Veranstaltungsarchiv

 

Der 35.ocelot-Lesekreis

29.06.2023 20:30 Uhr

Preis: Eintritt frei

Alle sechs bis acht Wochen stellen wir hier abends ein paar Stühle im Kreis auf und feiern mit euch das, weshalb wir diesen Beruf auch gewählt haben: den intensiven Austausch über Literatur.
Wir wollen unserem Lesen noch genauer auf den Grund gehen, wollen Bücher auf noch mehr prüfen als allein auf ihre Form und ihren Inhalt.

Im Austausch mit anderen hat eine Lektüre so viel mehr Seiten, als wir allein je entdecken könnten.

Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns auch auf neue Teilnehmer*innen.

Beim 34. Lesekreis sprechen wir über:

Kochen im falschen Jahrhundert
von Tresa Präauer

Gastgeberin sein zu können heißt letztlich: erwachsen geworden zu sein. Der Roman eines Abends und einer Einladung zum Essen. Voll mit Rezepten für ein gelungenes Leben und einen misslingenden Abend, der immer wieder neu ansetzt, schlau, witzig, heiter, gleichzeitig begleitet von den unterschwelligen oder ganz offen artikulierten Aggressionen der Beteiligten. In ihren Gesprächen verhandeln sie die ganz großen und kleinen Themen, von den >Foodporn<-Bildern im Internet über Kochen, Einkaufen und Wohnen als soziale Praktiken. Zunehmend wird der Abend komischer, tragischer, erotischer - dabei werden einzelne >heutige< Begriffe diskutiert, während die Gastgeberin keine besonders talentierte Gastgeberin ist und sich immer wieder ins falsche Jahrhundert versetzt fühlt. Nebenbei wird in Anekdoten eine Geschichte der Waren, Speisen und des Kochens erzählt.

Teresa Präauer geb. 1979, studierte Germanistik und bildende Kunst.Im Wallstein Verlag erschienen die Romane »Für den Herrscher aus Übersee«, »Johnny und Jean« und »Oh Schimmi« sowie der Großessay »Tier werden«, das Geschichtenbuch »Das Glück ist eine Bohne« und der Erzählband »Mädchen«, dessen theoretischen Unterbau Präauers Ende 2021 gehaltenen Zürcher Poetikvorlesungen bilden. Teresa Präauer lebt in Wien.

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Winterpoem 20/21
Von Maria Stepanova
Zweisprachige Ausgabe . Aus dem Russischen von Olga Radetzkaja

Der Ausbruch der Covid-Pandemie setzte im März 2020 einem Aufenthalt Maria Stepanovas im britischen Cambridge ein Ende. Zurück in Russland, verbrachte sie die folgenden Monate in einem Zustand der Erstarrung – die Welt hatte sich vor ihr zurückgezogen, die Zeit war »ertaubt«. Als sie aus diesem Zustand auftauchte, begann sie Ovid zu lesen. Motive fanden zueinander, die lange in ihr gewartet hatten. Wie schon in Der Körper kehrt wieder verwandelt sie historische und aktuelle Kataklysmen in ein ungemein feingliedriges, bewegliches Gebilde aus Rhythmen und Stimmen.
Das Poem, das in einer rauschhaften poetischen Inspiration entstand, spricht vom Winter und vom Krieg, von Verbannung und Exil, von sozialer Isolation und existentieller Verlassenheit. Stepanova findet grandiose Bilder für das Verstummen: wenn etwa Worte, die wir einander zurufen, in der Luft gefrieren und unser Gegenüber nicht mehr erreichen. Das Werk verwebt Liebesbriefe und Reiseberichte, chinesische Verse und dänische Märchen in eine vielstimmige Beschwörung der gefrorenen und langsam auftauenden Zeit.

Maria Stepanova, 1972 in Moskau geboren, ist die international erfolgreichste russische Dichterin der Gegenwart. Für ihr umfangreiches lyrisches und essayistisches Werk wurde sie vielfach ausgezeichnet. Ihr Prosadebüt Nach dem Gedächtnis (2018) wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Zurzeit ist sie Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin.

