Ein neues Verlagsprogramm kommt in die Bücherwelt und am 28. September 2023 werden wir park und seine Autor:innen näher kennenlernen.
Mit dabei sind Ilona Hartmann, Hilde Rød-Larsen und Sina Scherzant. Für Getränke und gute Bücher ist gesorgt, der Eintritt ist frei.
Los geht’s um 20 Uhr.
Im Sommer 2008 wurde bei Simon Sahner fälschlicherweise die Diagnose Knochenkrebs gestellt, dabei handelte es sich eigentlich nur um eine harmlose Erkrankung am Knie. Unerwartet entwickelte sich jedoch innerhalb von neun Jahren tatsächlich ein bösartiger Tumor an dieser Stelle, der mit Chemotherapien und einer Operation behandelt werden musste. Er erlebte die Krankheit als etwas, das von Geschichten umgeben ist, von Mythen und Bildern, die sein Erleben dieser Zeit stark beeinflusst haben. Klug und mit einem genauen Blick verknüpft Simon Sahner seine eigenen individuellen Erfahrungen mit anderen autobiografischen und fiktionalen Erzählungen über Krebs.
Simon Sahner, 1989 in Heidelberg geboren, ist freier Autor, Literaturwissenschaftler, und leitender Redakteur beim feuilletonistischen Online-Magazin "54books". Außerdem schreibt und spricht er als Literaturexperte und Kritiker u.a. bei DLF Kultur, Zeit Online und Die Presse. Er lebt in Freiburg im Breisgau.
Moderation: Alex Bachler
Autorenfoto: © Wolfgang Schmidt
Alle sechs bis acht Wochen stellen wir im ocelot abends ein paar Stühle im Kreis auf und feiern mit euch das,
weshalb wir diesen Beruf auch gewählt haben: den intensiven Austausch über Literatur.
Wir wollen unserem Lesen noch genauer auf den Grund gehen, wollen Bücher auf noch mehr prüfen als allein auf ihre Form und ihren Inhalt.
Im Austausch mit anderen hat eine Lektüre so viel mehr Seiten, als wir allein je entdecken könnten.
Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns auch auf neue Teilnehmer*innen.
Beim 36. Lesekreis sprechen wir über:
Mein Jahr der Ruhe und Entspannung
von Ottessa Moshfegh
New York, am Anfang des neuen Jahrtausends. Einer jungen Frau stehen die Türen zu einer Welt aus Glanz und Glitter offen. Sie ist groß, schlank und ausgesprochen hübsch. Gerade hat sie an einer Elite-Universität ihren Abschluss gemacht und arbeitet nun in einer angesagten Kunstgalerie. Sie wohnt im teuersten Viertel der Stadt, was sie sich leisten kann, weil sie vor Jahren schon ein kleines Vermögen geerbt hat. Es könnte also nicht besser laufen in ihrem Leben ... In Wirklichkeit jedoch wünscht sie sich nichts sehnlicher, als ihrer Welt den Rücken zu kehren. Von einer dubiosen Psychiaterin lässt sie sich ein ganzes Arsenal an Beruhigungsmitteln, Antidepressiva und Schlaftabletten verschreiben. Mithilfe der Medikamente will sie »Winterschlaf halten«. Aber dann merkt sie in einem ihrer wenigen wachen Momente, dass sie im Schlaf ein eigenes Leben führt. Sie findet Kreditkartenabrechnungen, die auf Shoppingtouren und Friseurbesuche hindeuten. Und scheinbar chattet sie regelmäßig mit wildfremden Männern in merkwürdigen Internetforen. Erinnern kann sie sich daran aber nicht ...
Mit bissiger Ironie erzählt Ottessa Moshfegh von einer Frau, die verzweifelt versucht, ihrer aufgeputschten Scheinwelt zu entkommen.
Ottessa Moshfegh wurde in Boston geboren und ist kroatisch-persischer Abstammung. Sie steht auf der Granta-Liste der zwanzig besten jungen Autor*innen aus den USA. Ihr Roman »Eileen« stand auf der Shortlist des Man Booker Prize und wurde mit dem PEN/Hemingway Award ausgezeichnet.
