Wir lesen aus Passion. Hier findet ihr die Bücher, die wir besonders gemocht haben, und wir sagen euch auch, warum.
Es ist 1914 und die Tage der Internatsschüler Sidney Ellwood und Henry Gaunt sind wohlbehütet und sorglos.
Sie schmeißen sich gegenseitig Tennyson und Thucydides an den Kopf, diskutieren abstrakt über das Für und Wider das Krieges (Ellwood glaubt an die Glorie des Empires, Gaunt sieht nicht, warum er sich erschießen lassen sollte, weil irgendein Serbe einen österreichischen Adligen getötet hat) und sind tunslichst darauf bedacht sich nicht gegenseitig zu berühren. Aber auch für sie rückt der Krieg näher, die Namen der gefallenen Mitschüler werden mehr und mehr. Als Gaunt - aufgrund seiner preußischen Mutter ohnehin im Verdacht ein deutscher Spion zu sein - auf der Straße eine weiße Feder ausgehändigt bekommt und seine Gefühle für Ellwood ihn komplett zu überwältigen drohen, meldet er sich (18jährig und eigentlich zu jung) für die Front. Ellwood folgt ihm bald, so wie auch ein Großteil ihrer Schulkameraden.
Alice Winns Roman ist zu gleichen Teilen eine Geschichte von Liebe und Krieg und ein überwältigendes Buch. Die Charaktere sind mit einer leuchtenden Lebendigkeit gezeichnet, die dem unbeschreiblichen Horror der Schützengräben in Frankreich und Belgien gegenübersteht.
Die politischen Gründe und Auslöser für den Krieg spielen keine Rolle in der Geschichte, eben weil sie für diejenigen an der Front, die (metaphorisch) auf ihre Brüder und (buchstäblich) auf ihre Cousins schießen müssen, *keine Rolle spielen*.
Die sowjetische Politikerin Alexandra Kollontai schrieb 1918: "Fragt einen beliebigen Soldaten [...], wofür sie kämpften, wozu sie das Blut ihrer Brüder vergossen haben [...]. Sie können nichts sagen, keine Antwort geben, weil sie es selbst nicht wissen."
Man mag anmerken, dass es keine wirklichen Antagonist:innen gibt, dass es der Zufälle dank derer Ellwood und Gaunt immer wieder vom Verbleib des jeweils anderen erfahren, zu viele sind. Aber das tut nichts zur Sache, denn der Krieg und das Verbot homosexueller Beziehungen sind die permanente Bedrohung, die sich in die Leben aller Beteiligten frisst und sie zerstört. "In Memoriam" ist in dieser Fokussierung ein sehr intelligentes Buch und schlussendlich reflektiert Winn ebenjene Fragen (heißt: Privilegien) der Klassenzugehörigkeit und thematisiert, wie nebenbei, den erstarkenden Antisemitismus, auch in der englischen Gesellschaft.
Ursula Wulfekamp und Benjamin Mildner haben das Buch als "Durch das große Feuer" ins Deutsche übersetzt. Die Jugendjury des Jugendliteraturpreises hat dieses Buch im letzten Jahr ausgezeichnet.
zum Produkt € 18,00*
Wie schon ihr Debüt "Licht zwischen den Bäumen" ist auch Una Mannions neues Buch "Sag mir was ich bin" -erschienen bei Steidl in der Übersetzung von Tanja Handels - eine Geschichte von häuslicher Gewalt und (wahl-)familiärem Zusammenhalt, der sich einer einfachen Genrekategorisierung entzieht. ????
Im Mittelpunkt der Handlung steht das plötzliche Verschwinden von Deena Garvey. Ihre Schwester Nessa kann nicht glauben, dass Deena sich wortlos abgesetzt und ihre kleine Tochter Ruby zurückgelassen haben soll, doch die Polizei findet keinerlei Hinweise auf ein Verbrechen und so wird der Fall bald zu den Akten gelegt. Die Abwesenheit Deenas reißt ein Loch in Nessas Leben, von dem sie sich nicht erholen kann. Die vierjährige Ruby wird in die Obhut ihres Vaters Lucas gegeben und wächst bei ihm und seiner Mutter im ländlichen Vermont auf, abgeschnitten nicht nur von der Welt, sondern auch von jeglichem Wissen über ihre Mutter und deren Familie.
