Unsere Empfehlungen

Zuhause Daniel Schreiber

gebunden

Daniel Schreiber ist für mich DIE Entdeckung des Jahres! (Ja, ich weiß, ich bin spät dran.)
Vor einigen Wochen war ich privat bei einer Lesung von Hanya Yanagihara, die er moderiert hat.
Während die Autorin wie erwartet grandios war, hat er mich überraschenderweise hingerissen. Seine authentische Art, seine klugen Fragen, seine sichere Moderation durch (ihrem Roman "Ein wenig Leben" entsprechend) komplexe Themen war schlicht beeindruckend.
Also habe ich sofort seine beiden letzten Bücher (dieses hier und "Nüchtern - Über das Trinken und das Glück") gelesen, ja geradezu inhaliert, und bin restlos begeistert von seinem essayistischen Stil.
In "Zuhause" denkt Schreiber über genau das nach. Über Herkommen und Hinsehnen und über die Veränderung, die dieser Begriff im Laufe der Jahre erfahren hat. Zuhause hat heute weniger mit einem Ort, als mit einem Gefühl oder einem Suchen zu tun. Und ein Nachdenken sind seine Bücher wirklich. Es macht große Freude, ihm dabei quasi über die Schulter sehen zu dürfen. Sie sind aber auch eine Anregung zum Selbstdenken, ein Gesprächsangebot. Kauft es zwei Mal. Verschenkt es an Eure besten FreundInnen.

zum Produkt € 20,00*

Die Geschichte eines neuen Namens Elena Ferrante

gebunden

Die Neapel-Reihe:
Meine geniale Freundin
Geschichte eines neuen Namens
Geschichte der getrennten Wege
Geschichte des verlorenen Kindes

Elena Ferrantes vierbändiger Roman ist gehobene Unterhaltungsliteratur in der Tradition des 19. Jahrhunderts.
Anhand der Freundschaft und Rivalität zwischen den beiden Freundinnen Lila und Elena beschreibt die Autorin das Heranwachsen in einem Neapolitanischen Armutsviertel der 50er / 60er Jahre - nüchtern und klar.
Elena, die rückblickend Erzählende, versucht durch Bildung dem klassischen Muster eines Frauenlebens dieser Zeit zu entfliehen.
Lila rebelliert auf eine andere, eigene Weise.
Die Bücher haben Suchtcharakter!
Im Frühjahr und Herbst erscheinen Band 3 und Band 4 auf Deutsch.

zum Produkt € 25,00*

Siegfried Kracauer Jörg Später

gebunden

Siegfried Kracauer hat heute nicht mehr die Popularität seiner Freunde Adorno oder Benjamin. Der langjährige Feuilletonist der Frankfurter Zeitung ist heute oft nur noch Filmliebhabern wegen seiner Filmkritiken und seines Buches „From Caligari to Hitler“ bekannt. Dabei war Kracauer eine Schlüsselfigur im deutschsprachigen Geistesleben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diese zentrale Position arbeitet der Freiburger Historiker Jörg Später in dieser (ersten!) Kracauer-Biografie heraus. Er berichtet weniger vom Menschen Kracauer, seinem Seelenleben, Marotten, Liebschaften etc. als von seinem unfassbar großen intellektuellem Netzwerk. Schon als junger Student pflegte Kracauer Kontakt zu dem bedeutenden Soziologen Georg Simmel. Ab dem Ende des 1. Weltkrieges traf er sich jeden Samstag mit Teddy Wiesengrund zur Kant-Lektüre. In den 20er Jahren öffnete sich dieser Zirkel für Ernst Bloch und Walter Benjamin, das ‚philosophische Quartett‘ war geboren. Gemeinsam diskutierten sie das, was später als Kritische Theorie alle Bereiche der Geisteswissenschaft nachhaltig prägen würde. Da Kracauer (ebenso wie Adorno, Bloch, Benjamin) Jude war, lässt sich an seiner Biografie exemplarisch nachvollziehen, was ein durch Emigration erzwungener Verlust von Sprache, Arbeitsplatz, Sicherheit und Zukunft für Intellektuelle bedeutete: Flucht, Hunger und Angst statt Forschung, Abstraktion und Werk. Erst in den 50er Jahren in New York verfügt ‚Krac‘ wieder über ein eigenes Zimmer mit Schreibtisch. Von hier aus knüpft er erneut ein umfangreiches Netzwerk. Über das ISR hält er Kontakt zu Löwenthal, Horkheimer und Co. Aber auch die transatlantischen Beziehungen entwickeln sich. So wird er noch in seinen letzten Lebensjahren von der Gruppe Poetik und Hermeneutik eingeladen. Hier diskutieren junge, aufstrebende Wissenschaftler wie Peter Szondi, Jürgen Habermas, Hans Robert Jauß oder Hans Blumenberg mit ihm. Ich nenne hier nur die Namen, als Schlaglichter großer, sich gegenseitig beeinflussender Gedanken.