Der 35.ocelot-Lesekreis

 

Stiftung Buchkunst Release-Night: Die schönsten deutschen Bücher 2023

19.06.2023 20:00 Uhr

Stiftung Buchkunst Release-Night: Die schönsten deutschen Bücher 2023
Preis: Eintritt frei

Die Stiftung Buchkunst lädt zur Weltpremiere der "Schönsten Deutschen Bücher 2023". Die frisch gekürten Prämierten werden im Rahmen der Release Night bei uns im ocelot erstmals bekannt gegeben und ausgestellt.
Stoßen Sie mit uns an, kommen Sie mit den Macher:innen der Bücher ins Gespräch und blättern Sie in Ruhe durch Deutschlands Schönste!

Als eine Institution für Kulturvermittlung verfolgt die Stiftung Buchkunst einen gesellschaftlichen Auftrag: Sie fördert das vorbildlich gestaltete Buch. Mit drei Wettbewerben macht sie schöne Bücher sichtbar: "Die Schönsten Deutschen Bücher", "Förderpreis für junge Buchgestaltung" und "Best Book Design from all over the World".

Schöne Bücher sind geprägt von guter Lesetypografie. Von gelungenen Ausstattungsmerkmalen, sorgfältig ausgewählten Papieren, die im Zusammenklang in Farbe und Haptik zum Inhalt passen. Von mutigen wie angemessenen Layouts. Und von höchster Qualität in der Verarbeitung. Die Jurys aus Gestalter:innen, Verlagsexpert:innen und Hersteller:innen sind unabhängig und werden jährlich neu besetzt. Sie diskutieren über die gestalterische Konzeption, Schriftwahl, Schriftgröße – also über gute Lesbarkeit – ebenso wie über die Qualität der Fotografien oder Illustrationen, die Gestaltung der Doppelseite und die Covergestaltung. Die Gesamtwirkung eines Buches steht im Mittelpunkt der Juryarbeit. Und so setzen die jährlich "schönsten Bücher" Orientierungspunkte in einer sich stets rasant ändernden Buchlandschaft.


 

Buchpremiere Anne Waak: Kümmern und Kämpfen

30.05.2023 20:00 Uhr

Preis: 8€

Moderation: Friedemann Karig

»Die Frage, welche Erwartungen wir an Kinder stellen, betrifft alle und alles um uns herum. Nur Kinder, die in Freiheit aufwachsen – und dazu gehört auch die Freiheit von der Zurichtung auf ein genderrollenkonformes Leben –, werden diese nicht gegen Autoritarismus und Diktatur eintauschen wollen. Genauso wenig, wie gegen ein Leben unter Rechtspopulistinnen oder Islamistinnen, denen gemein ist, dass sie Männlichkeit und Stärke beschwören, und Frauen als nicht viel mehr als Gebärmaschinen für künftige Bürger*innen betrachten. Es geht darum, die Welt in einem besseren Zustand zu hinterlassen, als wir sie selbst vorgefunden haben, und es gibt keinen besseren Weg, als das gemeinsam mit den Kindern von heute zu tun – den Erwachsenen von morgen.«

Anne Waak,
geboren 1982 in Dresden, arbeitet als Journalistin und Autorin für verschiedene Zeitungen, Magazine und Kulturinstitutionen. Sie hat eine Reihe von Büchern zu gesellschaftlichen Themen veröffentlicht, zuletzt Wir nennen es Familie. Neue Ideen für ein Leben mit Kindern. Sie lebt mit ihrer engsten Freundin und deren Sohn in Berlin.


Gender Pay Gap, Sexismus und toxische Männlichkeit

Von Geschlechtergerechtigkeit kann trotz aller Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte keine Rede sein. Die Welt der Kinder scheint in zwei Teile zu zerfallen: rosa und blau, lieb und wild, fürsorglich und kompetitiv. Diese Zweiteilung zementiert herrschende Stereotype und nimmt den Frauen und Männern von morgen ganz konkrete Gestaltungsmöglichkeiten für das eigene Leben.