Von einer weniger behutsamen Autor:in geschrieben, wäre "Sag mir was ich bin" leicht zu einem reißerischen Thriller geworden. Aber Tempo und Tonfall bleiben bedächtig und laufen beinahe quälend langsam auf die unvermeidliche Erkenntnis zu. In Rückblenden werden Rubys Aufwachsen und Nessas Versuch des Weiterlebens erzählt, beides im mehr oder weniger expliziten Versuch sich der weitreichenden Manipulation von Lucas zu entziehen. Die Erzählung driftet an keinem Punkt ins Voyeuristische ab; Mannion schafft den Balanceakt, die Verletzungen der Protagonistinnen klar zu zeigen, ohne sie auf einen Opferstatus zu reduzieren, und ihnen gleichzeitig einen Raum zur Emanzipation zu geben. Große Empfehlung!
zum Produkt € 28,00*
Scott Prestons Debütroman The Borrowed Hills, bei Fischer erschienen als Über dem Tal, in der Übersetzung von Bernhard Robben, behandelt ein Ereignis, das sicher den wenigsten Menschen noch präsent ist: der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in England 2001.
Protagonist Steve, eigentlich LKW-Fahrer, ist zurück auf dem heimischen Hof um den alternden Vater zu unterstützen als die ersten Mitteilungen eintreffen alles Vieh müsse sofort isoliert werden. Doch trotzdessen finden sich Verdachtsfälle, das Militär rückt an und eliminiert die gesamte Herde. Steve findet sich kurz darauf auf dem Hof von William wieder, der Ort, an dem der örtliche Ausbruch seinen Ursprung genommen haben soll. Tagelang verbrennen sie Kadaver und somit ihre materielle Existenz. Jahre später kehrt Steve ein weiteres Mal von der Straße in die Berge zurück und lässt sich von William überreden Fahrer bei einem Raub zu sein: gemeinsam mit dem Berufskriminellen Colin stehlen sie eine riesige Schafsherde von einem Yuppie-Hof um den eigenen Betrieb in den nördlichen Fells Englands wieder in Gang zu kriegen. Der Raub gelingt, ihre Leben als Schafbauern aber können nicht mehr Fuß fassen, und die Verstrickungen mit Colin wenden das Blatt erstrecht nicht zum Besseren.
Preston lässt keinen Platz für Illusionen oder Bergromantik (oder doch - je nachdem welchem Typ Romantik man sich zuzählt). Es ist eine von der Sache her nüchterne Erzählung, transportiert aber in einer packenden Sprache und mit Bildern, die noch lange bleiben. Sehr düster und sehr windig, auf den letzten Metern des Jahres sicherlich eines der absoluten Highlights.????
Weitere (Verkaufs-)Argumente seien dem Autor überlassen, der sein Buch wie folgt anpreist:
"Denkt dran: #theborrowedhills ist ein prima Weihnachtsgeschenk für die ganze Familie. [...]
Es gibt robuste Männer für die Mütter und Väter, Monologe aus der Arbeiterklasse für die linken Freunde und eine Polemik über Selbstvertrauen für den rechten Onkel, 00er-Jahre-Nostalgie für die Millennials und 70er-Jahre-Nostalgie für die Boomer. Historische Fiktion, volkstümlichen Horror, verbotene OT3-Romantik, britische Mythologie, altes Walisisch, Schießereien, Naturbeschreibungen, Verfolgungsjagden im Freien, waghalsige Raubüberfälle, ein kerniger Western mit Staubmänteln und Sheriffs mit Sporenabsätzen, erstklassige Kinematografie des Nordens, glorreicher Schlamm, milde Pints, melancholische Trockenmauern, ein Boxkampf in Blankversen und eine Figur namens Ian Little Arms."
Dem ist nichts hinzuzufügen.
zum Produkt € 25,00*
Mitte der 90er: die Familie Korkmaz, eigentlich beheimatet im kurdischen Dersim, lebt in Rotterdam. Keko Korkmaz, jüngstes und eventuell unbescholtenstes von 6 Geschwistern, wird auf seiner eigenen Hochzeit von einem Scharfschützen erschossen. Wie es dazu kam, und was Operationen des türkischen Militärs und ein Kunstraub in Boston damit zu tun haben, das breitet Cemile Sahin in ihrem dritten Roman Kommando Ajax vor den Leser:innen aus.