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Wir wir brennen
von Sarah Hall
Im Schlafzimmer über ihrem riesigen Atelier in Burntcoat trifft die berühmte Bildhauerin Edith Harkness letzte Vorbereitungen. Die Symptome, die ihr Körper zeigt, sind bekannt: Ihr Leben wird in den nächsten Tagen zu Ende gehen. Ihr Atelier gleicht einem glühenden Ofen, befeuert von Erinnerungen und Sehnsüchten. Hierher brachte Edith Halit, als der erste Lockdown begann. Den Liebhaber, den sie kaum kannte. Eine Erscheinung aus einer anderen Kultur. Ein Tor zu einer neuen und fiebrigen Welt.
Sprachlich betörend und mit großem Sog erzählt Sarah Hall von weiblichem Begehren und der Kraft künstlerischen Schaffens.
Sarah Hall, 1974 in Cumbria geboren, studierte Literatur an der schottischen Universität St. Andrews. Sie hat Romane und Storys veröffentlicht, die mit bedeutenden Preisen und Stipendien ausgezeichnet und von der Kritik bejubelt wurden. Feministische Themen und intensive Naturbeschreibungen verbinden sich in ihrem Werk, das in 16 Sprachen übersetzt ist, auf überraschende, ungewohnte Weise.
Wenzel und Killer sind Freunde seit Ewigkeiten und stehen mitten im Leben, Killer als PR-Chef einer großen Firma, Wenzel betreut die Social-Media-Kanäle eines TV-Senders. Doch alles ändert sich, als Vica in ihr Leben tritt: eine Frau in goldenem Kleid, meist begleitet von zwei treuen Adjutanten und einem riesigen Zottelhund. Mit jeder Begegnung ploppen neue Fragen auf: Woher weiß sie so viel über Wenzel und Killer? Wieso besitzt sie ein Exemplar des neuen Buchs von Drifter, einer ominösen Schriftstellerfigur, obwohl es überhaupt noch nicht auf dem Markt ist? Und wo hat ihr Hund das Tanzen gelernt? Als Vica schließlich auch noch den Wohnblock ihrer Kindheit in Beschlag nimmt, gerät die Welt der beiden Freunde ins Wanken. Virtuos, ja geradezu fantastisch erzählt Ulrike Sterblich von zwei Freunden, deren Wirklichkeit sich zunehmend verschiebt.
ULRIKE STERBLICH, Politologin und Autorin aus Berlin, lebt weiterhin in ihrer Heimatstadt, wo sie auch als Gastgeberin der Talk- und Lesebühne «Berlin Bunny Lectures» bekannt wurde. 2012 erschien ihr erfolgreiches Mauerstadt-Memoir «Die halbe Stadt, die es nicht mehr gibt», über das Wolfgang Herrndorf urteilte: «Zarter, liebevoller, staunender wurde selten eine Jugend, eine Stadt und beider Verschwinden beschrieben.» 2021 veröffentlichte Ulrike Sterblich ihr vielbeachtetes Debüt «The German Girl».
Es moderiert Linda Vogt vom Rowohlt Verlag.
Autorinnenfoto: © Dorothea Tuch
Die Abendkasse öffnet am Lesungsabend um 19 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Wir freuen uns sehr auf euch.
Komm mit, auf eine Reise in die Klassenzimmer dieser Welt!
In diesem bunt illustrierten Kindersachbuch erfährst du Spannendes über den Schulalltag von Kindern aus den verschiedensten Ländern. Denn so kunterbunt und vielfältig wie die Erde selbst sind auch ihre Schul- und Lernkulturen. Erhalte spannende Einblicke in Traditionen, Alltag und Kultur von Schüler:innen aus aller Welt
Du triffst auf Schulkinder aus aller Welt, die dir zeigen, wie es bei ihnen im Unterricht zugeht. Du erfährst, wie der Schulweg der Kinder aussieht und bekommst Einblick in die Klassenräume und Pausenhöfe. Außerdem zeigt dir das Buch, welche Kleidung die Schüler:innen und Lehrer:innen in den verschiedenen Ländern tragen, welches Essen in den Pausen gegessen wird, welcher Sport in der Schule getrieben wird und welche sonstigen Rituale zum Schulalltag dazugehören.
Am 01. Juli um 14 Uhr feiern wir die Buchpremiere von "Heute geh ich in die Schule – so lernen Kinder rund um den Globus."
