Moderation: Maria-Christina Piwowarski
Der Sommer, der mir gehörte.
Sechs Wochen, aber gleichzeitig ein halbes Leben, das vor ihr lag. Mit zäh fließenden Honigtagen am See und Radfahrten über Waldbodenteppiche aus Tannennadeln. Mit kühlen Wasserspritzern auf geschlossenen Lidern, Pommes Rot-Weiß, kurz bevor das Schwimmbad schloss, statt dem geplanten Abendbrot drinnen am Tisch, tiefblauem Himmel über dürren Fichten und senfgelben Feldern.
Es ist das erste Mal seit sechs Jahren, dass die alleinerziehende Musiklehrerin Lisa einen Sommer ohne ihren Sohn vor sich hat. Doch die lang ersehnte Freiheit bringt auch Zweifel mit sich. Da ist die Sehnsucht nach ihrem Kind und die Frage, was für eine Frau sie eigentlich ist, wenn sie mal keine Mutter ist. Auf der Suche nach einem Restaurator für ihre alte vernachlässigte Geige begegnet sie der Obstbäuerin Ute in ihrem Kirschgarten, einer Frau, die keine Zeit mehr für Kompromisse hat. Bald wird Lisa klar, dass die Frage nach ihr selbst eng mit all dem verknüpft ist, worüber in ihrer Familie stets geschwiegen wurde. Und sie erfährt die unwiderstehliche Magie eines Sommers zwischen den Abgründen der Vergangenheit und einer neuen flirrenden Freiheit.
Ein schwebend schöner, tiefgründiger Roman von Bestsellerautorin Anne Stern.
Anne Stern, geboren 1982 in Berlin, ist promovierte Germanistin, Historikerin und Bestsellerautorin. Bei Aufbau erschienen von ihr zuletzt die Romane »Drei Tage im August« und »Lindy Girls«. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.
Autorinnenfoto: © Heike Steinweg
Moderation: Jelena Kern
In einem bewegenden Coming-of-Age-Roman sucht Sunny Oh, gefangen zwischen zwei Welten, nach ihrer eigenen Identität. Sunny Oh, 26 Jahre alt, hat das Jurastudium abgeschlossen, einen erfolgreichen Arzt als Freund – und das dringende Bedürfnis, einfach nur zu schlafen. Geboren in Deutschland als Kind koreanischer Eltern, fühlt sie sich weder als Deutsche noch als Koreanerin. Ihr Leben ist ein ständiger Balanceakt, um es allen recht zu machen: das Studium, die perfekte Beziehung – alles Kompromisse, um den Erwartungen ihrer Eltern und ihres Umfelds zu entsprechen.
Nach einem heftigen Streit beim traditionellen Chussokfest hat sie genug. Sie bricht mit ihrer Familie und flüchtet – ausgerechnet in die Turnhalle eines koreanischen Kulturvereins. Als "Praktikantin" quartiert sich Sunny in den Geräteraum ein und wird unvermittelt mit der Kultur konfrontiert, der sie gerade entkommen wollte. Doch genau hier, zwischen Turngeräten und Traditionen, muss Sunny sich ihrer Vergangenheit und der Frage nach der Selbstbestimmung stellen.
Ta-Som Helena Yun, geboren 1985 in Berlin, zog mit neun Jahren mit ihrer Familie nach Südkorea. Dort war sie Stipendiatin der Staatlichen Schule für Traditionelle Koreanische Musik und lernte u. a. koreanischen Pansori-Gesang. Mit siebzehn Jahren kehrte sie allein nach Deutschland zurück. Während des Jurastudiums war sie Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung. 2022 veröffentlichte sie in der Zeitschrift "BELLA triste" eine Kurzerzählung. Mit ihrem Romanprojekt war Ta-Som Helena Yun Stipendiatin der Prosawerkstatt 2022 am Literarischen Colloquium Berlin. Sie ist Richterin am Amtsgericht in Berlin.
© Foto Stephanie Wacker
Dinçer Güçyeter war schon öfter mit seinem ELIF VERLAG in der Buchhandlung Ocelot. Dieses Mal, am 27. Februar 2025, kommt er mit drei weiteren Autor*innen zu uns.
Özlem Özgül Dündar, die für ihre Werke mehrfach ausgezeichnet wurde und 2025 als Co-Verlegerin im ELIF mitgewirkt hat, Thomas Mortesá Hashemi und Janin Wölke, die ihre neuesten Werke im ELIF veröffentlicht haben, werden den ganzen Abend über ihre Texte und über die ELIF Kulissen ein Gespräch führen.
