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Was wir mit Begeisterung gelesen haben:
Ines Geipel ist Professorin für Verskunst an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“, Schriftstellerin und Essayistin. Sie hat als ehemalige Leichtathletin im Nationalkader der DDR über das Staatsdoping in der DDR gearbeitet und sich als Aktivistin erfolgreich für die Entschädigung von dessen Opfern eingesetzt. Sie hat mit Anderen das „Archiv unterdrückter Literatur in der DDR“ aufgebaut und DDR-Schriftsteller wie Inge Müller vor dem Vergessen bewahrt. Sie beschäftigt sich intensiv mit der deutschen Diktatur-Geschichte und ihren Nachwirkungen.
„Fabelland“, erschienen im zu Ende gegangenen Jahr des 35jährigen Jubiläums des Mauerfalls, geht zurück an den Anfang: Geipel beschreibt im ersten Abschnitt, wie sie – im Sommer 1989 über Ungarn aus der DDR geflohen – als Aushilfskraft in einer Darmstädter Weinstube am 09.11.1989 den Mauerfall als „Erlösung“ erlebt. Ihr Buch geht der Leitfrage nach, wie es kam, dass das Glück des Anfangs, der Befreiung von der Diktatur und des Aufbruchs umschlagen konnte in den Zorn über „den Westen“, der sich in Verklärungen der DDR ebenso niederschlägt, wie im Erfolg der AfD und des BSW bei den Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im Herbst 2024.
„Fabelland“ verbindet Sachbuch, Essay und autobiographisch gefärbte literarische Betrachtungen. Geipels Thema ist die in der Gesellschaft der DDR blockierte Aufarbeitung des Nationalsozialismus, war die DDR in ihrem Selbstbild doch per definitionem antifaschistisch und folgte einem Opfernarrativ. 1989 hatten drei Generationen eine 56jährige Diktaturgeschichte hinter sich. Der – anders bzw. länger als im Westen Deutschlands verdrängten – Verstrickung in den Nationalsozialismus folgte das 40 Jahre währende Leben unter der SED-Diktatur. Geipels eigene Familiengeschichte zeugt von diesen Verstrickungen: Beide Großväter in der SS, der Vater informeller Mitarbeiter der Stasi bespitzelt mit acht verschiedenen Identitäten in der BRD Flüchtlinge aus der DDR, die dieses Doppelleben mittragende Mutter schweigt über Jahrzehnte im Familienkreis und verschwindet schließlich für die Tochter.
Geipel sieht in der blockierten Aufarbeitung der Doppel-Diktatur in Ostdeutschland eine wesentliche Ursache für die Mythenbildung und die Inszenierung des Ostens als Opfer des Westen in den ersten fünfzehn Jahren nach 1989 von links durch die SED-Nachfolgerin PDS und die „Altkader“, die sich schnell in den neuen Strukturen eingerichtet haben, ab etwa 2005 dann von rechts. Sie räumt mit einigen Fabeln auf, etwa der von dem besseren Gesundheitswesen der DDR und weist auf überraschende Fakten hin, etwa dass nur ein geringer Anteil der eigentumsrechtlichen Rückübertragungsanträge zugunsten der „Wessis“ entschieden wurde.
Das Fabelland, von dem Geipel erzählt, ist aber nicht allein der Osten. Geipel sieht ein gesamtdeutsches „festgefahrenes Spaltungssyndrom“, das die Funktion habe, vor allem nach außen abzudecken und den herausfordernden Fragen der Zeit auszuweichen: „Jedes Land lebt von Fabeln. Es gibt aber ein paar, die nichts taugen. Sie sind nicht hilfreich. Wir haben nichts in einem müßigen Spaltungssyndrom zu suchen. Es ist keine Zeit dafür.“
Das Buch ist „klug, gedanklich präzise, stilistisch so anspruchsvoll wie wunderbar und sehr persönlich. ‚Fabelland‘ gehört zu den besten Büchern, die bisher über deutsche, speziell ostdeutsche Identität und Befindlichkeiten (und Befindlichkeitsstörungen) geschrieben wurden.“(Joachim Käppner in der SZ). Wir schließen uns dieser Bewertung an – „Fabelland“ ist nicht nur erhellend und erkenntnisreich, sondern ein großes Lesevergnügen.
