Unsere Empfehlungen

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Carla Schäfer

Carla Schäfer

Ich hätte da ein paar Fragen an Sie Rebecca Makkai

gebunden

Bodie Kane, die Protagonistin von Rebekka Makkais neuem Roman „Ich hätte da ein paar Fragen an Sie“ ist Anfang 40, erfolgreiche Podcasterin und Dozentin für Filmgeschichte. Sie lebt mit ihrer Familie in L.A. und will von ihrer Zeit als Schülerin an einer Boarding School in New Hampshire in den 90ern nichts mehr wissen. Bis sie für einen Lehrauftrag dorthin zurück kehrt und alle Erinnerungen wieder hochkommen, einschließlich die an den Mord an ihrer ehemaligen Zimmernachbarin Thalia Keith. Als eine Schülerin von Bodie beschließt, einen Podcast über den Fall Thalia Keith zu produzieren, wird Bodie hineingezogen – nicht nur in ihre Erinnerungen und Gefühle von damals, sondern auch in sämtliche Reddit Foren und twitter threads, in denen versucht wird, über 20 Jahre später den Mörder ausfindig zu machen.

So wie die Protagonistin immer wieder in die Vergangenheit und den Sog ihrer Internetrecherche gezogen wird, so werden wir als Leser*innen von der vielschichtigen und überzeugend konstruierten Handlung mitgerissen. Bemerkenswert ist dabei, dass die Autorin für diesen Effekt nicht auf abgedroschene true-crime Narrative zurückgreift, sondern genau diese Obsession mit dem Genre kritisch reflektiert. In Rebecca Makkais literarischem Krimi geht es nicht um einen reißerischen Einzelfall, sondern um die Allgegenwärtigkeit sexualisierter Gewalt und wie Erzählungen über Täter und Opfer unsere Wahrnehmung beeinflussen.

Ein page-turner für das lange Wochenende und eine absolute Empfehlung von uns. Aus dem amerikanischen Englisch von Bettina Abarbanell. Erschienen im Eisele Verlag. Bei uns findet ihr neben der Übersetzung auch die englischsprachige Originalversion.

zum Produkt € 28,00*

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Yonca Uzunemin

Yonca Uzunemin

Die Entflammten Simone Meier

gebunden

„Who made Vincent van Gogh famous?“ - als Autorin und Journalistin Simone Meier diese Schlagworte in ihre Suchmaschine eingibt, ist sie nicht verwundert darüber, auf eine Frau zu stoßen, die maßgeblich für den Erfolg des Malers verantwortlich ist. Viel eher überrascht es sie, bislang noch nie zuvor von Jo van Gogh-Bonger gehört zu haben.
Nicht nur ist der künstlerische Durchbruch Vincent van Goghs ebendieser Frau und ihrem bahnbrechenden Geschäftssinn zu verdanken, auch ist die Witwe Theo van Goghs eine bemerkenswert emanzipierte Frau, die ihrer Zeit lange voraus ist.

In „Die Entflammten“ wird ihre Geschichte mit der Ginas verknüpft – einer Mitte zwanzigjährigen Kunsthistorikerin, die sich in Folge einer emotionalen Krise im Strandhaus ihres Vaters wiederfindet. Mehr als zwei Jahre versucht der ehemalige Bestsellerautor nun bereits, seinen zweiten Roman zu schreiben.

Was als frustrierender Aufenthalt zweier orientierungsloser Künstler:innen beginnt, endet in einem rauschhaften Schreibprojekt, als Gina bei einer Recherche auf Jo stößt. Aufgewachsen mit Bildern van Goghs, lässt sie die Biografie seiner Schwägerin nicht mehr los. Mehr und mehr verliert sie sich in der Geschichte der Frau - ihre Gedanken verwandeln sich dabei fortwährend in lebhafte Vorstellungen. Lesen lassen sich diese Stellen als metatextuelles Erlebnis. Meiers bildhafte Schilderungen lassen die beiden Erzählstränge miteinander verschmelzen und zeichnen dabei ein nahezu impressionistisches Bild.