Anne Waak analysiert klug, wie zu Hause, im Kindergarten oder in der Schule toxische Männlichkeits- und Weiblichkeitskulturen (re-)produziert werden, und formuliert ein lebensnahes Plädoyer: Nur, wenn wir unsere Kinder zu Feminist*innen erziehen, werden wir unsere Gesellschaft von den hohen Kosten des Patriarchats befreien.

»Wir brauchen mehr Stimmen von Müttern und Care-Arbeitenden – in Kunst, Politik und Literatur. Anne Waak ist so eine wichtige Stimme.«
Mareice Kaiser, Journalistin und SPIEGEL-Bestseller-Autorin

»Ein unbedingt lesenswertes, weil augenöffnendes Buch. Es denkt Elternschaft ganz neu und hält auch für Väter ebenso überraschende wie heilsame Erkenntnisse bereit.«
Christian Baron, Schriftsteller und SPIEGEL-Bestseller-Autor

Foto Anne Waak: Christian Werner

Buchpremiere Anne Waak: Kümmern und Kämpfen

 

Daniela Brodesser und Marlene Engelhorn sprechen über "Armut" und "Geld"

23.05.2023 20:00 Uhr

Preis: Eintritt frei

Ein Abend über "Geld", "Armut" und das gemeinsame Übermorgen

Zwei Frauen, zwei vermeintlich getrennte Welten, die ganz selbstverständlich zusammengefunden haben und an einem Strang ziehen: Da ist Marlene Engelhorn, Millionenerbin, Mitbegründerin der Initiative taxmenow und engagiert in der öffentlichen Debatte um Steuer- und Verteilungsgerechtigkeit. Und da ist Daniela Brodesser, Bürokauffrau und eine der Ersten, die offen über die eigene Armutserfahrung geredet hat und heute eine der profiliertesten Stimmen ist, wenn es um Teilhabe, Beschämung und Rückzug aufgrund von Armut geht.
An diesem Abend diskutieren die beiden Autorinnen essentielle Fragen, die in ihren in der "übermorgen"-Reihe erschienenen Büchern anschneiden: Wie viel ist genug, was gerade genug und was zu wenig? Wer bestimmt das eigentlich? Was ist das gute Leben für alle? Wie wollen wir teilen? Kennen beide Scham, und wenn ja, in welcher Form? Was wissen wir über Armut, was über Reichtum und warum im Grunde zu beidem: nichts? Und nicht zuletzt: Wem wird zugehört – und warum? Sicher ist jedenfalls: Die Antworten könnten Sie verunsichern.

Moderation: Stefanie Jaksch

Marlene Engelhorn, geboren 1992, studiert Germanistik an der Universität Wien und hat u.a. im Bereich der Nachhilfe und der Sprachtrainings gearbeitet. Als sie von ihrer hohen Erbschaft erfährt, beginnt sie sich mit den Ideen der Guerrilla Foundation auseinanderzusetzen, zu deren partizipativer Struktur sie im "Funders’ Circle" zählt. Sie ist Mitglied einer Gruppe, die sich nach dem Modell von Resource Generation aus den USA vernetzt, und Mitgründerin der Initiative "taxmenow".
Im Herbst 2022 erschien ihr Essay "Geld".

Daniela Brodesser, geboren 1975 in Linz, Bürokauffrau, Aktivistin, Kolumnistin, Mutter von vier Kindern, verheiratet. Bis zur Geburt des jüngsten Kindes typische Durchschnittsfamilie. Danach durch zwei schwere Erkrankungen in der Familie in Armut geraten. Seit 2019 wieder über der Armutsgefährdungsschwelle. Aus reinem Glück, weil es die Gesundheit wieder zulässt.
Im März erschien ihr Buch "Armut".

Daniela Brodesser und Marlene Engelhorn sprechen über "Armut" und "Geld"

 

Der 34. ocelot Lesekreis

02.05.2023 20:30 Uhr

Preis: Eintritt frei

Alle sechs bis acht Wochen stellen wir hier abends ein paar Stühle im Kreis auf und feiern mit euch das, weshalb wir diesen Beruf auch gewählt haben: den intensiven Austausch über Literatur.
Wir wollen unserem Lesen noch genauer auf den Grund gehen, wollen Bücher auf noch mehr prüfen als allein auf ihre Form und ihren Inhalt.