In sagenhaftem Tempo eröffnet sich eine Szenerie nach der nächsten und werden über mehrere Zeitebenen hinweg die Charaktere in all ihren Eigenheiten und Schrulligkeiten eingeführt. Zahlreiche Cameos popkultureller Größen (oder doch nur Namensvetternschaften?) inklusive. Das hat den Effekt, dass man sich den Großteil der Zeit sehr sehr gut unterhalten fühlt und über die Tücken des Hochzeitssaalbusiness und unterklassigen Fußball für einige Momente vergisst, was für eine Geschichte hier eigentlich auch erzählt wird: eine Geschichte der Gewalt gegen die kurdische Bevölkerung.
Kommando Ajax ist aber auch ein Roman über Zusammenhalt und Freundschaft, darüber beim Räuber & Gendarm immer Räuber und niemals Gendarm zu sein, über verborgene Talente und nicht zu unterschätzende connections nach Bietigheim-Bissingen.
zum Produkt € 25,00*
Aus der Kategorie "direkt noch einmal lesen, vielleicht hat man was verpasst" ist "Schlaglicht" von Rita Bullwinkel und in der Übersetzung von Christiane Neudecker.
Das Setting ist der Daughters of America Cup, einem Boxwettkampf für Mädchen und junge Frauen U19. Vier Vorrundenkämpfe, zwei Halbfinals und das Finale lang begleiten wir die Teilnehmerinnen, folgen ihrem Blick auf die spärliche Menge der Zuschauer:innen und ihren Gedanken diesseits und jenseits der Hallenwände.
Die Handlung des Romans sind die Kämpfe, einer nach dem anderen. Die Kämpfe an sich sind einfach nur Sport und doch mehr als das.
Eine auktoriale Erzählinstanz wirft ein Schlaglicht auf die Leben und Umstände der einzelnen Kämpferinnen, die sich hier in Bobs Boxpalast in Reno eingefunden haben - inklusive Blick in die Zukunft. Sie alle sind spektakulär unspektakulär (abgesehen von ihren klangvollen Namen), kommen mit größeren und kleineren Päckchen und Schrullen in den Ring, und sind ganz und gar normale Athletinnen.
"Schlaglicht" ist keine Sporterzählung wie sie vielfach im kulturellen Kanon verankert ist, es gibt keine Underdogs, die aufsehenerregend "nach oben" gelangen oder sich durchboxen. Bzw. doch, aber es ist das ganz alltägliche Boxen. Viele nehmen teil, eine gewinnt, darüber entscheidet nicht zwangsläufig die harte Arbeit oder das Training, sondern auch Glück, eine spezielle Paarung, ein guter Tag, ein schlechter Gedanke.
Aus diesem Setting und den sprachlichen punches eine größere moralische Ableitung zu extrahieren ist schwierig und vielleicht auch gar nicht gewollt.
So naheliegend gewisse Interpretationen sind (Kampf gegen- oder miteinander), so verlässlich entzieht sich die Erzählstruktur der Gefälligkeit und Eindeutigkeit. Immer wieder werden kleine Bilder, Gedankenwelten und Erinnerungen der Boxerinnen erschaffen, die man sich mit Ruhe durch den Kopf gehen lassen muss. Aber dann kommt schon der nächste Schlag.
"Wie bei einem Boxkampf sind die Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen, mit denen Boxerinnen im Lauf der Zeit auftauchen, nicht linear." (230)
Und so ist es auch mit dieser Lektüre, mit den Schlägen und den Worten. "Schlaglicht" ist dann doch ein sehr sehr schöner Boxroman, der hibbelig macht und anregt und alles in allem ein tolles Buch ist.
zum Produkt € 24,00*
Zeno ist 15 Jahre alt, und weil er "einen umgelegt" hat sitzt er in der Jugendstrafanstalt auf der Insel Nisida vor Neapel ein.