Mit ihrem Roman erzählt Simone Meier nicht nur die Geschichte Vincent van Goghs vollkommen neu und würdigt das Engagement und Können Johanna van Gogh-Bongers, auch stellt sie ihren Leser:innen zwei Familiengeschichten vor, deren Zusammenhalt vor allem durch die gemeinsame Liebe zur Kunst gestärkt wird.

Simone Meiers „Die Entflammten“, erschienen bei Kein & Aber.

zum Produkt € 23,00*

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Sabine Horstmann

Sabine Horstmann

Wünschen Chukwuebuka Ibeh

gebunden

Endlich mal wieder ein Buch, für das man alles stehen und liegen lässt!

„Wünschen“ von Chukwuebuka Ibeh ist packend und berührend gleichermaßen. Der Roman spielt in Nigeria. Obiefuna, der junge und sensible Protagonist wird von seinem Vater auf ein Internat geschickt, wo er unter erbarmungslosen Hierachien und Grausamkeiten leiden muss. Er durchlebt harte Jahre, macht aber auch sehnsuchtsvolle, komplizierte und angstbesetzte Erfahrungen in dem Begehren und der Liebe zu anderen jungen Männern: „The Nickel Boys“ meets „Call me by your name“! Erst im letzten Drittel des Romans wird die Welt der Familie und des Internats verlassen, immer mehr bedroht der Kontext der homophoben nigerianischen Gesellschaft das friedliche und liebevolle Leben, dass Obiefuna nach dem Internat gefunden zu haben scheint. Und schließlich ist „Wünschen“ auch eine sehr zärtliche Geschichte zwischen Mutter und Sohn. Große Leseempfehlung – ihr bekommt den Roman natürlich bei uns im litty!

Aus dem Englischen von Cornelius Reiber, erschienen bei @s.fischer

zum Produkt € 24,00*

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Sabine Horstmann

Sabine Horstmann

Drei Schalen Michela Murgia

gebunden

Die im vergangenen Jahr verstorbene Michela Murgia hinterlässt mit ihrem Band „Drei Schalen“ dicht geschriebene Erzählungen, jede einzelne von ihnen ein Kunstwerk. Dies ist kein Buch zum Verschlingen, sondern zum Nachspüren und Innehalten.

Mit wenigen Pinselstrichen zeichnet Murgia einzigartige Charaktere, die man nicht so schnell vergisst und Szenen, die einen sofort einfangen. Die Erzählungen handeln davon, wie Menschen Trennung und Abschied, Krankheit und Tod bewältigen. Trotzig und gewitzt, subversiv oder auf skurrile, manchmal gar zwanghafte Weise finden sie heraus aus dem Dickicht der Sorgen und Ängste. Zumeist scheinbar angepasst funktionierende Figuren schaffen sich so mit originellen Strategien Fluchtwege aus bedrückenden oder trostlosen Situationen. Und so bietet das Buch - auch wenn die Themen schwer sind - dennoch Trost und Zuversicht.

Aus dem Italienischen von Esther Hansen, erschienen im @wagenbach_verlag.

zum Produkt € 20,00*

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Yonca Uzunemin

Yonca Uzunemin

Wir, wir, wir Dizz Tate

gebunden

Mit ihrem Debütroman „Wir, wir, wir“ entwirft Dizz Tate eine schwindelerregende Geschichte vom Verschwinden einer rebellischen Teenagerin, erzählt durch die kollektive Stimme einer Gruppe von Mädchen.

Falls Landing, Florida. Leila, Britney, Christian, Isabel, Jody und Hazel streifen durch Freizeitparks und Sumpflandschaften, sind gelangweilt und wütend. Die intensive Hitze macht ihnen zu schaffen, sie träumen von einem glamorösen Leben und von ihrer Flucht aus dem Heimatort. Ablenkung finden sie im Streiche spielen und Menschen beobachten. Dabei entwickeln sie eine Obsession mit Mia, Sammy und Eddie, einer Gruppe älterer Teenager*innen. Sie beobachten ihre Beziehungen untereinander, ahmen ihre Handlungen und Bewegungen nach und wollen alles über ihre heimlichen Vorbilder erfahren. Vor allem Sammy hat es ihnen angetan: Sie ist schräg, mutig und furchtbar geheimnisvoll. Als diese spurlos verschwindet, werden große Suchaktionen in die Wege geleitet, an denen auch die fünf Mädchen teilnehmen. Dabei verheimlichen sie, dass sie in Wahrheit die Geheimnisse um Sammys Verbleib kennen. Die Geheimhaltung der Mädchen verzögert nicht nur das Auffinden der verschwundenen Sammy, auch stellt sie das gegenseitige Vertrauen der Mädchen auf die Probe.