ELIF ist ein Verlag, der sich in Hauptsache der Lyrik verschrieben hat.
Seit 2011 verlegt er Stimmen, die aus der Gegenwart in die Gegenwart sprechen. Dabei liegt der Schwerpunkt des Programms nicht etwa ausschließlich auf Debüts und der Begleitung von zeitgenössischen Lyriker*innen, vielmehr ist ELIF darüber hinaus ein offenes Experimentierfeld für Klassiker:innen in neuen Übersetzungen, divers aufgestellten Stimmen aus jeder Sprache, in der sich Gedichte verfassen lassen, sowie im Besonderen ein Platz für lyrische Positionen, die das Feld vom Rand her aufrollen.
Wie es funktioniert? Genau das soll an dem Abend lebendig gezeigt werden.
Alle sechs bis acht Wochen stellen wir im ocelot abends ein paar Stühle im Kreis auf und feiern mit euch das,
weshalb wir diesen Beruf auch gewählt haben: den intensiven Austausch über Literatur.
Wir wollen unserem Lesen noch genauer auf den Grund gehen, wollen Bücher auf noch mehr prüfen als allein auf ihre Form und ihren Inhalt.
Im Austausch mit anderen hat eine Lektüre so viel mehr Seiten, als wir allein je entdecken könnten.
Der Eintritt ist frei.
Wir freuen uns immer auf neue Teilnehmer*innen
In der 45. Ausgabe sprechen wir über den Roman "Der beste Tag seit Langem" von Jana Volkmann
Eine Sommernacht in der Wiener Innenstadt, zwei Frauen sind auf dem Heimweg, als ihnen in einer kleinen Gasse ein herrenloses Pferd begegnet. Das leicht verwahrloste Tier trottet ihnen nach bis zu ihrem Häuschen in der Vorstadt und bezieht im Garten Quartier. Fortan kümmern die beiden sich um den neuen Mitbewohner. Was zunächst wie eine märchenhafte Fantasie anmutet, steigert sich zu einem außergewöhnlichen Roman über das Zusammenleben von Tier und Mensch, über Tierrechte und Ausbeutung, über Selbstbestimmung und ihre Grenzen. Mit Eleganz und Witz erzählt Jana Volkmann eine hochaktuelle Geschichte, in der Hühnerfabriken gestürmt werden, Schweine über die Simmeringer Hauptstraße galoppieren - und jede*r für sich entscheiden muss, wie wir in Zukunft leben wollen ...
Moderation: Mely Kiyak
Es ist der 2. Juli 1937, in ihrer Lockheed Electra fliegt Amelia Earhart hoch über dem Ozean. Die Schatten der Wolken sehen aus wie Inseln. Sie steht kurz davor, als erster Mensch die Welt zu umrunden. Dies ist die schwerste Etappe.
Jo Lendle erzählt die Geschichte einer Heldin, die keine Heldin sein will. Amelia fliegt, sie schreibt, sie setzt sich für Frauen ein – ein Vorbild. Doch sie hadert mit all den Zuschreibungen, weil sie sich selbst darin nicht findet, nicht zuletzt in den Kategorien von Frau und Mann. Also hebt sie ab und lässt alles hinter sich, ohne Kompromisse.
»Die Himmelsrichtungen« ist das Porträt eines ungeheuer mutigen, charismatischen, eigensinnigen Menschen. Es ist eine Liebesgeschichte mit wechselnden Beteiligten – manche erstaunlich, andere flüchtig wie Wolken. Und es ist ein Roman über die Erinnerung und wie sie sich allmählich entblättert. Jede Schicht zeigt die Vergangenheit in einem neuen Licht. Wie soll man diese Geschichte anders erzählen als rückwärts? Amelia weiß noch nicht, dass es der letzte Tag ihres Lebens ist.
Jo Lendle wurde 1968 geboren und studierte Literatur, Kulturwissenschaften und Philosophie. Bei der DVA sind seine Romane 'Was wir Liebe nennen' (2013), 'Alles Land' (2011), 'Mein letzter Versuch, die Welt zu retten' (2009) und 'Die Kosmonautin' (2008) erschienen, zudem 2021 bei Penguin 'Eine Art Familie'.
© Foto: Heike Bogenberger
Alle sechs bis acht Wochen stellen wir im ocelot abends ein paar Stühle im Kreis auf und feiern mit euch das,
weshalb wir diesen Beruf auch gewählt haben: den intensiven Austausch über Literatur.
Wir wollen unserem Lesen noch genauer auf den Grund gehen, wollen Bücher auf noch mehr prüfen als allein auf ihre Form und ihren Inhalt.