Später erzählt Kracauers Leben vom Denken her, von seinen umfangreichen Konversationen und seiner intellektuellen Genese. Auch wenn Kracauer historisch gesehen eher ein Mann der 2. Reihe geworden ist, war er stets am geisteswissenschaftlichen Puls der Zeit. Das Aufzeigen dieser Position und der fatale Bruch in der Biografie, den die Emigration für jüdische Intellektuelle bedeutete, ist die Leistung dieses Buches. Anhand eines Lebens wird dadurch ein halbes Jahrhundert Geisteswissenschaft greifbar - Ein Gewinn.

zum Produkt € 39,95*

Ich schreibe Ihnen im Dunkeln Jean-Luc Seigle

gebunden

Der Roman basiert auf der wahren Geschichte von Pauline Dubuisson, von der ich bis zum Roman noch nie gehört hatte, die aber Anfang der 60er Jahre von Clouzot verflmt wurde, mit Brigitte Bardot in der Hauptrolle.
Ein überaus intelligentes junges Mädchen wird im besetzten Frankreich die Geliebte eines deutschen Chefarztes.
Sie wird nach dem Krieg, nicht einmal siebzehnjährig, von der Résistance dafür auf unvorstellbare Weise bestraft. Jahre später gesteht sie ihre Vergangenheit ihrem Verlobten - den sie nach seiner Reaktion im Affekt erschießt.
Ein wunderbar kurzer, sehr poetischer Roman über Väter und Töchter, Schuld und Justiz, Liebe und (Selbst-)Mord, der von Seite zu Seite faszinierender und feministischer wird. Ein kluges, gutes Buch!

zum Produkt € 19,95*

Formbewusstsein Frank Berzbach

gebunden

Nachdem "Psychologie für Designer" eine sehr dezidierte Zielgruppe hatte und sich "Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen" vornehmlich an tatsächlich kreative Köpfe, Herzen, Hände richtete (auch, wenn z.B. ich es mit großem Genuss gelesen habe), hat sich Frank Berzbach nun erfreulicherweise eines Themas angenommen, das uns alle angeht.
Er sagt: "Während wir uns an den abstrakten Sinnfragen des Lebens abarbeiten, übersehen wir die überschaubare und gestaltbare Wirklichkeit."
Sein neuestes Werk "Formbewusstsein – Eine kleine Vernetzung der alltäglichen Dinge" beschäftigt sich genau mit dem, was uns ausnahmslos alle betrifft: dem vermeintlich kleinen Tagtäglichen. Dinge die wir vielleicht gar nicht wahrnehmen, die aber einen entscheidenden Einfluss auf unser Befinden, unser Wirken, unser ganzes Leben haben.
Das Buch ist eine inspirierende Einladung, uns ganz bewusst unsere Gewohnheiten anzusehen (wie leben wir, wie essen wir, wie kleiden wir uns, wie lieben wir) und das, was uns oft als gegeben oder gar von äußeren Umständen diktiert vorkommt, wieder in unsere Hand zu nehmen, bewusst und gegenwärtig und vor allem verantwortlich zu sein.