Tate schafft eine Atmosphäre, die sich irgendwo zwischen Traum und Alptraum bewegt: Düster, irritierend und wunderschön. Die gemeinsame Erzählstimme der Mädchen ist hautnah & direkt, brutal & schonungslos. Sprachlich strotzt die Erzählung von starken wie außergewöhnlichen Bildern.

Eine großartige Coming-of-Age-Geschichte, die es so kein zweites Mal gibt. Eine dringende litty-Leseempfehlung!

zum Produkt € 24,00*

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Yonca Uzunemin

Yonca Uzunemin

Was glänzt, verschwindet mit uns Caro Reichl

gebunden

Nora Nimmerl hat von klein auf das Gefühl, unsichtbar zu sein. Als Psychotherapeutin beschäftigt sie sich mit den Problemen anderer und verdrängt dabei ihre eigenen Emotionen und Bedürfnisse. Unterdrücken lassen sich diese mehr oder minder erfolgreich, bis der Tod ihrer Schwester Noras Leben vollkommen aus dem Gleichgewicht wirft.
Als sie eines Tages unerwartet einem ehemaligen Schulkameraden begegnet, beschließt sie, ihrem eigenen Schatten entkommen und endlich wahrgenommen werden zu wollen. Dabei überschreitet sie Schritt für Schritt unzählige Grenzen, eigene sowie die ihrer Patient*innen. Mit Nora hat Caro Reichl eine Protagonistin ins Leben gerufen, die man trotz dieser Grenzüberschreitungen unmöglich verurteilen kann. Unfassbar authentisch verkörpert sie emotionale Ambivalenzen, die uns alle phasenweise verwirren, überfordern und in die Enge treiben. Eine imperfekte, aber durch und durch liebenswerte Romanfigur, der man Trost und Kraft schenken, die man vor allem aber kräftig durchschütteln möchte.

Ein melancholisch-rührender und zugleich ausgesprochen unterhaltsamer Roman, der auch stilistisch überzeugt.

zum Produkt € 24,00*

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Carla Schäfer

Carla Schäfer

Meine Arbeit Olga Ravn

gebunden

Das Leben der jungen Schriftstellerin Anna ist nach der Geburt ihres ersten Kindes geprägt von Angstzuständen und Depressionen. Sie stellt sich vor, dass es besser werden würde, wenn sie nur endlich wieder zum Schreiben käme. Von Anna erfahren wir in den Ausführungen der Erzählerin, der Annas Notizen in die Hände fallen und die es sich zur Aufgabe macht, die bruchstückhafte Geschichte zu vervollständigen:

„Ich habe viele Monate lang versucht, mir einen Überblick über Annas Aufzeichnungen zu verschaffen, und ich bin dabei immer wieder von etwas erfüllt worden, das ich nicht anders beschreiben kann als einen animalischen Impuls, einen verborgenen Instinkt, der mich, angetrieben von der Vorstellung, Annas Aufzeichnungen sollte nur von schwangeren Personen oder Frauen mit kleinen Kindern gelesen werden, immer wieder von meinem Schreibtisch aufspringen ließ.“

In „Meine Arbeit“ dem zweiten Roman der dänischen Schriftstellerin Olga Ravn verschwimmen die Grenzen zwischen Erzählerin und Protagonistin zunehmend. Mühelos wechselt die Autorin dabei zwischen Prosa, Lyrik, Tagebucheinträgen, Krankenhausberichten, Informationsbroschüren, Briefen und Kritiken literarischer Werke und erkundet das Erschaffen von Leben als „das Radikalste und Unerhörteste, zu dem ein Mensch in der Lage ist“ sowie das Schreiben darüber auf verletzliche und zugleich schonungslose Art.

