Veranstaltungen

 

Buchpremiere: "Geisterdämmerung" Lesung und Gespräch mit Kevin Chen und Monika Li

03.04.2025 19:30 Uhr

Veranstaltungsort: ocelot, not just another bookstore
Preis: 12€ / erm. 8€

Es moderiert die Übersetzerin Monika Li.

Nach mehreren Jahren Haft in einem Berliner Gefängnis kehrt Tianhong zurück in sein taiwanisches Heimatdorf: Yongjing, was ewiger Frieden bedeutet, doch für Tianhong alles andere ist als das. Als jüngstes von sieben Geschwistern wuchs er mit Aberglauben, Klischees und unverrückbaren Rollenbildern auf und floh nach Berlin, in der Hoffnung, dort ein freies, selbstbestimmtes Leben als homosexueller Mann führen zu können. Doch seine Ehe mit einem Deutschen beendet er mit dem Mord an ihm. Wie konnte es dazu kommen?

Am Tag des Geisterfestes, just dem Tag seiner Rückkehr ins Dorf, beschwört Tianhong einen vielstimmigen Chor aus Lebenden und Verstorbenen, gegenwärtigen und vergangenen Erfahrungen herauf, und Stück für Stück bildet sich ein Mosaik der Leben zwischen den Extremen ab: Dort ist die tote Mutter, die sich immer nur wünschte, einen Sohn zu gebären, doch zuerst nur fünf Töchter bekam; der Ehemann, der aus Hoffnung auf einen großen Preis Orchideen züchtet; die Schwester, die sich aus Angst vor dem, was sich hinter den Fenstern verbirgt, ins Dunkel zurückzieht, und der Dorfdepp, der der Schlaueste von allen war.

In einem wirbelnden Sog verknüpft Kevin Chen Geschichten von Familiengeheimnissen mit freundschaftlichem Zusammenhalt, von Neugier nach der Fremde mit einem unbegreiflichen Heimweh, Armut und Macht mit dem unermüdlichen Kampf für die eigene Identität.

Kevin Chen, 1976 in Changua, Taiwan, geboren, begann seine künstlerische Karriere als Filmschauspieler und spielte in den taiwanesischen und deutschen Filmen Ghosted, Kung Bao Huhn und Global Player mit. Heute lebt er in Berlin und arbeitet als Autor für die Zeitschrift Performing Arts Review.


 

45. Lesekreis im Ocelot

10.04.2025 20:15 Uhr

Veranstaltungsort: ocelot

Alle sechs bis acht Wochen stellen wir im ocelot abends ein paar Stühle im Kreis auf und feiern mit euch das,
weshalb wir diesen Beruf auch gewählt haben: den intensiven Austausch über Literatur.

Wir wollen unserem Lesen noch genauer auf den Grund gehen, wollen Bücher auf noch mehr prüfen als allein auf ihre Form und ihren Inhalt.
Im Austausch mit anderen hat eine Lektüre so viel mehr Seiten, als wir allein je entdecken könnten.

Der Eintritt ist frei.
Wir freuen uns immer auf neue Teilnehmer*innen.

Diesmal sprechen wir über:

"Die Liebe Vereinzelter Männer" von Victor Heringer

Camilos Vater arbeitet zu Zeiten der brasilianischen Militärdiktatur als Folterarzt. Sein Job ist es, die Gefolterten länger überleben zu lassen. Eines Tages bringt er ein Waisenkind namens Cosme mit nach Hause. Cosme ist etwas älter als Camilo, vielleicht vierzehn oder fünfzehn, genau weiß er es nicht. Er zeigt dem wohlbehüteten Camilo eine völlig neue Welt hinter den Toren des Grundstücks.Die beiden Jungen verlieben sich ineinander, bis ein Gewaltakt ihre zarte Intimität zerstört und Camilos Leben für immer verändert. Als Camilo Jahrzehnte später in seine Heimatstadt zurückkehrt, wird er von seiner ersten Liebe und dem langen Schatten der Militärdiktatur heimgesucht. Bei der Durchsicht alter Unterlagen stößt er auf ein schreckliches Geheimnis seines Vaters

"Die Kolonie" von Audrey Magee

Ein Londoner Künstler und ein französischer Linguist landen im Sommer 1979 auf einer abgelegenen irischen Insel. Der Künstler ist angereist, um die zerklüfteten Klippen im Atlantik zu malen, der Linguist, um den Niedergang der irischen Sprache zu verfolgen. Jeder der Männer will die unberührte Insel und seine Bewohner für sich alleine haben: Der eine, um sie in Ruhe zu malen und endlich ein besonderes Kunstwerk zu schaffen, der Andere, um eine Sprache zu retten, die gar nicht die seine ist. Die Spannung zwischen den beiden zieht im Laufe des Sommers Kreise über die gesamte Insel. Vor dem Hintergrund Nordirlandkonflikts, erzählt der Roman vom harten Leben der Inselbewohner und von ihren Träumen - die sie über die harschen Grenzen ihrer abgeschiedenen Realität hinausführen.

45. Lesekreis im Ocelot

 

Buchpremiere: "Things I have changed" mit Sophia Hembeck

15.05.2025 19:30 Uhr

Buchpremiere: "Things I have changed" mit Sophia Hembeck
Preis: 12€/8€ ermäßigt

Moderiert von Josephine Apraku

Der letzte Teil der erfolgreichen Things-Trilogie von Sophia Hembeck
Als Sophia Hembeck vor vier Jahren begann über ihr eigenes Leben zu schreiben, auf der Suche nach sich Selbst (Things I Have Noticed, 2020) und nach ihrem Selbstwert (Things I Have Loved, 2023) begann dieser Teil, der sich der Selbstnarration widmet (Things I Have Changed, 2025) eigentlich schon weitaus vorher. Er ist die Collage aus all den blinden Flecken und Auslassungen, den Dingen, die sie über die Jahre nicht sehen konnte oder wollte. Über das worüber sie nicht schreiben will: ihre Mutter, Geld, Kontrolle, zwanghafte Gedanken, Angst. – Aber muss.

"I don’t want to write about my mother", setzt sie immer wieder an und meint doch eigentlich, sie will nicht über sich selbst schreiben, nicht dahin schreiben, wo es dunkel wird, wo es weh tut, wo die Unschärfe beginnt. Und doch ist dieses Buch ein Versuch sich darin so lange wie möglich aufzuhalten. Wie nachts aufzuwachen und zu warten bis die Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben und Umrisse langsam deutlich werden.

Sophia Hembeck ist eine bilinguale Autorin und interdisziplinäre Künstlerin. Sie studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin und lebt heute in Edinburgh. In ihren Werken verbindet sie Poesie, Essayistik und visuelle Kunst, die sich häufig um die Feinheiten der Selbstwahrnehmung und des Erinnerns drehen. Sie hat bisher drei Essaybände veröffentlicht und schreibt in ihrem wöchentlichen Substack-Newsletter The Muse Letter über die Merkwürdigkeiten des Lebens.