Zeno hat einen Deal mit seiner Italienisch Lehrerin: wenn er aufschreibt, was er so denkt tagein tagaus, legt sie beim Direktor für ihn ein gutes Wort ein, damit er über Weihnachten zwei Tage nach Hause darf. Also schreibt er auf wie ihm der Schnabel gewachsen ist; berichtet von den sadistischen und den netten Schließern, seinen Mithäftligen, seinem Leben vor der Zeit auf Nisida, seiner Familie.
Dass das alles keine allzu hoffnungsfrohen Anekdoten sind, kann man sich denken. Tot oder lebendig, auf Nisida oder draußen macht für viele kaum mehr einen Unterschied. In seiner jugendlichen Direktheit und unverhohlenen Verständnislosigkeit benennt Zeno die haarsträubenden Ungerechtigkeiten und Irrglauben des Justizsytems, ebenso wie den brutalen Machismo der Camorra und die mehr oder weniger absolute Perspektivlosigkeit derjenigen, die bereits am Rande der Gesellschaft zur Welt gekommen sind. Als absoluten Hohn empfindet Zeno dabei das scheinheilige, Freiheit simulierende Meer um ihn herum.
Und so rattert er beinahe ohne Punkt und Komma seine Geschichten, seine Wut auf fast alles und seine Liebe zu doch auch gar nicht so wenigen/m runter, mit dem sehnsuchtsvollen Ziel den 25.12. in Forcella zu sein.
"Dieses Meer, dieses unerbittliche Meer" von Francesca Maria Benvenuto und übersetzt von Christine Ammann wirft einmal mehr die Frage nach Sinn und Zweck von (Jugend-)Gefängnissen auf. Die Sprache, die Worte, die Erlebnisse und Erzählungen, die Analysen - es ist alles da. In diesem fiktionalen Bericht natürlich, aber somit auch bei all jenen, die es wirklich erleben.
Ein knappes Buch, das länger nachhallt.
zum Produkt € 22,00*
Mit vielerlei klassischen Motiven wartet Elizabeth O'Connor in ihrem Debüt auf: eine entlegene walisische Insel mit minimaler Einwohner:innenschaft und vormoderner Wirtschaft, eine junge Frau, deren Horizont das heimische Umfeld weit überschreitet, ein den Alltag durchschneidendes Ereignis und die darauf folgende Ankunft zweier Fremder.
Doch "Die Tage des Wals" (übersetzt von Astrid Finke) ist weit mehr als die übliche rite of passage oder der Stadt/Land-Gegensatz.
Es ist Ende der 1930er Jahre, Protagonistin ist die 18jährige Manod, die mit ihrem Vater und ihrer jüngeren Schwester Llinos lebt. Ein an der Küste gestrandeter Wal spült auch die beiden Anthropolog:innen Joan und Edward an Land. Sie sind aus England und wollen ein Buch über das Leben auf der Insel und die dortige Lebensweise und Gesellschaft schreiben. Manod, die fließend Englisch spricht, wird ihre Sekretärin und Übersetzerin; und diese Tätigkeit sowie die Bekanntschaft mit den beiden eröffnen ihr eine Perspektive jenseits der Insel.
O'Connors Sprache ist klar und reduziert, die Kapitel und Sätze sind kurz, dafür aber reich an Symolischem und Bildhaftem. Die tiefe Verwobenheit von Natur, Mensch und Tier ist omnipräsent, ebenso wie folkloristische Elemente. Nichts davon jedoch wird in irgendeiner Form exotisierend einerseits oder über die Maßen beengend andererseits dargestellt. Das Leben auf der Insel ist, wie es ist. Für einige ausreichend, für andere eben nicht. Die wahre Problematik, und damit könnte das Buch zeitgenössischer kaum sein, ist der naturalisierende Blick der Wissenschaftler:innen auf das Inselleben, wie auch Manod bald feststellt.
Viel viel mehr ließe sich sagen, für den Moment muss reichen:
"Die Tage des Wals" ist ein sehr gutes Buch!
zum Produkt € 24,00*
Seltsame Dinge geschehen im Hause Usher und als Alex Easton, ein Soldat im Ruhestand, die Nachricht erhält, dass seine Jugendfreundin Madeline Usher im Sterben liegt, eilt er augenblicklich zum entlegenen Ort des Geschehens, um ihr und ihrem Bruder Roderick beizustehen. Was er dort vorfindet, lässt ihm die Nackenhaare zu Berge stehen und ihn nachts kein Auge zu tun...