Im Austausch mit anderen hat eine Lektüre so viel mehr Seiten, als wir allein je entdecken könnten.

Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns auch auf neue Teilnehmer*innen.

Beim 34. Lesekreis sprechen wir über:

Judith Hermann: Wir hätten uns alles gesagt

und

Doireann Ní Ghríofa: Ein Geist in der Kehle
übersetzt von Cornelius Reiber und Jens Friebe


Und darum geht's in den beiden Büchern:

Wir hätten uns alles gesagt

»Judith Hermanns Bücher sind unbeirrbare Erkundungen der menschlichen Verhältnisse« Roman Bucheli, Neue Zürcher Zeitung Eine Kindheit in unkonventionellen Verhältnissen, das geteilte Berlin, Familienbande und Wahlverwandtschaften, lange, glückliche Sommer am Meer. Judith Hermann spricht über ihr Schreiben und ihr Leben, über das, was Schreiben und Leben zusammenhält und miteinander verbindet. Wahrheit, Erfindung und Geheimnis - Wo beginnt eine Geschichte und wo hört sie auf? Wie verlässlich ist unsere Erinnerung, wie nah sind unsere Träume an der Wirklichkeit. Wie in ihren Romanen und Erzählungen fängt Judith Hermann ein ganzes Lebensgefühl ein: Mit klarer poetischer Stimme erzählt sie von der empfindsamen Mitte des Lebens, von Freundschaft, Aufbruch und Freiheit.

Judith Hermann wurde 1970 in Berlin geboren. Ihrem Debüt »Sommerhaus, später« (1998) wurde eine außerordentliche Resonanz zuteil. 2003 folgte der Erzählungsband »Nichts als Gespenster«. Einzelne dieser Geschichten wurden 2007 für das Kino verfilmt. 2009 erschien »Alice«, fünf Erzählungen, die international gefeiert wurden. 2014 veröffentlichte Judith Hermann ihren ersten Roman, »Aller Liebe Anfang«. 2016 folgten die Erzählungen »Lettipark«, die mit dem dänischen Blixen-Preis für Kurzgeschichten ausgezeichnet wurden. Für ihr Werk wurde Judith Hermann mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter dem Kleist-Preis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis.


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Ein Geist in der Kehle

DIES IST EIN WEIBLICHER TEXT
ZWEI SCHRIFTSTELLERINNEN, Jahrhunderte voneinander getrennt: In ihrem ungewöhnlichen Prosadebüt verbindet Doireann Ní Ghríofa Essay und Autofiktion, um das Innenleben und die tiefe Verbundenheit zwischen zwei schreibenden Frauen aus zwei verschiedenen Epochen zu erkunden. Es ist eine Feier des Lebens, der Liebe und des rechten Umgangs mit Leiden.
Im 18. Jahrhundert trinkt eine irische Adelige, als sie erfährt, dass ihr Mann ermordet wurde, eine Handvoll seines Blutes und verfasst ein außergewöhnliches Gedicht, das zum nationalen Mythos werden wird. In der Gegenwart entgeht eine junge Mutter nur knapp einer Tragödie und stößt auf ein Gedicht, das sie bereits als Schulkind gelesen hat. Besessen von den Parallelen zu ihrem eigenen Leben macht sie sich auf die Suche nach dem verschwiegenen Rest des Geschehens.
Eine große Geschichte über eine Frau, die ihre Stimme befreit, indem sie in die Vergangenheit vordringt und die einer anderen findet.

Doireann Ní Ghríofa ist eine irische Dichterin und Essayistin. Ihre Themen kreisen um Mutterschaft und Begehren, Tod und Familie, in ihrem Schreiben überbrückt sie die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sie ist vielfach preisgekrönt, und ihre Werke sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. Für ihre Texte erhielt sie unter anderem das Lannan Literary Fellowship (USA), den Ostana-Preis (Italien), ein Seamus Heaney Fellowship (Queen's University), den Hartnett Poetry Award und den renommierten Rooney Prize for Irish Literature. Mit »Ein Geist in der Kehle« gelang ihr ein international gefeierter Bestseller und der vielfach beachtete Durchbruch auf literarischer Ebene, sie gewann damit u.a. den An Post Irish Book of The Year Prize.