zum Produkt € 32,00*

Der Alkohol und die Wehmut Mathias Énard

gebunden

Ein Mann setzt sich in Moskau in einen Zug Richtung Osten. Während der Fahrt trinkt er, viel. Und er erinnert sich an seine Lebenslieben, eine Frau, einen Mann, das Opium, die russische Literatur. Von all dem sieht er nur die letzten Reste, wie die verbrannten Birken in der vorbeiziehenden Landschaft. Diese Zugfahrt ist eine Erinnerungsbewegung, die verschiedene Stationen passiert und auf Schienen dem unausweichlichen Ziel zusteuert. Die Erkenntnis unwiederbringlich verlorener Zeit.

Der Prix Goncourt Preisträger Mathias Ènard hat ein Buch geschrieben, an dem alles stimmt: Titel, Sprache, Handlung. Genial.

zum Produkt € 16,00*

Der kleine Warumwolf Sylvia Englert

gebunden

Das ist das perfekte Vorlesebuch für die Zeit nach dem Schulanfang.
Finn läuft nämlich jeden Tag zur Schule und ist total gelangweilt, weil seine Mutter ihm auseinandergesetzt hat, warum sie es noch nicht für sinnvoll hält, dass er schon in der zweiten Klasse täglich mit dem Roller losrast.
Der Weg ist öde, die Minuten werden ihm lang, aber alles ändert sich schlagartig, als ihm eines Morgens der Warumwolf zuläuft.
Der begleitet ihn nämlich von nun an und die beiden besprechen unterwegs so allerhand. Der Warumwolf stellt kluge Fragen und Finn erfindet in wirklich erfrischenden Geschichten die Realität neu.
Das ganze Buch ist kindgerecht und trotzdem nicht oberlehrerhaft.
Es ist witzig ohne lächerlich zu werden. Es ist fantasievoll, ohne zu übertreiben.
Und hier und da fallen mir als Vorleserin pädagogisch angenehme Konstellationen auf. (Zum Beispiel dass Finns Papa nicht sein leiblicher Vater ist oder dass der Schulhausmeister nicht wirklich ein böser Mensch ist, sondern einfach schrecklich überarbeitet.)
Außerdem sind die Geschichten wunderbar kurz und trotzdem perfekt in sich abgeschlossen.
Man lacht sich vor dem Einschlafen nochmal gemeinsam ein bisschen scheckig und hofft, dass dem eigenen Kind bald auch mal ein Warumwolf zuläuft.

zum Produkt € 14,00*

Wir Flüchtlinge Hannah Arendt

kartoniert

„Wir haben unsere Sprache verloren und mit ihr die Natürlichkeit unserer Reaktionen, die Einfachheit unserer Gebärden und den ungezwungenen Ausdruck unserer Gefühle. […] Unsere Identität wechselt so häufig, dass keiner herausfinden kann, wer wir eigentlich sind. […] und das bedeutet den Zusammenbruch unserer privaten Welt.“

1943 veröffentlichte die damals in den USA als sog. „Staatenlose“ lebende Hannah Arendt einen Aufsatz mit dem Titel „Wir Flüchtlinge“. Darin analysiert sie die rechtsfreie Position all Jener, „die das Pech hatten, mittellos in einem neuen Land anzukommen und auf die Hilfe der Flüchtlingskomitees [angewiesen] waren.“ Als Beispiel nennt sie dafür die Flucht der europäischen Juden vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Dabei spricht sie auch aus eigener Erfahrung. Heute zeigen sich die Ergebnisse ihrer Analyse nahezu schmerzhaft vernachlässigt und dennoch hochaktuell. Ihre Absage an die „absolutistische“ Idee des Nationalstaates sollten die Herren Sloterdijk und Safranski unbedingt nachholen zu lesen. Allen anderen empfehle ich diesen Höhepunkt philosophisch-politischen Denkens auch wegen des bestens informierten und sehr klugen Nachworts des Schweizer Autors Thomas Meyer.