zum Produkt € 26,00*
Eva Illouz, 1961 in Marokko geboren, ist Soziologie-Professorin an der Hebräischen Universität Jerusalem und an der Ecole des hautes études en sciences sociales in Paris. Sie ist eine wichtige Stimme zu Themen der Zeit. Zu ihren Forschungsthemen gehören die scheinbar privatesten Gefühle, wie in den Titeln früherer Bücher wie „Das Glücksdiktat und wie es unser Leben beherrscht“ oder „Warum Liebe endet. Eine Soziologie negativer Beziehungen“ zum Ausdruck kommt. In „Undemokratische Gefühle“ hat sie am Beispiel Israels versucht, den Aufstieg von Rechtsnationalen aus den Gefühlshaushalten zu erklären.
In ihrem neuen Buch „Explosive Moderne“ wendet sie sich in drei Abschnitten einem breiten Spektrum der Gefühle zu. Im ersten Abschnitt „Der amerikanische Traum: eine emotionale Dystopie?“ behandelt sie die „Erhabenheit und Grausamkeit der Hoffnung“, die mit Enttäuschungen und Neid einhergeht. Ihr Begriff der Moderne ist weit gefasst, sie versteht die Moderne „nicht nur als eine Periode, sondern auch und vor allem als eine historische Dynamik, die sich seit der Renaissance entfaltet“. Durch die Aufklärung, die Säkularisierung der Werte und den Abbau formaler Grenzen zwischen hierarchisch geordneten Gruppen sei das Individuum im Kapitalismus befreit und die Hoffnung auf Aufstieg, Gleichheit und Verbesserung der Lebensbedingungen gesetzt. Diese Hoffnung werde aber durch die gesellschaftlichen Bedingungen vielfach enttäuscht: Wenn nicht jeder Tellerwäscher Millionär werden kann und beispielsweise heute anders als noch vor Jahrzehnten die Leitungsposten in amerikanischen Supermärkten nicht mehr mit aufgestiegenen Kassierern, sondern mit Akademikern besetzt werden, dann schlagen die individuellen Enttäuschungen über das Scheitern des amerikanischen Traums in gesellschaftlich wirkmächtige Gefühle von Neid und Wut um.
Im zweiten Abschnitt („Der Nationalismus, die Demokratie und ihre Gefühle“) analysiert Illouz die explosiven Gefühle des Zorns, der Furcht, der Nostalgie und Heimatlosigkeit. Der dritte Abschnitt („Implosive Intimität“) zeigt anhand von Scham und Stolz, Eifersucht und Liebe auf, wie sogar die intimsten Gefühle gesellschaftlich bedingt und wirksam sind.
Ziel ihrer Analyse ist, „eine spezifische Malaise des frühen 21. Jahrhunderts durch die Brille einer Reihe von Gefühlen (zu) verstehen, die das Dilemma unserer Tage gleichermaßen verkörpern und veranschaulichen“. Anders als Siegmund Freud, der Anfang des 20.Jahrhunderts die Gesellschaft „durch das Prisma der Einwirkung von an sich innerseelischen Mechanismen“ betrachtet habe, lese sie umgekehrt gesellschaftliche Mechanismen in Emotionen.
„Explosive Moderne“ ist kein trockener soziologischer Text, sondern eine sehr gut lesbare und anregende Zeitdiagnose. Illouz entfaltet ihre Thesen u.a. anhand von literarischen Texten der Weltliteratur. So veranschaulicht sie in einer brillanten Analyse das Eindringen der „Macht der Gefühle durch die Ritzen der Verleugnung“ am Beispiel von Butler Stevens aus Kazuo Ishiguros „Was vom Tage übrig blieb“.