Im Gespräch mit der Autorin Clara Schaksmeier und der Illustratorin Pauline Pete erfährst du alles über die Entstehung des Buches. Gemeinsam entdecken wir, wie der Schulalltag von Kindern in den verschiedenen Ländern aussieht. Im Anschluss hast du die Möglichkeit, in einer Krativ-Aktion mit der Illustratorin und der Autorin es bunt werden zu lassen. Der Eintritt ist frei.
Moderation: Maria-Christina Piwowarski
Clara Schaksmeier findet, dass Lernen eines der schönsten Dinge der Welt ist. Als Lehrerin unterrichtete sie in Vietnam, Kanada, Indien und Georgien. Um das Schulleben weltweit noch mehr zu erkunden, sprach sie mit Lehrkräften aus allen Teilen der Erde. Sie lebt in Berlin, mit dem Vorhaben, täglich eine neue Sache zu lernen oder zu erfahren.
Pauline Pete ist Illustratorin aus Fulda. Seit 2015 lebt sie in Hamburg, wo sie Illustration an der HAW studiert. In einer Künstlerfamilie aufgewachsen, verliebte sie sich schon früh ins Zeichnen, Malen und liebevoll gestaltete Bücher.
Foto Clara Schaksmeier und Pauline Pete: Philipp Müller
Alle sechs bis acht Wochen stellen wir hier abends ein paar Stühle im Kreis auf und feiern mit euch das, weshalb wir diesen Beruf auch gewählt haben: den intensiven Austausch über Literatur.
Wir wollen unserem Lesen noch genauer auf den Grund gehen, wollen Bücher auf noch mehr prüfen als allein auf ihre Form und ihren Inhalt.
Im Austausch mit anderen hat eine Lektüre so viel mehr Seiten, als wir allein je entdecken könnten.
Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns auch auf neue Teilnehmer*innen.
Beim 34. Lesekreis sprechen wir über:
Kochen im falschen Jahrhundert
von Tresa Präauer
Gastgeberin sein zu können heißt letztlich: erwachsen geworden zu sein. Der Roman eines Abends und einer Einladung zum Essen. Voll mit Rezepten für ein gelungenes Leben und einen misslingenden Abend, der immer wieder neu ansetzt, schlau, witzig, heiter, gleichzeitig begleitet von den unterschwelligen oder ganz offen artikulierten Aggressionen der Beteiligten. In ihren Gesprächen verhandeln sie die ganz großen und kleinen Themen, von den >Foodporn<-Bildern im Internet über Kochen, Einkaufen und Wohnen als soziale Praktiken. Zunehmend wird der Abend komischer, tragischer, erotischer - dabei werden einzelne >heutige< Begriffe diskutiert, während die Gastgeberin keine besonders talentierte Gastgeberin ist und sich immer wieder ins falsche Jahrhundert versetzt fühlt. Nebenbei wird in Anekdoten eine Geschichte der Waren, Speisen und des Kochens erzählt.
Teresa Präauer geb. 1979, studierte Germanistik und bildende Kunst.Im Wallstein Verlag erschienen die Romane »Für den Herrscher aus Übersee«, »Johnny und Jean« und »Oh Schimmi« sowie der Großessay »Tier werden«, das Geschichtenbuch »Das Glück ist eine Bohne« und der Erzählband »Mädchen«, dessen theoretischen Unterbau Präauers Ende 2021 gehaltenen Zürcher Poetikvorlesungen bilden. Teresa Präauer lebt in Wien.
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Winterpoem 20/21
Von Maria Stepanova
Zweisprachige Ausgabe . Aus dem Russischen von Olga Radetzkaja
Der Ausbruch der Covid-Pandemie setzte im März 2020 einem Aufenthalt Maria Stepanovas im britischen Cambridge ein Ende. Zurück in Russland, verbrachte sie die folgenden Monate in einem Zustand der Erstarrung – die Welt hatte sich vor ihr zurückgezogen, die Zeit war »ertaubt«. Als sie aus diesem Zustand auftauchte, begann sie Ovid zu lesen. Motive fanden zueinander, die lange in ihr gewartet hatten. Wie schon in Der Körper kehrt wieder verwandelt sie historische und aktuelle Kataklysmen in ein ungemein feingliedriges, bewegliches Gebilde aus Rhythmen und Stimmen.
