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Auf das Projekt der Moderne, die Inklusion der Gesamtbevölkerung in politische, rechtliche, wirtschaftliche, pädagogische und kulturelle Prozesse, folgt das Projekt der Digitalisierung, die Transformation analoger in diskret abzählbare, binär codierte, statistische auswertbare, maschinell berechenbare Prozesse. Die einen hoffen, dass das Projekt der Digitalisierung die Voraussetzungen dafür schafft, dass das Projekt der Moderne fortgeführt werden kann, indem es die Instrumente bereitstellt, die den Zugang aller zu allen Bereichen der Gesellschaft ermöglichen. Die anderen befürchten, dass es das Projekt der Moderne auf perverse Weise beendet, indem die Teilnahme aller an Gesellschaft nicht mehr eine Frage der individuellen Entscheidung, sondern der kollektiven Erfassung ist.
Die in diesem Buch vorgelegten Überlegungen können diese Frage nicht entscheiden. Stattdessen stellen sie die Variable der Gesellschaft schärfer, als es in der Diskussion um Fragen der Digitalisierung gemeinhin geschieht. Die Automatisierung der Industrie, die politischen Möglichkeiten der Überwachung, die massenmediale Bereitstellung von Plattformen für Arbeit, Konsum und Unterhaltung, die wissenschaftliche Erforschung von Welt und Gesellschaft durch die umfassende Verteilung von Sensoren in Stadt und Land, Wasser und Luft sind wichtige Teilaspekte einer technologischen Transformation durch elektronische und digitale Medien, die nur angemessen zu würdigen ist, wenn man das Stichwort der Digitalisierung der Gesellschaft in der Ambivalenz des Genitivs ernst nimmt. In der Formulierung von der Digitalisierung der Gesellschaft steht die Gesellschaft sowohl im genitivus subiectivus als aktives Subjekt der Digitalisierung wie auch im genitivus obiectivus als passives Objekt der Digitalisierung. Um zu verstehen, was der Gesellschaft passiv widerfährt, indem sie sich aktiv verändert, muss man die Gesellschaft verstehen. Die Versuchung ist groß, sich diese Diskussion zu ersparen, indem man stattdessen nur fragt, was funktioniert und was nicht. Aber es steht einiges auf dem Spiel. Deswegen ist die Diskussion notwendig.
4.0. Das Buch handelt von der vierten Medienepoche der Menschheitsgeschichte, der Epoche der elektronischen und digitalen Medien. Drei frühere Epochen gingen ihr voraus, 1.0, die Epoche der Mündlichkeit, 2.0, der Schriftlichkeit, und 3.0., des Buchdrucks. Vor der Digitalisierung erlebte die menschliche Gesellschaft die Abenteuer der Oralisierung, Alphabetisierung und Literarisierung, allesamt nicht minder überfordernd. Nichts Geringeres als eine tiefgreifende Veränderung von Struktur und Kultur der Gesellschaft, viermal in Folge, vermochte diese Herausforderungen zu bewältigen.
Dirk Baecker, Prof. Dr. rer. soc., * 1955.
https://catjects.wordpress.com/about/
Email: baecker (at) mac.com
Areas of Interest: sociological theory, culture theory, economic sociology, organization research, and management eduction.
May 2015 appointment to chair of cultural theory and management at University Witten/Herdecke.
Visiting professor at University of Vienna (1995-1997), at University of Basel (2009-2011), and at Ashkal Alwan Lebanese Association for Plastic Arts (November 2012).
Coeditor of the journal Soziale Systeme: Zeitschrift für soziologische Theorie (since 1995); cofounder of the center for management and consulting education Management Zentrum Witten (2000-11); coeditor of the yearbook Revue für Postheroisches Management (2007-12); board member of the journal Cybernetics & Human Knowing.
January 2011 cofounder of the bachelor degree course Sociology, Politics, & Economics (SPE) at Zeppelin University; September 2013 until April 2015 Academic Director of SPE.
In 2007 appointed to the chair of cultural theory and analysis at Zeppelin University, Friedrichshafen, Germany.
In 1996 appointed as Reinhard Mohn Professor of Entrepreneurship, Business Ethics, and Social Change at the Department for Business Economics at University Witten/Herdecke; in 2000 appointed to the chair of sociology at the Department for Fundamental Studies at University Witten/Herdecke.
Academic visitor at the Department for Accounting and Finance of London School of Economics and Political Sciences in 1994.
From 1993 to 1996 Heisenberg grant from the Deutsche Forschungsgemeinschaft.
Research project on risk management in banking, visiting scholar at Stanford University, California in 1990/91; lecturer at University Witten/Herdecke from 1991 to 1996.
Philosophical dissertation with Professor Niklas Luhmann at University of Bielefeld from 1982 to 1986 (Dr. rer. soc.); Habilitation at University of Bielefeld from 1990 to 1992.
Studies of sociology, economics, and economic history at universities of Cologne (1982 Dipl.-Volksw. sozw. R.) and Paris-IX (Dauphine).