zum Produkt € 7,00*

Szenen aus Schottland James Leslie Mitchell

gebunden

Es ist schier unglaublich wie der Guggolz-Verlag es schafft, mir mit jedem Programm neue Jubelschreie über seine Bücher zu entlocken.
Eigentlich hatte ich mich in diesem Frühjahr vor allem auf das Erscheinen von Amalie Skram gefreut: Endlich eine AutorIN, dachte ich mir und auch die Thematik um den 450-Seiten-Wälzer "Professor Hieronimus" erschien mir höchst interessant.
(Das ist sie auch, zum Beweis dessen komme ich demnächst an dieser Stelle.)
Wie ist es nun passiert, dass ich doch erstmal so schwärmerisch auf James Leslie Mitchell und seine "Szenen aus Schottland" eingehen muss?
Ich versuche das zu rekonstruieren: Der Verleger Sebastian Guggolz kam im März hier im Laden vorbei und brachte die beiden neuen Titel und die neu gedruckten Gesamtverzeichnisse über die mittlerweile acht Bücher des Verlages.
Während ich mich einfach auf den Titel von Amalie Skram stürzen wollte, blätterten wir gemeinsam durch das andere neue Buch der Frühjahrssaison "Szenen aus Schottland" und je mehr er darüber erzählte, desto mehr war es um mich geschehen.

Guggolz-Werke bestechen alle durch die gleiche aufmerksame, wunderschöne Gestaltung. Darüber habe ich schon mehrfach geschrieben und brühe das jetzt nicht schon wieder auf. Kommt einfach vorbei, nehmt sie in die Hand, streichelt über die achtsam gestalteten Siebdruck-Cover, bewundert die Farbe des Vorsatzpapiers, der Lesebändchen - es ist so leicht ein Buch optisch und haptisch zu etwas Besonderem zu machen. Gestalterisch die richtigen Entscheidungen zu treffen. Zumindest lässt Guggolz es so leicht scheinen. Aber es sind nicht nur die Äußerlichkeiten. Es fängt schon bei der Auswahl der Texte an, den aufwändigen Neuübersetzungen der Bücher, die Guggolz so nicht nur vor dem Vergessen rettet, sondern vielmehr völlig neu mit Leben füllt. Und die Nachworte, die Anmerkungen, es ist alles so passend, so durchdacht.

Die "Szenen aus Schottland" nun also. Den vier Erzählungen und drei Essays sind wunderbar stimmige Illustrationen von Valeria Gordeew vorangestellt. Sebastian Guggolz sprach mit solcher Begeisterung über die grandiose Übersetzungsarbeit von Esther Kinsky, dass ich tatsächlich Lust hatte, wenigstens eine Geschichte aus den "Szenen" zu lesen, bevor ich mich dem "Professor Hieronimus" widmen wollte.
Es war unmöglich. Ich versank so in diesem Buch, in diesen Erählungen, die so rau und existenziell wirkten, wie die beschriebene Landschaft, dass ich es kaum aus der Hand legen konnte. Obwohl es nicht einfach soghaft ist, sondern Aufmerksamkeit einfordert. Weil es eine Sprache benutzt, die selbst beim Lesen umsichtig zu machen scheint. Natürlich hatte Guggolz recht: Die Übersetzungsarbeit ist herausragend.
Das ganze Buch ist eine Wohltat.

zum Produkt € 19,00*

Tagesanbruch Hans-Ulrich Treichel

gebunden

Ein schmales Bändchen, fürwahr.
Trotzdem gehört es für mich zu den vielleicht gewichtigsten Neuerscheinungen in diesem Frühjahr.
Treichel hatte es noch nie nötig zu schwafeln, doch diese Reduziertheit ist ein großer Wurf.
Der Monolog einer Mutter über ihrem gerade verstorbenen (erwachsenen) Sohn ist unsentimental, bewegend - und wunderschön. Und kratzt vielleicht gerade deshalb so wohltuend an den tieferen Schichten der Seele.

zum Produkt € 17,95*

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