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Wolfram Siebecks Herz schlug für die guten Dinge des Lebens. Sein unbeirrbarer Sinn für wahren Genuss hatte etwas Verschwenderisches und angenehm Unvernünftiges. Lässig und weltmännisch half er den Deutschen dabei, ihren Geschmack zu verfeinern. Dabei wurde er selbst zum Idealtyp des Genussmenschen und fand zu seinem unverwechselbaren Stil, der ihm als Kolumnist Millionen Leser bescherte - meist treue und begeisterte, doch auch verärgerte, wenn ein Urteil mal wieder streng und um einer guten Pointe willen gepfeffert ausfiel.
Erstmals sind nun Siebecks späte Lebenserinnerungen zu lesen, in denen sich sein humorvoller Biss mit alterskluger Selbstironie verbindet. Das Manuskript fand seine Frau Barbara in einer Truhe in ihrer gemeinsamen Wohnung auf Schloss Mahlberg wieder. So unverblümt hatte Siebeck nie zuvor über seine Eltern, über die NSDAP-Karriere seines Vaters oder über seine Jugend im Nationalsozialismus geschrieben. Er schildert seinen Werdegang - vom Schildermaler und Zeichner in der Nachkriegszeit mit Umwegen über Jazz und Avantgarde-Kino, über seine ungeplante Selbstfindung als Schreiber bis zu den Freuden und Tücken des Alterns. Nicht zuletzt sind seine Memoiren eine sinnliche Verneigung vor seinem langjährigen Wohnsitz in der Provence und dem kulinarischen Sehnsuchtsziel Frankreich.
Wolfram Siebeck kam 1928 in Duisburg zur Welt. Das Ruhrgebietskind war in vielen unterschiedliche Berufen und Künsten tätig, bis er in den Siebzigerjahren seine Berufung fand und als Kolumnist für die ZEIT, den Stern und den Feinschmecker vielbeachtete gepfefferte Kolumnen schrieb. Mit Eckart Witzigmann und weiteren Münchner Sterneköchen wirkte er an der Verfeinerung der Gaumenfreuden und hatte den Ehrgeiz, besser zu kochen als sie. Kulinarische Reisen führten den Gourmet vor allem nach Frankreich, dessen Sinn für Qualität er in deutsche Küchen bringen wollte. Als einer der bekanntesten Köche und Gastronomiekritiker seiner Zeit, veröffentlichte er zahlreiche, teils satirische, Bücher rund ums Kochen. Mit seiner Frau Barbara lebte er abwechselnd in der Provence und auf Schloss Mahlberg, wo er 2016 starb.