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In Olga Forschs Roman schlägt uns in neun »Wellen« das Panorama einer Epoche entgegen.
Das russische Narrenschiff, das durch die Jahre fährt, ist das von Gorki ins Leben gerufene »Haus der Künste«, in dem Maler, Philosophen und Schriftsteller gemeinsam mit Arbeitern lebten und ihre Existenz in den Bürgerkriegsjahren sicherten. Dieses »Narrenschiff« ist beseelt vom Wahn der Kunst: Seine Passagiere sind Menschen in den Jahren nach dem Oktoberumsturz und bis zur Auflösung des Hauses im Jahr 1923, die sich in Kühnheit und Fortschrittlichkeit zu überbieten versuchen.
Die ersten »Wellen« kreisen um das Zeitgeschehen, führen uns das Personal des "Silbernen Zeitalters" der russischen Poesie, Boris Pilnjak, Alexander Blok, Viktor Schklowskij und andere, verkleidet vor, die Dichtung Anna Achmatowas bildet die Hintergrundmusik dieser avantgardistischen Wettstreite. Die nachfolgenden Wellen erzählen von Autoren und ihren Werken.
In einem assoziativen und episodenhaften Erzählen setzt sich kaleidoskopartig die Zeit zusammen. Russisches Narrenschiff hat ein eigenes Schicksal. Olga Forsch war gewiss keine Dissidentin, doch der Roman verschwand nach der Veröffentlichung 1931: Er wurde weder in die später erschienene Gesamtausgabe der Werke von Olga Forsch aufgenommen noch zu ihren Lebzeiten veröffentlicht.
Olga Forsch (1873-1961) war Tochter eines Generals, die nach dem Tod ihrer Familie in eine Offiziersfamilie geheiratet hat. Nachdem sich ihr Gatte weigerte, bei der Erschießung von Dissidenten teilzunehmen und den Dienst quittierte, gingen sie in Ukraine und begannen ein Bauernleben. Dort begann sich Forsch mit der Morallehre Tolstois, der Theosophie und dem Leid der Landbevölkerung zu beschäftigen. Ihre ersten literarischen Arbeiten nahmen sowohl sozialistische Ideen als auch eine symbolistische Kunstauffassung auf. Nach der Oktoberrevolution ging sie nach Moskau, wurde zu einer der Reformerinnen des Schulwesens und erlangte in den 1920er-Jahren eine führende Rolle in der sowjetische Literatenszene. Ihre historischen Romane wurden seinerzeit in deutscher Übersetzung in der DDR veröffentlicht: In Stein gehüllt, 1957; Die Kaiserin und der Rebell, 10 Auflagen von 1957 bis 1976; Roman einer Verschwörung, 1966.