Das Poem, das in einer rauschhaften poetischen Inspiration entstand, spricht vom Winter und vom Krieg, von Verbannung und Exil, von sozialer Isolation und existentieller Verlassenheit. Stepanova findet grandiose Bilder für das Verstummen: wenn etwa Worte, die wir einander zurufen, in der Luft gefrieren und unser Gegenüber nicht mehr erreichen. Das Werk verwebt Liebesbriefe und Reiseberichte, chinesische Verse und dänische Märchen in eine vielstimmige Beschwörung der gefrorenen und langsam auftauenden Zeit.
Maria Stepanova, 1972 in Moskau geboren, ist die international erfolgreichste russische Dichterin der Gegenwart. Für ihr umfangreiches lyrisches und essayistisches Werk wurde sie vielfach ausgezeichnet. Ihr Prosadebüt Nach dem Gedächtnis (2018) wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Zurzeit ist sie Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin.
Die Stiftung Buchkunst lädt zur Weltpremiere der "Schönsten Deutschen Bücher 2023". Die frisch gekürten Prämierten werden im Rahmen der Release Night bei uns im ocelot erstmals bekannt gegeben und ausgestellt.
Stoßen Sie mit uns an, kommen Sie mit den Macher:innen der Bücher ins Gespräch und blättern Sie in Ruhe durch Deutschlands Schönste!
Als eine Institution für Kulturvermittlung verfolgt die Stiftung Buchkunst einen gesellschaftlichen Auftrag: Sie fördert das vorbildlich gestaltete Buch. Mit drei Wettbewerben macht sie schöne Bücher sichtbar: "Die Schönsten Deutschen Bücher", "Förderpreis für junge Buchgestaltung" und "Best Book Design from all over the World".
Schöne Bücher sind geprägt von guter Lesetypografie. Von gelungenen Ausstattungsmerkmalen, sorgfältig ausgewählten Papieren, die im Zusammenklang in Farbe und Haptik zum Inhalt passen. Von mutigen wie angemessenen Layouts. Und von höchster Qualität in der Verarbeitung. Die Jurys aus Gestalter:innen, Verlagsexpert:innen und Hersteller:innen sind unabhängig und werden jährlich neu besetzt. Sie diskutieren über die gestalterische Konzeption, Schriftwahl, Schriftgröße – also über gute Lesbarkeit – ebenso wie über die Qualität der Fotografien oder Illustrationen, die Gestaltung der Doppelseite und die Covergestaltung. Die Gesamtwirkung eines Buches steht im Mittelpunkt der Juryarbeit. Und so setzen die jährlich "schönsten Bücher" Orientierungspunkte in einer sich stets rasant ändernden Buchlandschaft.
Moderation: Friedemann Karig
»Die Frage, welche Erwartungen wir an Kinder stellen, betrifft alle und alles um uns herum. Nur Kinder, die in Freiheit aufwachsen – und dazu gehört auch die Freiheit von der Zurichtung auf ein genderrollenkonformes Leben –, werden diese nicht gegen Autoritarismus und Diktatur eintauschen wollen. Genauso wenig, wie gegen ein Leben unter Rechtspopulistinnen oder Islamistinnen, denen gemein ist, dass sie Männlichkeit und Stärke beschwören, und Frauen als nicht viel mehr als Gebärmaschinen für künftige Bürger*innen betrachten. Es geht darum, die Welt in einem besseren Zustand zu hinterlassen, als wir sie selbst vorgefunden haben, und es gibt keinen besseren Weg, als das gemeinsam mit den Kindern von heute zu tun – den Erwachsenen von morgen.«
Anne Waak,
geboren 1982 in Dresden, arbeitet als Journalistin und Autorin für verschiedene Zeitungen, Magazine und Kulturinstitutionen. Sie hat eine Reihe von Büchern zu gesellschaftlichen Themen veröffentlicht, zuletzt Wir nennen es Familie. Neue Ideen für ein Leben mit Kindern. Sie lebt mit ihrer engsten Freundin und deren Sohn in Berlin.