zum Produkt € 29,00*

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Sabine Horstmann

Sabine Horstmann

Ein falsches Wort Vigdis Hjorth

gebunden

„Ein falsches Wort“ von der norwegischen Autorin Vigdis Hjorth ist ein packendes Kammerspiel. Der Roman beginnt mit einer Erbstreitigkeit unter vier Geschwistern und entfaltet sich dann nach und nach zu einer dramatischen Familiengeschichte, in der es um Schuld, Verdrängung, Gerechtigkeit und Vergebung geht. Vigdis Hjorth Art zu schreiben ist eindringlich und beschwörend und zieht einen sofort tief in die Geschichte hinein. Fast schon psychoanalytisch umkreist die Erzählerin nicht nur die Handlungsmotive ihrer Eltern und Geschwister, sondern seziert auch ihre eigenen Erinnerungen, Gefühle und Beweggründe und gibt so einen einzigartigen Einblick in eine scheinbar erfolgreiche und funktionierende Familie, die sich – je mehr wir als Leser*innen erfahren, als gewaltvoll und düster erweist. Mit dem Roman „Ein falsches Wort“ ist Vigdis Hjorth in Norwegen berühmt geworden – jetzt hat S. Fischer den Roman, der bereits 2017 schon einmal auf deutsch unter dem Titel „Bergljots Familie“ erschien in überarbeiteter Übersetzung veröffentlicht. Ein Buch, das einen packt, mitnimmt und dann lange in Erinnerung bleibt, eine große Leseempfehlung!

zum Produkt € 25,00*

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Yonca Uzunemin

Yonca Uzunemin

Service Sarah Gilmartin

gebunden

Mit ihrem neusten Roman liefert Sarah Gilmartin einen fesselnden Me-Too-Roman. In "Service" schildert sie drei vollkommen verschiedene Perspektiven auf ein Ereignis, das das Leben aller Beteiligten unwiderruflich verändert. Im Mittelpunkt des Romans stehen der wegen eines sexuellen Übergriffs angeklagte Sternekoch Daniel Castello, seine Ehefrau Julie und seinen ehemalige Servicekraft Hannah. Die Leser*innen verfolgen abwechselnd die unterschiedlichen Erinnerungen an die ehemalige Zusammenarbeit im Restaurant sowie den Umgang der jeweiligen Protagonist*innen mit dem laufenden Gerichtsprozess. Gilmartin überzeugt nicht nur mit ihrem erzählstrukturellen Geschick, sondern spielt darüberhinaus mithilfe unterschiedlicher Blickwinkel gekonnt mit abweichenden Auslegungen von Wahrheit und Grenzüberschreitung.Hochaktuell, packend und deshalb eine klare litty-Empfehlung!

zum Produkt € 24,00*

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Carla Schäfer

Carla Schäfer

Die weite Wildnis Lauren Groff

gebunden

Lauren Groffs „Die weite Wildnis“ beginnt mit der waghalsigen Flucht einer jungen Frau - eines Dienstmädchens aus der Kolonie Jamestown in New England. Die Protagonistin des Romans, eine Figur, die Groff stets als "das Mädchen" bezeichnet, flieht vor der sich in der Kolonie ausbreitenden Hungersnot und den menschlichen Abgründen, die damit zu Tage treten. Zudem erfahren wir in Rückblenden von der Zeit des Mädchens in London sowie während ihrer Überfahrt in die sogenannte neue Welt einige Jahre zuvor. Auf der Flucht stellt das Mädchen alles in Frage, was man ihr über diese neue Welt, die dortigen Bewohner*innen, Gott und die Bibel beigebracht und über die Schrecken der kolonialen Besatzung sowie patriarchaler Herrschaft verschwiegen hat.

Groffs dichte Naturbeschreibungen werden eindrucksvoll verwoben mit den Gedanken des Mädchens, ohne dabei in philosophisches Geschwafel abzudriften. Der Text bleibt stets mit den realen Gefahren verbunden, die in der Wildnis und vielmehr noch in der Gesellscahft der Siedler*innen auf sie lauern. Diese Verquickung macht das Lesen fast unaushaltbar spannend. So packend kann Nature Writing sein!

Ins Deutsche übersetzt hat das 2023 in den USA erschienene Buch Stefanie Jacobs. Im Litty findet ihr die Übersetzung sowie die englischsprachige Originalversion.

zum Produkt € 25,00*

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