Im Austausch mit anderen hat eine Lektüre so viel mehr Seiten, als wir allein je entdecken könnten.
Der Eintritt ist frei.
Wir freuen uns immer auf neue Teilnehmer*innen.
Beim 44. Lesekreis reden wir über "Kassandra in Mogadischu" von Igiaba Scego, übersetzt aus dem Italienischen von Verena von Koskull, sowie "Die Ballade vom vakuumverpackten Hähnchhen" von Lucie Rico, aus dem Französischen übersetzt von Milena Adam.
KASSANDRA IN MOGADISCHU
Wie erzählt man die Geschichte einer Familie, wenn die gemeinsame Sprache in der Diaspora verloren geht? Wenn die Erinnerungen trügen und geliebte Verwandte seit Generationen in die ganze Welt zerstreut leben? In ihrem gefeierten autofiktiven Roman geht die große italienische Erzählerin Igiaba Scego auf Spurensuche zwischen Mogadischu und Rom. Sie erzählt von verloren geglaubten Müttern und wiedergefundenen Brüdern, von einer Kindheit im Busch und der Schule in Rom-Nord, von Verletzungen der Kolonialgeschichte, die sich über die Generationen tragen - und von der großen Hoffnung, die im Erzählen liegt.
DIE BALLADE VOM VAKUUMVERPACKTEN HÄHNCHEN
Schon seit ihrer Jugend ist Hannah Vegetarierin. Sie lebt in der Stadt und hat nur noch wenige Verbindungen zum dörflichen Leben ihrer Kindheit. Als jedoch ihre Mutter stirbt, kehrt sie auf deren Hühnerhof zurück - vorübergehend, denkt sie, bis alles geregelt ist. Doch das Landleben in seiner Schönheit und seinem Schrecken nimmt sie in Beschlag, und schon bald entwickelt Hannah ein ganz besonderes Verhältnis zu den Tieren: Sie schlachtet und vakuumiert sie, verabschiedet aber jedes Hähnchen mit einer eigenen Biografie, die der Verpackung beiliegt. Aus dieser Geste der Wertschätzung entsteht ein Marketingprojekt, das irrwitzige Ausmaße annimmt: »Hannahs Hähnchen« werden zum Supermarkthit mit unerwarteten Folgen für Leib und Leben von Mensch und Tier. In Lucie Ricos amüsantem wie irrwitzigem Roman gerät das Leben der Protagonistin innerhalb der unerbittlichen Hackordnung von Hühnerstall, Fleischindustrie und Menschenwelt langsam, aber sicher außer Kontrolle, und der Weg vom Bauernhofidyll zur grellen Fleischtheke erscheint kürzer als gedacht.
Hallo liebe Freund*innen des Ocelots und Verbündete der Literatur,
Zum Jahresende möchten wir eine liebgewonnene Tradition endlich wieder aufleben lassen. Nachdem wir in den schwierigen Corona-Jahren aus Abstandsgründen darauf verzichten mussten, wollen wir Euch endlich wieder zu einer kleinen Weihnachtsfeier im ocelot einladen. Der Abend findet am 1. Adventssamstag, den 30. November 2024 statt. Los geht es um 19 Uhr.
In gemütlicher Atmosphäre erzählt das ocelot Team über aktuell Gelesenes und wir empfehlen verschiedene Lieblingsbücher dieses Jahres. Bei Gebäck und Glühwein stehen wir für Geschenkideen und plaudern über die Literatur, die uns diesem Jahr besonders beeindruckt hat.
Außerdem möchten wir an diesem Abend unsere zwei neuen Mitarbeiter*innen in unserem vorstellen und Meinolf und Melina ganz offiziell im Team begrüßen.
Der Eintritt ist frei, eine Voranmeldung ist nicht nötig. Kommt gern vorbei, bringt Eure Liebsten mit und feiert mit uns die Freude an tollen Texten!
Wir freuen uns auf Euch und hoffen, wir sehen uns jauchzend und frohlockend am 30.November bei uns in der Brunnenstraße!
Herzliche Grüße,
Eure ocelots,
Am 06.11. um 20:00 Uhr ist es endlich wieder soweit und unsere Kompliz*innen vom Verlagshaus Berlin präsentieren ihre neuen Bücher bei unserer großen Herbstpremiere!
Diese Veranstaltung hat bei uns im Haus bereits seit einigen Jahren eine feste und liebgewonnene Tradition und wir freuen uns schon jetzt ganz besonders auf die fulminante Lyrik-Wundertüte, die das Verlagshaus Berlin diesmal mitbringen wird.