Gender Pay Gap, Sexismus und toxische Männlichkeit
Von Geschlechtergerechtigkeit kann trotz aller Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte keine Rede sein. Die Welt der Kinder scheint in zwei Teile zu zerfallen: rosa und blau, lieb und wild, fürsorglich und kompetitiv. Diese Zweiteilung zementiert herrschende Stereotype und nimmt den Frauen und Männern von morgen ganz konkrete Gestaltungsmöglichkeiten für das eigene Leben.
Anne Waak analysiert klug, wie zu Hause, im Kindergarten oder in der Schule toxische Männlichkeits- und Weiblichkeitskulturen (re-)produziert werden, und formuliert ein lebensnahes Plädoyer: Nur, wenn wir unsere Kinder zu Feminist*innen erziehen, werden wir unsere Gesellschaft von den hohen Kosten des Patriarchats befreien.
»Wir brauchen mehr Stimmen von Müttern und Care-Arbeitenden – in Kunst, Politik und Literatur. Anne Waak ist so eine wichtige Stimme.«
Mareice Kaiser, Journalistin und SPIEGEL-Bestseller-Autorin
»Ein unbedingt lesenswertes, weil augenöffnendes Buch. Es denkt Elternschaft ganz neu und hält auch für Väter ebenso überraschende wie heilsame Erkenntnisse bereit.«
Christian Baron, Schriftsteller und SPIEGEL-Bestseller-Autor
Foto Anne Waak: Christian Werner
Ein Abend über "Geld", "Armut" und das gemeinsame Übermorgen
Zwei Frauen, zwei vermeintlich getrennte Welten, die ganz selbstverständlich zusammengefunden haben und an einem Strang ziehen: Da ist Marlene Engelhorn, Millionenerbin, Mitbegründerin der Initiative taxmenow und engagiert in der öffentlichen Debatte um Steuer- und Verteilungsgerechtigkeit. Und da ist Daniela Brodesser, Bürokauffrau und eine der Ersten, die offen über die eigene Armutserfahrung geredet hat und heute eine der profiliertesten Stimmen ist, wenn es um Teilhabe, Beschämung und Rückzug aufgrund von Armut geht.
An diesem Abend diskutieren die beiden Autorinnen essentielle Fragen, die in ihren in der "übermorgen"-Reihe erschienenen Büchern anschneiden: Wie viel ist genug, was gerade genug und was zu wenig? Wer bestimmt das eigentlich? Was ist das gute Leben für alle? Wie wollen wir teilen? Kennen beide Scham, und wenn ja, in welcher Form? Was wissen wir über Armut, was über Reichtum und warum im Grunde zu beidem: nichts? Und nicht zuletzt: Wem wird zugehört – und warum? Sicher ist jedenfalls: Die Antworten könnten Sie verunsichern.
Moderation: Stefanie Jaksch
Marlene Engelhorn, geboren 1992, studiert Germanistik an der Universität Wien und hat u.a. im Bereich der Nachhilfe und der Sprachtrainings gearbeitet. Als sie von ihrer hohen Erbschaft erfährt, beginnt sie sich mit den Ideen der Guerrilla Foundation auseinanderzusetzen, zu deren partizipativer Struktur sie im "Funders’ Circle" zählt. Sie ist Mitglied einer Gruppe, die sich nach dem Modell von Resource Generation aus den USA vernetzt, und Mitgründerin der Initiative "taxmenow".
Im Herbst 2022 erschien ihr Essay "Geld".
Daniela Brodesser, geboren 1975 in Linz, Bürokauffrau, Aktivistin, Kolumnistin, Mutter von vier Kindern, verheiratet. Bis zur Geburt des jüngsten Kindes typische Durchschnittsfamilie. Danach durch zwei schwere Erkrankungen in der Familie in Armut geraten. Seit 2019 wieder über der Armutsgefährdungsschwelle. Aus reinem Glück, weil es die Gesundheit wieder zulässt.
Im März erschien ihr Buch "Armut".
Alle sechs bis acht Wochen stellen wir hier abends ein paar Stühle im Kreis auf und feiern mit euch das, weshalb wir diesen Beruf auch gewählt haben: den intensiven Austausch über Literatur.
Wir wollen unserem Lesen noch genauer auf den Grund gehen, wollen Bücher auf noch mehr prüfen als allein auf ihre Form und ihren Inhalt.
