nächsten Morgen, um weiterzuziehen ... Metaphern und Anspielungen von Thomas Hobbes bis Vladimir Nabokov durchziehen Maria Stepanovas fesselnde, an Wahrnehmungen und Gedanken reiche Prosa. Sie hat eine Einladung zur Selbst-Enthauptung geschrieben, nicht mehr und nicht weniger. Es bleibt an uns, den Leserinnen, ob wir ihren »Absprung« als Akt der Befreiung oder der Verneinung verstehen wollen.
Maria Stepanova, 1972 in Moskau geboren, ist die international erfolgreichste russische Dichterin der Gegenwart. Für ihr umfangreiches lyrisches und essayistisches Werk wurde sie vielfach ausgezeichnet. Ihr Prosadebüt Nach dem Gedächtnis (2018) wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Sie lebt zurzeit in Berlin.
Olga Radetzkaja, 1965 in Amberg geboren, hat u.a. Werke von Julius Margolin, Viktor Schklowskij, Polina Barskova und Boris Poplavskij übersetzt. Für ihre Arbeit wurde sie vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Brücke Berlin Preis 2020 (zusammen mit Maria Stepanova).