Es lesen aus ihren kommenden Neuerscheinungen: Mátyás Dunajcsik, Ana Tcheishvili, Sandra Gugič, Tillman Severin (Übersetzer) und Björn Kuhligk.
Durch den Abend führt das Verlagshaus Berlin Team.
Moderation: Gerwig Epkes
Woher wissen wir, dass etwas wirklich ist? Oder kreuzen Gedanken wie Wolken unser Gehirn? Der Ich-Erzähler in Anton Artibilovs Debütroman Angespannt vapen erlebt eine zufällige (?) Vision im Wald und begibt sich danach auf die Suche nach einer Vape, die aus seinem halben (manchmal auch viertel) Leben ein ganzes machen wird. Während er Tag für Tag Spikeball spielt, arbeiten geht, seine Verwandten verliert, sich an Sex erinnert und seinen guten Freund auf dem Bio-Bauernhof besucht, gerät er tiefer und tiefer in einen Strudel aus Ereignissen, die verdächtig miteinander zusammenhängen. Wobei, hängen sie wirklich miteinander zusammen? Manchmal kommt es einem nur so vor, besonders wenn man Yak geraucht hat. Ein Drogen-Roman also - oder doch ein Verschwörungsroman? Noch eher ein Roman über Wahrnehmung, über das ständige Diskutieren mit sich selbst und anderen und dem normalen, menschlichen Alltag, der immer wieder begleitet wird von der Frage: "Liegt es an mir oder passiert hier wirklich etwas Seltsames?" Leichtfüßig, unterhaltsam und ungeheuer lässig die inneren und äußeren Grenzen des Bewusstseins durchstreifend. "Na gut, ehrlich gesagt spielt er nur ganz am Anfang Spikeball und dann nie wieder."
Anton Artibilov wurde 1996 in Charkiw geboren und zog mit seinen Eltern 1999 nach Leipzig. Er studierte Philosophie, Anglistik/Amerikanistik, Szenisches und Literarisches Schreiben in Dresden, Berlin und Leipzig. 2022 erschien seine Erzählung "Mausoleum Mann" im Sukultur Verlag, 2023 "Schöne Geister" bei Matthes & Seitz und "Der Niedergang des mikrotext Verlags" bei mikrotext. Seine Theaterstücke wurden bereits an mehreren Theatern etwa in München und Dresden aufgeführt und der Kurzfilm "French Flamingo Fucker", für den er das Drehbuch geschrieben hat, für den Max Ophüls Preis nominiert. "Angespannt vapen" (mikrotext, 2024) ist sein erster Roman. Momentan lebt und arbeitet Anton Artibilov bei seinen Freunden oder Verwandten auf dem Sofa.
Annette Kopetzki im Gespräch mit Claudia Hamm
Am 30.9. ist wieder Hieronymustag, der Internationale Übersetzertag.
Ohne Literaturübersetzende gäbe es keine Weltliteratur und wir könnten unsere Lieblingsautoren und -autorinnen ohne entsprechende Sprachkenntnisse gar nicht lesen. Doch damit Texte auf Deutsch berühren und ihren Sog entfalten können, ist die Expertise von Rekreateur*innen gefragt. Einer alten Ocelot-Tradition gemäß laden wir ein, eine Vertreterin dieser viel zu unsichtbar gemachten Zunft in Lesung und Austausch mit der Autorin, Übersetzerin und Regisseurin Claudia Hamm zu erleben – und auf dem Weg die Literaturlandschaft und drei exemplarische Bücher des diesjährigen Gastlandes der Frankfurter Buchmesse, Italien, kennenzulernen.
Im Ocelot wird Annette Kopetzki uns in Lesung und Gespräch in ihre Arbeit an Roberto Savianos Roman "Falcone" (Carl Hanser Verlag), an der poetischen Prosa von Maddalena Vaglio Tanet "In den Wald" (Suhrkamp) und dem Stimmenkaleidoskop von Ginevra Lamberti zwischen dörflicher und städtischer Welt der letzten 70 Jahre in "Der Aufruhr unserer Herzen" (Piper) mitnehmen.
Claudia Hamm moderiert seit Jahren im Ocelot den Hieronymustag. Sie ist Autorin von Essays, Theaterstücken und Prosa, übersetzt seit 16 Jahren die Werke Emmanuel Carrères, aber auch Bücher z.B. von Joseph Andras, Édouard Levé oder Mathias Énard und war als Regisseurin selbst viele Jahre an Theatern und Festivals in Italien tätig.
Die Veranstaltung wird freundlicherweise von der Weltlesebühne gefördert.