Der 34. ocelot Lesekreis

 

Buchpremiere Szilvia Molnar: Milchbar

21.04.2023 20:00 Uhr

Preis: 8€

Moderation des Abends: Miriam Zeh

Als das Baby auf die Welt kommt, ist alles anders. In »Milchbar« erzählt Szilvia Molnar die Geschichte einer jungen Frau, die Mutter wird. Sie verbringt viel Zeit allein in ihrem New Yorker Apartment. Mutterschaft ist für sie eine komplizierte Erfahrung, zärtlich und brutal, erfüllend und banal. Immer wieder Stillen, Tragen, Wickeln - der eigene Körper ein Wrack. Tage und Nächte strecken sich ins Unendliche. Der einzige Besuch, den sie bekommt, ist von einem merkwürdigen alten Witwer, der im selben Haus wohnt wie sie, und mit dem sie sich anfreundet. In emotionalen Bildern erzählt Szilvia Molnar vom Zustand der ersten Wochen als Mutter zwischen Überwältigung, Isolation, Angst und Neubeginn. Das lebendige Porträt einer jungen Frau in ihren körperlichsten und ursprünglichsten Momenten.

»Szilvia Molnar schreibt mit schneidender Wahrhaftigkeit. Ein eindrucksvoller Blick darauf, was eine Frau, die gerade Mutter wird, durchmacht.« Publishers Weekly

»In ›Milchbar‹ wird über Dinge geschrieben, die in der Literatur bisher nicht vorkamen: eine Milchpumpe, Wochenbett-Netzhosen, riesige, blutige Binden. Während Molnar die Realität von Mutterschaft einfängt, passieren in ihrem Roman wundersame Dinge: Die Zeit bleibt stehen, die Zeit dehnt sich, Moos bedeckt ganze Wohnungen, Geister tauchen auf und verschwinden wieder – und diese unwirklichen Ereignisse passen zur Erfahrung, sich auszudehnen und einen Körper zu gebären. Elektrisierend, wie Molnar mit messerscharfem Witz aus dem Leben einer jungen Mutter erzählt.« Rita Bullwinkel

Übersetzung des Romans: Julia Wolf

Foto Szilvia Molnar: Ben Mistak

Buchpremiere Szilvia Molnar: Milchbar

 

Buchpremiere Jo Frank: Gewalt

30.03.2023 20:00 Uhr

Preis: 5€

Moderation: Odile Kennel und Lea Schneider

Auf Wunsch der Mitwirkenden werden die Einnahmen des Eintritts an das Antonie-Maurer-Haus der Lebenshilfe im Kreis Rottweil gespendet.

Gewalt ist ein Wort, das schematisiert, ein Begriff, der offenen oder verborgenen Schrecken bereithält, von der Hand, die »ausrutscht« bis hin zu schwerer psychischer und physischer Aggression. »Gewalt hat Erinnerung als stärksten Komplizen«, schreibt Jo Frank. In seinem elektrisierenden Prosa-Essay findet er berührende, bildstarke und treffende Worte dafür, wie sich Gewalt einem Menschen lebenslang einschreibt, wie die perfiden Mechanismen von Macht und Missbrauch sich über ein ganzes Leben erstrecken. Er beschreibt Opfer und Täter und ihre unauflöslich scheinende Beziehung zueinander. Immer wieder geht es um die Unzulänglichkeit der Sprache, Gewalt zu beschreiben, und trotzdem immer wieder anzusetzen.

Ein sprachlicher Ritt auf der Rasierklinge, voller Poesie und Kraft, dessen Sätze unter die Haut schießen und sich ihre Wege gleichermaßen ins Herz und in den Verstand bahnen.

Jo Frank
lebt als Autor, Verleger und Übersetzer in Berlin. Er ist Mitgründer des Verlagshaus Berlin. Er übersetzte u. a. »Die Erbärmlichkeit des Krieges. Kriegsgedichte von Wilfred Owen« ins Deutsche (2014). In der Edition Atelier erschien zuletzt »Snacks« (2017).