Als Zeichen der Hoffnung sieht Illouz, dass „unsere Gefühle manchmal ausbrechen können, unsere sozialen Rollen übersteigen und eine neue innere und soziale Wirklichkeit herbeiführen. Wenn das geschieht, dann helfen uns Emotionen, unsere Rollen zu unterlaufen und neue Erfahrungen zu machen. Und wenn wir solche Emotionen benennen können, können wir manchmal Revolutionen auslösen, private oder kollektive.“
zum Produkt € 32,00*
"Es geht [dem radikalisierten Konservatismus] nicht mehr nur ums Klein-Klein des politischen Tagesgeschäfts, sondern darum, eine grundsätzlich andere Version der Realität zu erschaffen und möglichst viele Menschen dorthin mitzunehmen." [S. 39/40]
Dieser Titel ist in zwei Abschnitte unterteilt: Die historischen Entwicklungen und die Gegenwart, in deren Fokus die Regierungszeit Donald Trumps sowie die aktuellen Kanzlerschaften Sebastian Kurz´ stehen. Die titelgebende Analyse nimmt sechs charakteristische Methoden und Strategien ins Visier und unterfüttert sie mit zahlreichen konkreten Beispielen. Begriffe und Namen werden eingeordnet und gegenübergestellt. Die Erläuterung der historischen Hintergründe führt vor Augen, dass es sich keineswegs um ein neues Phänomen handelt, sondern mit mächtigen modernen Mitteln (z.B. Social Media) weiterentwickelt wurde.
Trotz seiner nur knapp 180 Seiten, inklusive umfangreichem Anhang und Fokus auf österreichische Politik, bietet dieser Titel eine präzise Analyse eines Phänomens, das u.a. in vielen Ländern Europas seit mindestens einem Jahrzehnt verstärkt zu beobachten ist. Nein, diese Analyse bietet keine Lösungsansätze an, doch stellt sie fest, dass "radikalisierter Konservatismus" eine Reaktion auf jahrzehntelang gewachsene Konventionen, Ideen und Normen des politischen Betriebes sind. Dieser bewusste Bruch des "radikalisierten Konservatismus" mit der politischen und gesellschaftlichen Gegenwart ist ein drängendes Thema, welches jeder politisch interessierte Mensch im Blick behalten sollte! Daher: Lesen Sie diesen Titel! Unbedingt!
zum Produkt € 16,00*
Ein wunderbares Kleinod, gedruckt auf Lederpapier, mit einem in Haptik und Optik an einen Grabstein erinnernden Cover -
Die Weltgeschichte ist voller Dinge, die verloren sind - mutwillig zerstört oder im Lauf der Zeit abhandengekommen. In ihrem neuen Buch widmet sich Judith Schalansky dem, was das Verlorene hinterlässt: verhallte Echos und verwischte Spuren, Gerüchte und Legenden, Auslassungszeichen und Phantomschmerzen. Ausgehend von verlorengegangenen Natur- und Kunstgegenständen wie den Liedern der Sappho, dem abgerissenen Palast der Republik, einer ausgestorbenen Tigerart oder einer im Pazifik versunkenen Insel, entwirft sie ein naturgemäß unvollständiges Verzeichnis des Verschollenen und Verschwundenen, das seine erzählerische Kraft dort entfaltet, wo die herkömmliche Überlieferung versagt. Die Protagonisten dieser Geschichten sind Figuren im Abseits, die gegen die Vergänglichkeit ankämpfen: ein alter Mann, der das Wissen der Menschheit in seinem Tessiner Garten hortet, ein Ruinenmaler, der die Vergangenheit erschafft, wie sie niemals war, die gealterte Greta Garbo, die durch Manhattan streift und sich fragt, wann genau sie wohl gestorben sein mag, und die Schriftstellerin Schalansky, die in den Leerstellen ihrer eigenen Kindheit die Geschichtslosigkeit der DDR aufspürt.So handelt dieses Buch gleichermaßen vom Suchen wie vom Finden, vom Verlieren wie vom Gewinnen und zeigt, dass der Unterschied zwischen An- und Abwesenheit womöglich marginal ist, solange es die Erinnerung gibt - und eine Literatur, die erfahrbar macht, wie nah Bewahren und Zerstören, Verlust und Schöpfung beieinanderliegen.
zum Produkt € 24,00*