Im Austausch mit anderen hat eine Lektüre so viel mehr Seiten, als wir allein je entdecken könnten.
Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns auch auf neue Teilnehmer*innen.
Beim 34. Lesekreis sprechen wir über:
Judith Hermann: Wir hätten uns alles gesagt
und
Doireann Ní Ghríofa: Ein Geist in der Kehle
übersetzt von Cornelius Reiber und Jens Friebe
Und darum geht's in den beiden Büchern:
Wir hätten uns alles gesagt
»Judith Hermanns Bücher sind unbeirrbare Erkundungen der menschlichen Verhältnisse« Roman Bucheli, Neue Zürcher Zeitung Eine Kindheit in unkonventionellen Verhältnissen, das geteilte Berlin, Familienbande und Wahlverwandtschaften, lange, glückliche Sommer am Meer. Judith Hermann spricht über ihr Schreiben und ihr Leben, über das, was Schreiben und Leben zusammenhält und miteinander verbindet. Wahrheit, Erfindung und Geheimnis - Wo beginnt eine Geschichte und wo hört sie auf? Wie verlässlich ist unsere Erinnerung, wie nah sind unsere Träume an der Wirklichkeit. Wie in ihren Romanen und Erzählungen fängt Judith Hermann ein ganzes Lebensgefühl ein: Mit klarer poetischer Stimme erzählt sie von der empfindsamen Mitte des Lebens, von Freundschaft, Aufbruch und Freiheit.
Judith Hermann wurde 1970 in Berlin geboren. Ihrem Debüt »Sommerhaus, später« (1998) wurde eine außerordentliche Resonanz zuteil. 2003 folgte der Erzählungsband »Nichts als Gespenster«. Einzelne dieser Geschichten wurden 2007 für das Kino verfilmt. 2009 erschien »Alice«, fünf Erzählungen, die international gefeiert wurden. 2014 veröffentlichte Judith Hermann ihren ersten Roman, »Aller Liebe Anfang«. 2016 folgten die Erzählungen »Lettipark«, die mit dem dänischen Blixen-Preis für Kurzgeschichten ausgezeichnet wurden. Für ihr Werk wurde Judith Hermann mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter dem Kleist-Preis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis.
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Ein Geist in der Kehle
DIES IST EIN WEIBLICHER TEXT
ZWEI SCHRIFTSTELLERINNEN, Jahrhunderte voneinander getrennt: In ihrem ungewöhnlichen Prosadebüt verbindet Doireann Ní Ghríofa Essay und Autofiktion, um das Innenleben und die tiefe Verbundenheit zwischen zwei schreibenden Frauen aus zwei verschiedenen Epochen zu erkunden. Es ist eine Feier des Lebens, der Liebe und des rechten Umgangs mit Leiden.
Im 18. Jahrhundert trinkt eine irische Adelige, als sie erfährt, dass ihr Mann ermordet wurde, eine Handvoll seines Blutes und verfasst ein außergewöhnliches Gedicht, das zum nationalen Mythos werden wird. In der Gegenwart entgeht eine junge Mutter nur knapp einer Tragödie und stößt auf ein Gedicht, das sie bereits als Schulkind gelesen hat. Besessen von den Parallelen zu ihrem eigenen Leben macht sie sich auf die Suche nach dem verschwiegenen Rest des Geschehens.
Eine große Geschichte über eine Frau, die ihre Stimme befreit, indem sie in die Vergangenheit vordringt und die einer anderen findet.
Doireann Ní Ghríofa ist eine irische Dichterin und Essayistin. Ihre Themen kreisen um Mutterschaft und Begehren, Tod und Familie, in ihrem Schreiben überbrückt sie die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sie ist vielfach preisgekrönt, und ihre Werke sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. Für ihre Texte erhielt sie unter anderem das Lannan Literary Fellowship (USA), den Ostana-Preis (Italien), ein Seamus Heaney Fellowship (Queen's University), den Hartnett Poetry Award und den renommierten Rooney Prize for Irish Literature. Mit »Ein Geist in der Kehle« gelang ihr ein international gefeierter Bestseller und der vielfach beachtete Durchbruch auf literarischer Ebene, sie gewann damit u.a. den An Post Irish Book of The Year Prize.