Foto Jo Frank: © Charlotte Werndt

Buchpremiere Jo Frank: Gewalt

 

Der 33. ocelot Lesekreis

23.03.2023 20:30 Uhr

Der 33. ocelot Lesekreis

Alle sechs bis acht Wochen stellen wir hier abends ein paar Stühle im Kreis auf und feiern mit euch das, weshalb wir diesen Beruf auch gewählt haben: den intensiven Austausch über Literatur.
Wir wollen unserem Lesen noch genauer auf den Grund gehen, wollen Bücher auf noch mehr prüfen als allein auf ihre Form und ihren Inhalt.

Im Austausch mit anderen hat eine Lektüre so viel mehr Seiten, als wir allein je entdecken könnten.

Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns auch auf neue Teilnehmer*innen.

Beim 33. Lesekreis sprechen wir über:

NORD von Merethe Lindstrøm, aus dem Norwegischen vol Elke Ranzinger.
Ein Krieg geht zu Ende. Irgendwann. Irgendwo. Menschen irren durchs Land. Vertrieben aus Häusern, Dörfern, Lagern. Wie der siebzehnjährige Junge, dessen Schulterblätter wie Flügelstummel aus dem Rücken stehen. Er hat es geschafft zu entkommen. Dem Todesmarsch, dem Örtchen Welcherweg und auch der jungen Aneska, die ihn anstelle ihres im Krieg verschollenen Ehemanns bei sich behalten wollte. Nun folgt er seinem inneren Kompass in Richtung Nord, wo er einmal zu Hause war. Unterwegs begegnet er einem anderen Jungen, auch er mit einer tief eingegrabenen Geschichte, deren Geheimnis er unter der zerschlissenen Kleidung trägt. Ohne Hoffnung und ohne Ziel schließt er sich dem Erzähler an, und eine gewisse Zeit bewegen sie sich gemeinsam durch die von Schönheit und Zerstörung gleichermaßen bestimmte Landschaft. Merethe Lindstrøm erforscht in Nord, was mit gewöhnlichen Menschen unter extremen Bedingungen geschieht. Sie umkreist in diesem eindringlichen, unheimlichen Roman den Nullpunkt der Existenz, der in jeder Kriegs- und Fluchtsituation entsteht, wenn Nahrung, ein Zuhause, ein Bett fehlen, schlicht ein Ort, an den man gehört. Nord umfasst alle Kriege, in denen Gesellschaften und Strukturen zerstört wurden, und doch gelingt es Lindstrøm, auch von der Hoffnung zu erzählen und von der betörenden Schönheit der Natur in einem dunklen Universum.

und über

ALTE MÄDCHEN von Julia Wolf
Es sind immer die Töchter, die fragen! Die drei >Mädchen aus Ostpreußen<, Anni, Else und Hannelore, sollen für eine Image- kampagne ihrer Seniorenresidenz Modell stehen. Während >Germany's Next Topmodel< läuft, verhandeln die drei Mitt- neunzigerinnen, was sie über ihr Leben erzählen wollen - und was nicht.Im Auto unterwegs nach Polen schickt Gudrun eine Sprachnachricht. Ihre Nichte soll vom Tod der Großmutter erfahren. Doch Gudrun schweift ab, erzählt von der Flucht bei Kriegsende, ihrer Kindheit in den 1950ern. Plötzlich wird klar: Sie muss etwas gestehen.Undine, Jenny und Thao verbringen ein Wochenende in Berlin, bevor Jenny ihr erstes Kind bekommt. Neben den Erinne- rungen an ihre Kindheit und Jugend in den 1980ern und 1990ern treten auch die sozialen Unterschiede wieder ans Licht. Während sie ihre Lebensentscheidungen neu bewerten, setzen die Wehen ein.In drei Teilen, »Marjellchen«, »Neue Heimat, altes Haus« und »MILF«, porträtiert Julia Wolf drei Frauengenerationen, indem sie den Wunden, Werten und Erfahrungen der Kriegszeit nachspürt. Mit Alte Mädchen ergänzt Julia Wolf die deutsche Nachkriegsgeschichte um eine wichtige Erzählung weiblicher Subjektivität, die uns die Augen öffnet: dafür, woher wir kommen, wohin wir gehen, was wir mitnehmen und was wir loslassen sollten.