Eine schaurig schöne Neuerzählung von Edgar Allan Poes Klassiker, die, zugegebenermaßen, spannender daherkommt das Original. Ein marodes Haus an einem gespenstischen See, umgeben von einer Flora und Fauna, die vom Teufel besessen zu sein scheint, sorgen für eine wunderbar bizarre Atmosphäre, die auch schon vorher vom alptraumhaften Gemälde des Coverumschlags (unter dem sich ein weiteres optisches Schmankerl verbirgt) fleißig angestachelt wird.
Dieser herbstliche Schauerroman ist auch durchaus ein Highlight für ein Sommernachtgewitter. Und für die weitere Versorgung an atmosphärisch-klassischer Grusellektüre für die unumgängliche kalte Jahreszeit, vor eurem Kamin auf dem Bärenfell, wird es im November eine zweite Poe-Adaption von T. Kingfisher geben.
zum Produkt € 20,00*
Sich explizit erinnern zu können, was man am 15. März 2011 so gemacht hat, und was das überhaupt für ein Tag gewesen ist - das können vermutlich nicht viele von sich behaupten.
Am 15. März 2011 begann, als Folge von Protesten, die sich im Zuge des Arabischen Frühlings ereigneten, die Syrische Revolution.
In ihrem Debütroman "Da waren Tage" erzählt Luna Ali die Geschichte von Aras. Als Kind mit Mutter und Schwester nach Deutschland gekommen hat Aras eine Identität, die sich vor dem Hintergrund des Krieges in Syrien und im Verhältnis zu den sich spätestens ab 2015 etablierten/enden Kategorien neu konstituiert und anfühlt. An nicht mehr als 9 Tagen in Aras' Leben spielt sich das Geschehen des Romans ab, jeweils am Jahrestag der Revolution, zwischen 2011 und 2019.
Kind politisch aktiver Eltern und selbst aktivistisch tätig schafft es Aras an keinem dieser Tage zu einer Kundgebung. Er sitzt auf dem Amt um die Einreise von Bekannten zu klären, hält eine Rede vor Genoss:innen des Flüchtlingsrats, er fährt zur Staatsexamensprüfung und aufs Mittelmeer.
Aras studiert Jura und der juristische Blick auf den Krieg in Syrien und die in Deutschland ankommenden Menschen prägt die Erzählung. Oder vielmehr verdeutlicht die Erzählung wie sehr die vermeintlich klaren Gesetze einen adäquaten Blick auf den Terror verunmöglichen. "Die Absurdität des deutschen Jurastudiums spiegelte in Aras' Augen die Absurdität des Gesetzes an sich wider. Das Gesetz starb immer dann, wenn es niedergeschrieben wurde, denn eigentlich lebte es von der Anwendung." (S. 153) Vor dem Hintergrund des konkret und am eigenen Leib Erlebten und des abstrakten Diskurses verhandelt der Roman - eruiert Aras - kontinuierlich neu, was es bedeutet Subjekt oder Objekt einer Situation zu sein.
Der Roman ist Roman und politischer Essay und experimentelle Montage und alles in allem ein sehr sehr schönes, kämpferisches und lehrreiches Buch, das es schafft, trotz allem den Blick nach vorne gerichtet zu halten auf all die "politischen lebenden und toten Gespenster und Geschwister", wie es in Luna Alis Dank heißt.
zum Produkt € 24,00*
Die 16-jährige Lena Palmer verschwindet spurlos. Drei Tage später taucht sie in einem verstörend brutalen Video wieder auf, welches in atemberaubendem Tempo viral geht.
BKA-Kommissarin Yasira Saad bleibt wenig Zeit, denn schon gibt es erste gewalttätige Demonstrationen in deutschen Städten. Kann Yasira die Täter verhaften, bevor der Lynchmob zuschlägt und der Rechtsstaat zu wanken beginnt?
Der neue Roman des Genrewunders Marc-Uwe Kling ist extrem empfehlenswert!
Achtung!
Explosiv!
Enthält Spannung, Drama, Science-Fiction, Politik, Thriller, Brisanz, Aktualität und Spuren von Humor.
Darf nicht in die Hände von Kindern gelangen.
zum Produkt € 19,99*