 

Buchpremiere Antonia Baum: Siegfried

02.03.2023 20:00 Uhr

Preis: 10€ (ermäßigt 8€)

Den Abend moderiert: Miryam Schellbach

Eine Frau – Mutter, Partnerin, Versorgerin – fährt eines Morgens nicht zur Arbeit, sondern in die Psychiatrie. Am Abend hat sie sich mit ihrem Partner gestritten, vielleicht ist etwas zerbrochen, jetzt muss sie den Tag beginnen, sie muss die Tochter anziehen, an alles denken, in der Wohnung und ihrem Leben aufräumen. Doch sie hat Angst: das Geld, die Deadline, die Beziehung, nichts ist unter Kontrolle, und vor allem ist da die Angst um ihren Stiefvater, der früher die Welt für sie geordnet und ihr einen Platz darin zugewiesen hat. In der Psychiatrie, denkt sie, wird jemand sein, der ihr sagt, wie ihr Problem heißt. Dort darf sie sich ausruhen.

Siegfried ist ein Roman über alte Ordnungen und neue Ansprüche, über Gewalt und das Schweigen darüber, über eine Generation, deren Eltern nach dem Krieg geboren wurden und deshalb glaubten, er sei vorbei.

Antonia Baum, geboren 1984, ist Schriftstellerin und Autorin für DIE ZEIT. Ihre Bücher – zuletzt der Roman Tony Soprano stirbt nicht, das Memoir Stillleben und eine persönliche Bestandsaufnamen des Werkes von Eminem – haben große Medienresonanz erhalten. Siegfried ist ihr erster Roman im Claassen-Verlag.

Foto Antonia Baum: © Urban Zintel.

Die Abendkasse öffnet um 19 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

Buchpremiere Antonia Baum: Siegfried

 

Buchpremiere Annika Reich: Männer sterben bei uns nicht

23.02.2023 20:00 Uhr

Preis: 10€

"Ich habe diese Frauen geliebt, gefürchtet, gehasst. Sie haben Fragen in mir geweckt über Familien, Töchter, Mütter und über mich selbst." (Lena Gorelik)

In einem prachtvollen Anwesen am See leben sie zusammen, die Frauen einer Familie, denen die Männer nach und nach abhandengekommen sind. Wie zahlreich die dunklen Flecken ihrer Geschichte sind, weiß nur eine von ihnen, die enigmatische Großmutter, die immer den Schein zu wahren wusste. Als Leni sich weigert, genau das zu tun, wird sie still und heimlich verstoßen. Zurück bleibt ihre Schwester, die nun allein gegen eine verhängnisvolle Tradition ankämpfen muss. Annika Reich erzählt von Schwestern, Müttern, Töchtern und Großmüttern, die der trügerischen Anziehungskraft weiblichen Verrats erliegen, auch wenn sie sich nichts mehr als gegenseitigen Beistand wünschen. Bis die Großmutter stirbt und die Geister der Vergangenheit sich nicht länger verstecken lassen.

Annika Reich, 1973 in München geboren, lebt in Berlin, ist Schriftstellerin und Künstlerische Leiterin des Aktionsbündnisses WIR MACHEN DAS und WEITER SCHREIBEN, des preisgekrönten Portals für Autor:innen aus Kriegs- und Krisengebieten. Sie ist Teil der Zeit-Online-Kolumne »10 nach 8«. Bei Hanser erschienen die Romane Durch den Wind (2010), 34 Meter über dem Meer (2012), Die Nächte auf ihrer Seite (2015) und ihre Kinderbücher Lotto macht, was sie will! (2016) und Lotto will was werden (2018).

Foto Annika Reich: Paula Winkler

Moderation: Maria-Christina Piwowarski

Die Abendkasse öffnet um 19 Uhr, eine Anmeldung ist nicht nötig.

Buchpremiere Annika Reich: Männer sterben bei uns nicht
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